Samstag, 3. Dezember 2022

die behinderte

donnerstagnachmittag. ich schlörre rüber zum teuerka. es ist fast dunkel, die straßenlampen sind schon an und verbreiten ihr schummriges licht.

als ich um die ecke gehe, sehe ich im halbdunkeln eine junge frau. sie steht merkwürdig verdreht da: die beine überkreuzt, das becken viel zu weit nach vorne geschoben. sie verliert das gleichgewicht und stolpert, fängt sich aber wieder. 

ich komme neugierig näher und sehe, dass ihr blasses gesicht zu einer schrecklichen grimasse verzogen ist: die augen weit aufgerissen, der unterkiefer merkwürdig nach vorne geschoben. ach du kacke, denke ich, die arme! was das wohl für eine behinderung ist? schlimm sieht das aus! braucht die hilfe? bekommt die vielleicht gerade einen epileptischen anfall oder sowas?

dann erst entdecke ich das smartphone in ihrer hand und verstehe: die junge dame versucht sich in einem selfie! die grimasse sollte offenbar eine art duckface sein und die verkrüppelte körperhaltung sowas wie sexappeal vermitteln.

na dann. keine hilfe meinerseits nötig. gehirnzellen spritzen kann ich ja nicht.

 



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