Samstag, 19. März 2022

duck and cover

gestern abend durch ottensen geradelt, weil ich ja derzeit dort wohne. mit dem fahrrad ist trotz zahlreicher baustellenbedingt gesperrter straßen kaum ein durchkommen, weil einem an jeder ecke besoffene vollspacken in die speichen laufen.

ottensen ist in seiner wochenends-feierintensität inzwischen ähnlich widerlich wie schanze oder st. pauli - auch wenn das schnöseltum dort stärker vertreten ist, gentrifizierung sei dank. man rollt also seltener mit dem e-scooter an, sondern lieber mit vaddis penisprothese. 

das tut der intelligenzbefreiten enthemmung jedoch keinen abbruch. die üblichen lokalitäten sind - sicherlich auch frühlingsbedingt - brechend voll, und das brechend ist wörtlich zu nehmen, denn kotzpfützen pflastern meinen weg, höchste dichte wie immer am alma-wartenberg-platz, wo pinneberger teens vorm aurel mit den heute-heb-ich-einen-weil-mutti-es-erlaubt-hat-papis vom familieneck verschmelzen.

entsprechend froh bin ich, als ich endlich zuhause bin, flauschen mit den katzen, gin tonic im kühlschrank, terrasse für mich alleine, netflix auf 1849972627940 millionen zoll im fernseh-zimmer, später fette schaumparty in der badewanne.

viele fieberten ja diesem "freedom"-day entgegen als gäbe es kein morgen. auch ich habe vor zwei jahren mal gedacht: boah, disco, das wär mal wieder geil. inzwischen kann ich mir das kaum mehr vorstellen. 

zwei ausgehversuche endeten mit multiplen warnungen in der corona-app, vor allem aber mit menschenekel deluxe. einen anlauf richtung kneipe verwarfen meine freundin m. und ich nach umfangreichen diskussionen, zunächst mit dem c-argument, später, weil wir beide zugeben mussten, dass wir eigentlich NULL BOCK auf dumme wichsfressen hatten, mein kühlschrank sowieso die besseren drinks hergibt und man in meiner wohnung bedenkenlos kiffen kann.

selbst der luxus-mann, der corona gerne als "kleine grippe" abtut, will trotz wegfall der maskenpflicht weiterhin maske tragen, vorzugsweise ffp2. ich tue es sowieso, nachdem ich nun immer mehr heftige verläufe mit langen nachwehen im meinem privaten umfeld erlebe - bei menschen, die jung, fit und sportlich und selbst vernünftig bis penibel im beachten der regeln sind. was zeigt: du kannst dich nicht schützen, wenn es andere nicht auch tun.

die freiheit des einzelnen endet dort, wo die freiheit des anderen beginnt, sagt kant. doch kantianische vernunft hat längst keine gültigkeit mehr, weil der begriff "freiheit" permanent gangbangmäßig vergewaltigt, emotional-egozentrisch vollgewichst und danach wie "nachhaltigkeit" oder "wahrheit" oder "frieden" auf den sprachstrich der bedeutungslosigkeit geschickt wird.

unsere freiheit besteht entsprechend darin, andere krank zu machen und zu töten, völkern güter und grund und boden wegzunehmen, zu morden und zu vergewaltigen, haufenweise plastik in die meere zu kippen und alles für einen baldigen exodus eines großteils der arten zu tun. jo, that´s evolution, and evolution will go on, am ende regelts also der markt, denn ein überangebot an billiger dummheit findet auf dauer keinerlei abnehmer mehr, weil die dann zum glück alle futsch sind.

und noch mal zum thema maske: bevor sie beschließen, ohne zu gehen, schauen sie gerne zuerst in den spiegel. und damit sollte sich die entscheidung gegen eine gesichtsbedeckung bei den meisten eigentlich schon erledigt haben.



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