kurz nach mitternacht. bahnsteig richtung westen. in mir betäubende müdigkeit, mächtig wie ein neutronenstern, unter dessen schwerkraft sogar das mitgebrachte heimweh pfannkuchenflach gequetscht wird.
gegenüber donnert eine s-bahn vorbei, doch die bringt mich nicht ans ziel. ich muss warten: elf minuten noch oder eine kleine unendlichkeit.
acht junkies und obdachlose haben sich mit mir am gleis versammelt: ein spektrum erodierter persönlichkeiten, zerschlissene plastiktüten voll diffuser habe. habe, die mit "haben" nichts tun hat.
auch ich habe nichts, oder zumindest nichts zu verschenken. ach, nein, doch: eine pfandflasche. die herren lehnen ab, wollen nur cash. eine magere frau in einer zerlöcherten jacke schließlich nimmt die flasche dankend an und widmet mir freundlich nickend ein zahnloses grinsen.
demut ist ein survival skill, der den uneitlen vorbehalten ist.
ein graues menschlein von bahnmitarbeiter schleicht derweil sachte vorbei. leeres gesicht, blick richtung fliesen, eine aura der unsichtbarkeit wie eine phalanx um sich. vielleicht teilt es mein verschwinden-wollen, mein nicht wahrnehmbares schwer-nehmen und schwer-tragen, oder es denkt gerade an käsetoast oder einfach an nichts.
dieser bahnsteig ist ein prekärer kosmos, ein ort der traurigen flüchtigkeit. dunkle energie treibt seine besucher auseinander, inmitten von wolken aus uringeruch und subjektiver verlorenheit. und wie ein vektor schießt meine bahn aus dem tunnel, um mich hinter sich zischend schließenden türen mit in ein langes schwarzes loch zu nehmen.
poetischer und gleichzeitig treffender koennte man auch einen x-beliebigen neukoellner s-bahnhof abends um 11 nicht beschreiben - ich kann die szene fuehlen (und auch riechen....)
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