Mittwoch, 28. August 2024

kriminalität um 80 % reduzieren - und zwar langfristig

warning! ein für sehkrank-verhältnisse extrem feministischer text, der in seiner radikalität nicht ganz humorbefreit konsumiert werden sollte! verständnis für ironie und bewusstes polarisieren sollte vorhanden sein, bevor sie jetzt weiterlesen. sonst gehen sie bitte. danke.

ereignisse wie in solingen rufen nach konsequenzen. fest steht, wir haben ein problem. und zwar mit männern. und das nicht erst seit gestern und seit der verstärkten zuwanderung aus staaten mit etablierter macho-kultur.

statistiken untermauern diese tatsache: ohne männer hätten wir rund 80 % weniger kriminalität im land, denn frauen sind deutlich seltener kriminell als männer. beim delikt mord ist der geschlechtliche unterschied am größten: "... es gibt beispielsweise (fast) keine amokläuferin, sexualmörderin, raubmörderin oder massenmörderin. männliche gewalt ist der gesellschaftlich akzeptierte maßstab für normverletzungen und unterdrückung, die tötende frau hingegen ist der betörende und verstörende gegenentwurf. (...) in konkreten zahlen heißt das: nur 15 prozent der bei mord überführten täter sind frauen, bei den delikten totschlag und tötung auf verlangen sind es lediglich 12 prozent."

vielleicht denken einige nun: die armen männer können aber doch gar nichts für ihren hang zu kriminalität und gewalt. die haben schließlich viel mehr testosteron als frauen! die können sich leider nicht so im zaum halten. entsprechend muss man ihnen das eben nachsehen, wenn ihnen mal die faust oder das messer ausrutscht. oder auch der erigierte penis.

oder etwa nicht?

das institut für kriminologie der universität heidelberg geht davon aus, dass der überhang männlicher delikte vorwiegend eine frage persönlicher werte ist: "männer sind gewalttätiger als frauen, weil sie in größerem umfang delinquenz fördernde werte präferieren und delinquenz hemmende werte ablehnen." kurzum, kriminalität und gewalt sind eine bewusste persönliche entscheidung und keineswegs determiniert. soweit, so traurig. und so anspruchsvoll hinsichtlich der übernahme von verantwortung.

was mich persönlich dabei am meisten stört, ist die tatsache, dass die gesellschaft diese auffallend übermäßig ausgeprägte männliche kriminalität offenbar ganz ok so findet und sie quasi als naturgegeben hinnimmt. der großmäulige macker, der unreflektiert draufhaut, ist immer noch das standardmodell, während ein mann, der sich zurückzunehmen weiß, schnell als lahmer lutscher gilt. die evolution des mannes hinsichtlich gesellschaftlicher verträglichkeit geht insgesamt nur langsam vonstatten - und scheint momentan sogar rückläufig, wenn man beispielsweise die gestiegenen zahlen von häuslicher gewalt betrachtet. oder eben die von messerattacken.

verstehen sie mich nicht falsch. ich liebe die meisten männer von ganzem herzen - für ihre häufig naive ehrlichkeit, ihre unverstelltheit sowie ihre spontane und vielseitige energie. ich ziehe ihre gesellschaft deshalb oftmals der von frauen vor. ich bin auch keine anhängerin von frauenquoten und sonstigem regulativen quatsch. aber männer machen ein land - statistisch betrachtet und speziell in hinblick auf friedlichkeit, harmonie und sicherheit - leider nicht unbedingt besser. zumindest nicht derzeit. das ist ein großes defizit, das uns nicht nur innere sicherheit, sondern auch jede menge geld kostet. riesige polizeiaufgebote, komplexe überwachungsmaßnahmen, unzählige gerichtsprozesse und die kosten für bau und unterhaltung von gefängnissen - all das sind ausgaben, die sich unsere patriachalistische gesellschaft ohne nachzufragen leistet, während anderswo haufenweise geld fehlt. was mich persönlich fassungslos macht.

strengere gesetze, messerverbotszonen oder schnellere abschiebungen sind nicht mehr als ein medien- und publikumswirksames pflaster zur symptombekämpfung. die beendigung des selbstverständlichen hinnehmens von männern als täter hätte hingegen ein potenzial von theoretisch bis zu 80 % reduktion der gesamtkriminalität. 

just saying. 

zum glück hat die alte aber ja auch nix zu melden, denken jetzt sicherlich einige. aber wartet mal ab - zukunftsforscher tristan horx sagt das zeitalter der frauen voraus. zumindest rein theoretisch und immerhin auf sehr diplomatische art und weise. 

p.s.: die schreiben doch hier ab!


 

Freitag, 2. August 2024

müffelalarm und fortschreitender geistiger verfall

auf heimatbesuch. mit vatern geht es weiterhin bergab. das laufen ist nicht mehr sooo viel schlechter geworden, er kann sich noch mühsam mit dem rollator fortbewegen. aber es scheint fast permanent ein nebel in seinem kopf zu wabern. ähnlich wie das objekt lebt er in zuständen endloser tagträumerei unter verlust des zeitgefühls. mein vater kann den tag nicht strukturieren, lebt von mahlzeit zu mahlzeit und von toilettengang zu toilettengang. dazwischen sitzt er auf dem sofa, starrt vor sich hin oder schläft.

zwischendurch gibt es seltene helle momente. immer dann, wenn ihn etwas interessiert - zum beispiel sein auto. als er neue reifen braucht, organsiert er das so flugs wie früher, läuft sogar ohne rollator zur garage und wieder zurück in einem für ihn schier unfassbarem tempo. wir sind verblüfft: wie geht das? meine mutter, inzwischen vollkommen verbittert über meinen vater, spekuliert, dass er simuliert, um sich weiterhin alles anreichen lassen zu können. ich bezweifle das, kann mir aber psychologische komponenten dieses merkwürdigen krankheitsbilds immer besser vorstellen.

sonst braucht er mittlerweile hilfe bei fast allem. auch alleine anziehen geht nicht mehr. soll er beispielsweise in ein t-shirt schlüpfen, zieht er es dreimal falsch herum an. dann hängt es irgendwo oberhalb seines dicken bauchs, weil er nicht versteht, dass er sich mit dem rücken kurz von der stuhllehne lösen muss, um das t-shirt über den bauch bis nach unten ziehen zu können. meine mutter zieht und zerrt derweil an ihm und schimpft dabei.

neu ist, dass mein vater stinkt - und das nicht zu knapp. das liegt vor allem an seiner inkontinenz und dass er seine einlagen zu lange trägt, da er volle einlagen stante pede zum mülleimer bringen soll. ein gang, den man sich natürlich auch sparen kann, wenn man in kauf nimmt, dass die vollgesogene einlage in kleidung und polstermöbel suppt. meine mutter verteilt überall handtücher und alte sitzauflagen, um das schlimmste zu verhindern, und putzt und wäscht den lieben langen tag. trotzdem riechen alle räume, in denen sich mein vater länger aufhält, wie ein obdachlosenheim. 

ich habe mich gefragt, wie urin so schrecklich stinken kann. aber vermutlich liegt es daran, dass mein vater kaum trinkt. am schlimmsten ist es nachts. wenn er nachts auf toilette war, muss man mindestens eine halbe stunde warten und alle fenster aufreißen, damit der gestank wieder abziehen kann. ich selbst nehme meist die toilette im zweiten stockwerk, die er nie benutzt, da ich sonst vor lauter ekel nicht mehr einschlafen kann. dort liegen auch keine versifften einlagen herum, die ja eigentlich in den mülleimer sollen, aber leider selten dort landen. oftmals sind es nette souveniers für denjenigen, der das bad nach meinem vater benutzt.

eine weitere ursache des stinkens ist auch, dass mein vater beim duschen kein duschgel nimmt, sondern nur ein bisschen wasser über sich laufen lässt. laut eigener aussage hat er das immer so gemacht, aber das kann unmöglich stimmen. bis vor ein paar jahren roch mein vater nach dem duschen immer taufrisch nach seife. fast täglich benutzte er rasierwasser oder parfums. nun stinken vor allem die füße  schlimmer als harzer käse. sämtliche aufklärungsmaßnahmen zu diesem thema sind gescheitert. ich habe vorgeschlagen, eine pflegekraft hinzuziehen, die ihn duscht, aber mein vater hat erst pflegestufe 1. meine eltern bekommen nur 40 € monatlich für hilfsmittel.

ärztlicher rat bleibt aus. demenz, parkinson, vaskuläre oder wirbelsäulenschäden? all das steht nach wie vor im raum und scheint doch nicht für alle symptome auszureichen. wir bestürmen meinen vater, sich doch einmal für zwei oder drei wochen in eine reha zu begeben, wo intensiv mit ihm gearbeitet wird. schon allein, um meine mutter zu entlasten, die kurz vorm nervenzusammenbruch steht. aber er weigert sich beharrlich. es sei ja alles nicht so schlimm, meint er, im alltag klappe doch alles. zwischen seiner wahrnehmung und der realität klafft ein weltall.

vor zwei wochen war er bei einem rudimentären demenztest, der überraschend gut ausfiel. wenn er sich keine blöße geben will, funktioniert tatsächlich viel. wieder rätseln wir: ist es wirklich eine krankheit? oder doch nur faulheit? und wenn es eine krankheit ist, wie viel anteil trägt die faulheit an ihrer permanenten verschlechterung?
"kannst du es nicht besser - oder ist es dir einfach egal?", frage ich immer wieder. "niemand wird dir vorwürfe machen, wenn du etwas einfach nicht mehr kannst. aber du musst uns helfen, damit wir dir helfen können!" meine vater kann oder will diese frage nicht beantworten. 

morgens geht es ihm am schlechtesten, insbesondere psychisch. er hat mehrfach verschiedene antidepressiva verordnet bekommen, die seinen antrieb steigern und ihn aus seiner totalen passivität holen sollen. ich hatte fast gejubelt, als mir meine mutter sagte, sie hätten endlich ein rezept dafür bekommen. mein vater weigert sich jedoch, auch nur ein medikament zu versuchen. "du kommst aber doch morgens vor lauter depressivität kaum aus dem bett", sage ich. nein, er habe keine depressionen, behauptet mein vater dann.

meine bereitschaft zu helfen schwankt. ich versuche, meinen vater zum spazierengehen und anderen bewegungsarten zu motivieren. gehe kleine strecken mit ihm, lobe und treibe ihn an. bringe ihm ein paar kniffe am computer bei, die er sich sogar überraschenderweise merkt. doch immer wieder übernehmen auch verzweiflung und wut das ruder. als ich wieder einmal über vollgepisste einlagen und unterhosen stolpere, explodiere ich. sage ihm, wie ich mich für ihn schäme und dass ich niemanden mehr in dieses haus mitbringen könne. dass ich gottfroh sei, dass der luxus-mann keinen urlaub bekommen hat und anders als geplant in kackstadt geblieben ist. eine zumutung sei das, überall seine exkremente herumfliegen zu lassen, und dass er doch sonst schon keinen finger rühren müsse. mein vater wirkt erst zerknirscht, dann wieder vollkommen unbekümmert. mir ist klar, dass er das ereignis sofort wieder ausblendet. ich mache mir indes vorwürfe: ich reagiere schon so zickig und entnervt wie meine mutter! wie kann ich nur einen alten, kranken mann so behandeln!

montag geht es wieder zurück in den norden. fortbildung beantragen, bewerbungsgespräch wahrnehmen, steuererklärung machen, den luxus-mann wiedersehen. mehr als genug zu tun. normalerweise bin ich immer traurig, wenn ich wieder in kackstadt bin. diesmal bin ich fast erleichtert, obwohl ich hier und heute mein elternhaus wahrscheinlich zum letzten mal besucht habe. das stimmt mich wehmütig. längst denke ich nicht mehr in jahren, sondern in monaten. ich lasse meine blicke sehr lange durch mein altes kinderzimmer streifen, überlege, was ich weggebe und was ich mitnehmen werde und wie ich den transport dafür organsiert bekomme. und immer wieder, was wir mit dem haus machen könnten. wahrscheinlich werde ich es nicht halten können, allein die nebenkosten sind höher als meine spätere monatliche rente. so gerne ich hier alt werden würde - die finanzielle situation erlaubt eigentlich nur einen verkauf.

der gefühlsmix aus wehmut, ungewiss, mitleid und zorn wühlen mich auf und verwirren mich. seit drei wochen nehme ich keine antidepressiva mehr, da ich ohne kackjob kaum mehr psychische probleme habe. diese realitäten erlebe ich jedoch ungefiltert und unschön. mal sehen, wie lange ich sie ertrage.