Samstag, 15. November 2025

homo faber reloaded

zurück als demütiger roboter in einer leistungsgesellschaft verzeichne ich zunächst grenzenlose erleichterung. das gefühl, wieder "normal zu sein". der eindruck, nicht mehr asozial, verachtungswürdig und dysfunktional zu sein. von der bettlerin zur königin der welt in nur acht stunden pro tag, es ist ein traum.

ich bin geradezu eifrig und plaudere euphorisch ideen aus, von denen ich irrsinnig viele habe, am liebsten nachts. die natürlich nicht weiter gefragt sind, denn unser management ist eine art abgehobener zirkel ohne berühungspunkte zum werktätigen aussatz, schwebend verankert und so unerreichbar wie unbelehrbar. aber ich plappere erregt vor mich hin, man oder ich könne ja dies und jenes tun, was dann jene oder nachfolgende vorteile hätte, und man nickt mir vage-wohlwollend zu, ja doch, altes mädchen, schön, dass du da bist, noch so eine bekloppte hat uns gerade noch gefehlt. 

sie sind einfach wunderbar, diese ersten tage als echter mensch, als homo faber. vermutlich liegt das am adrenalin, das mein körper aus einer mischung aus versagensangst, gefallenwollen und information overload jetzt wieder literweise durchs blut pumpt. mein nacken ist ein stapel glitschiger, knackender steine, meine linke schulter ein stapel ebenholz, und im arm pulsiert wie im letzten job schmerzhaft ein entzündeter nerv, aber das adrenalin spült das weh der werktätigkeit ins off, lässt nur noch das hirn existieren, denken, arbeiten, und zwar 24 stunden pro tag, in einem zustand rauschhafter seligkeit.

und dann die vorfreude auf das erste spärliche gehalt: was man damit nicht alles anstellen kann. bei rewe oder edeka einkaufen zum beispiel, und dabei nicht haarklein mitrechnen müssen, nur noch grob überschlagen, die angemessenheit prüfen, aber keine zahlen mit nachkommastellen mehr kalkulieren. ich konsumiere, also bin ich. ist es nicht einfach auf-re-gend?

ja, der status arbeitnehmer ist ein stadium kurz vorm totalem verrücktwerden. aber wer kennt das nicht.

2 Kommentare:

  1. Glückwunsch! Von irgendetwas müssen wir ja leben, und so können wir es nicht vermeiden, zu arbeiten und uns mit den Gegebenheiten der Arbeitswelt zu arrangieren. Sie und ich haben damit nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht. Ich wünsche Ihnen, dass alles gut läuft und der neue Job nicht nur erträglich, sondern erfüllend ist.

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