"du bist total gelangweilt und unglücklich", wirft mir der luxus-mann an den kopf, während wir durch tallinn spazieren. "dir gefällt es hier nicht!"
"hm, doch", sage ich. "aber mir... mir gibt das halt nicht so viel. ob ich jetzt hier oder woanders zwischen touris gequetscht an einem vollkommen überteuerten getränk nippe, ist mir relativ wurscht."
"da fährst du lieber zu deinen eltern!"
"ja. da kann ich ausschlafen und ich-sein... und meine freunde endlich mal wiedersehen und gute gespräche führen. das ist erholung für mich."
"das ist langweilig."
"das ist aber nachhausekommen für mich. fremd bin ich schon in hamburg, dafür muss ich nicht wegfahren und überteuerte mainstream-scheiße abarbeiten.
"wir müssen überlegen, wie wir das in zukunft gestalten", sagt der luxus-mann, als wir wieder in hamburg gelandet sind.
"ich denke, es ist besser, du fährst mit deinen kumpels weg. die haben auch so viel geld wie du, denen macht das nix, ein paar wochen in schicken hotels zu verbringen. schau, ich verdiene so wenig und ich habe so wenig urlaub.... jeder tag, an dem ich einfach nur ausschlafen kann, ist mir gold wert."
"das geht aber nicht, eine partnerschaft ohne gemeinsame urlaube."
"dann musst du dich von mir trennen."
kurzum, urlaub ist beim luxus-mann und mir keine quell der freude, sondern vielmehr ein kontext von unterschiedlichen erwartungen und missverständissen.
"du musst auch sagen, wenn du mal freiräume brauchst", meint der luxus-mann. "das kam ja in wien schon so durch."
"hab ich doch. ich hab dir gesagt, lass mich mal in ruhe zwei stunden auf zimmer chillen und nutze die chance, souvenier-läden abzuklappern, ohne dass ich mit genervter fresse draußen stehe und nachher über deine fragwürdigen errungenschaften lache."
"ich will halt gern, dass du mitkommt und auch was siehst."
"souvenierländen sind das letzte für mich. in jedem gibts den gleichen naiven kitsch für menschen mit zu viel kohle."
"ich mag halt kitsch."
"ich nicht. aber ich gebe dir die chance, ganz entspannt deiner vorliebe nachzugehen. ohne mich. während ich meiner vorliebe im urlaub, nämlich chillen, nachgehe."
"das finde ich nicht gut."
"also doch keine freiräume", spotte ich, und der luxus-mann guckt sauer.
bei der analyse der ursachen unserer unterschiedlichkeit sind wir ebenso weit voneinander entfernt wie bei der problemlösung.
"ich versteh dich ja", sage ich. "im alltag hast du einen job, der dich total unterfordert und der extrem stereotyp ist. klar, dass du irgendwann abenteuer suchst."
"genau. und meine 50 tage urlaub nutze ich dann halt nicht dafür, zuhause rumzugammeln."
"bei mir ist das aber anders. ich habe einen extrem anstrengenden job. ich muss mich ständig fortbilden und technologische neuerungen erfassen. ich reise und muss an kongressen teilehmen. ich mache immer mal wieder überstunden, und ich habe nur das gesetzliche minimum an urlaub. erholung bedeutet für mich daher vor allem nichtstun."
"selber schuld, verhandle halt besser."
"das sagt der, der bloß warten muss, was die gewerkschaft an weiteren annehmlichkeiten für ihn durchboxt!"
"ich verdiene gar nicht viel!"
"du bist hardcore überbezahlt, und wenn ich deine chefin wäre, würde ich dich rauschmeißen, genau wie 25 andere von deiner sorte auch."
"was heißt hier bitte "von deiner sorte"?"
"leute, die auf arbeit tatenlos rumsitzen und ihre zeit mit witzelesen totschlagen."
nach dem urlaub verziehen der luxus-mann und ich uns, um ohne einander unsere wunden zu lecken.
total sinnvoll.
und sehr erholsam.
Schade, dass ihr da noch keine Lösung gefunden habt.😕
AntwortenLöschenjein. also im nachhinein sind wir der meinung, dass wir so an sich ja super miteinander klarkommen. wenns nicht um das thema urlaub an sich ging, verstanden wir uns eins a. das ist für mich sehr ungewöhnlich.
Löschenoh je.
AntwortenLöschenich bin da uebrigens voll bei Ihnen in sachen urlaubsgestaltung.
ausserdem, wenn ich schon in der grosstadt wohne, wozu sollte ich dann im urlaub in eine andere grosstadt fahren?
großstadt finde ich schon ganz ok. ich bin kein strandtyp, dh. ich langweile mich nach spätestens drei tagen am strand rumhängen tödlich. in asiatischen oder sonstigen dörfern rumhängen reizt mich auch nicht. in bergen rumklettern, naja.
Löschenim urlaub möchte ich am liebten das, was ich sonst nicht habe: mit freunden rumziehen, familie, vorzugsweise heimat.