Freitag, 28. Januar 2022

kapitalismus in der beziehung

der luxus-mann und ich wohnen bekanntlich nicht zusammen. während er durchaus den wunsch hegt (seine kosten zu teilen), bin ich strikt dagegen.

ich glaube an keinen alltag miteinander. möglicherweise bin ich noch von meinem ersten versuch traumatisiert, mit einem mann zusammen zu leben. aber es gibt auch leider viele handfeste gründe gegen ein gemeinsames zuhause. 

das wichtigste gegenargument ist ein thema, das sehr schwer im beziehungsalltag wiegen kann: geld. 

auf den ersten blick scheinen finanzen bei uns eine konfliktfreie zone. der luxus-mann ist nicht reich, aber durchaus wohlhabend. ich bin ebenfalls nicht mehr arm. wir haben ungefähr ähnliche voraussetzungen. wir könnten uns also dinge in etwa derselben mittleren luxusklasse leisten.

der luxus-mann hat jedoch die große angst, zu kurz zu kommen. weil, wie er oftmals sagt, alle frauen immer glauben,  dass der mann alles bezahlen muss. IMMER. ALLES. emanzipation bedeutet für ihn deshalb, dass frau die hälfte aller kosten trägt. und zwar konsequent.

in der tat teilen wir die kosten, wenn wir beispielsweise im restaurant essen oder in den urlaub fahren. ich bezahle so auch die hälfte benzinkosten, wenn wir nur zu meinen eltern fahren und dort umsonst bei meinen eltern wohnen und essen. 

das führt dazu, dass ich mir geschenke oder aufmerksamkeiten jeglicher art verbiete, obwohl ich öfter mal was sehe, wo mein impuls mir sagt: bring das doch dem mann mit, das gefällt ihm! aber ich rechne dann und denke: ich bekomme ja auch nie was.

ich bin nicht gerne so. ich empfinde das als geizig. aber ich habe das gefühl, mir dies einfach selbst zu schulden: nicht großzügig zu sein, jedenfalls nicht zu jemanden, von dem ich nichts erwarten darf.

das genaue aufrechnen führt leidergottes nicht zu ruhe und harmonie, im gegenteil. 

heute beispielsweise gehe ich in den supermarkt, weil ich für monsieur und seine gefräßigen freunde am wochenende kochen soll. und zwar mit fleisch. ich ekle mich zutiefst davor, rohes fleisch anzusehen und vor allem anzufassen. deshalb kann ich später auch nur eine mini-anstandsportion essen. der ekel ist sehr nachhaltig.

das geschleppe mit den einkäufe ist mein eigenes vergnügen, da der mann im warmen bleibt und offiziell arbeitet. doch ich kaufe auch nur einen bruchteil ein, weil mir einfällt, dass ich noch einiges an gemüse und anderen zutaten zuhause habe. das würde ich mitbringen, sonst wird es bloß schlecht.

als ich in luxushausen ankomme und meine 30€ für die einkäufe gerne wiederhätte, gibt mir der luxus-mann die hälfte. "wir teilen ja", sagt er.

da platzt mir der kragen: "alter! ich gehe hier alleine einkaufen und schleppe den ganzen mist! ich bringe außerdem noch sachen von mir zuhause mit! ich stehe dann morgen eine stunde in der küche und muss kochen, was ich zutiefst hasse! und ich esse noch nicht mal groß was von diesem fraß! ich zahl doch nicht dafür, dass ich hier die komplette arbeit mache!"

der luxus-mann akzeptiert das sehr widerwillig. er ist sichtlich angefressen, das kann ich sehen. vermutlich wird mir das bei der nächstbesten gelegenheit aufs brot geschmiert mit dem argument, ich sei geizig.

für heute habe ich also gewonnen, doch seelenfrieden bedeutet das nicht. mich wurmt es, solche diskussionen zu führen, weil es mir schwer fällt, ablehnung zu riskieren, noch dazu von einem mir so wichtigen menschen.

aber ich muss es so machen. ich stehe für mich ein, auch wenn es dem anderen und meinem vergangenheits-ich nicht in den kram passt. ich möchte mich nie wieder klein machen müssen vor einem mann. anders als früher bin ich auch nicht mehr erpressbar, weil ich selbst genug geld habe und mein eigenes leben führe.  

und ich denke, bei der sache mit dem eigenen leben wird es dann wohl auch bleiben.

8 Kommentare:

  1. Das mit dem Geld klingt anstrengend.
    Die Sache mit den Geschenken finde ich sehr schade, weil Geschenke eine tolle Sache sind.

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    1. geht mir auch so. ich schenke echt gern. aber so fehlt mir die lust.

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  2. Du meine Güte, das wäre mir zu stressig!
    Wir sind jetzt seit 44 Jahren zusammen und haben ein gemeinsames Konto.
    Es gab Phasen, in denen aus familiären Gründen, jeder von uns beiden auch mal Alleinverdiener war und für alle Kosten aufkam.
    Es funktionierte einwandfrei, ohne Vorwürfe und dem Gefühl "zu kurz zu kommen".

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    1. ein gemeinsames konto käme für mich niemals infrage. dazu schätze ich meine unabhängigkeit viel zu sehr.

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  3. Puh, das wäre für mich so nicht möglich.
    Ich hatte mal eine ähnliche Beziehung bei der ich, mit Blick zurück, finanziell drauf gelegt habe und bei der das Gegenüber auch noch eine Unterschrift für ein angebliches Privatdarlehen wollte, weil man habe ja den Flug für den Urlaub bezahlt. Das ich den kompletten Urlaub inkl. Taschengeld zahlte war egal.

    Heute haben wir beide unsere Konten und jeder hebt das ab was er braucht. Von seinem Konto gehen die Fixkosten von meinem die Lebenshaltung und alles was am Ende des Monats über bleibt geht auf das Sonderkonto. Er hat seit 16 Jahren keinen Kontoauszug mehr gezogen und ich kümmere mich um alles, wenn es um Neues geht, heißt es von uns beiden "können wir..." und dann ist gut.

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    1. ich zahle zum glück nicht drauf. ich dachte aber, der luxus-mann hat seinen frieden, wenn wir einfach sehr genau teilen.
      aber er erwartet trotzdem großzügigkeit von mir und nennt mich geizig, wenn ich darauf keine lust habe.
      das ist ein bisschen wie bei den männern, die gerne eine offene beziehung hätten, aber die frau soll dabei bitteschön gefälligst treu sein, sonst ist sie eine schlampe. :-D

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  4. Ein gemeinsames Konto käme für mich auch nie (wieder) in Frage.
    Habe den ganzen Blog durch.☺
    Liebe Grüße aus Mittelfranken.
    Manu

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    1. manu aus mittelfranken, das ist ja ein ding! hatte mal eine manuela in meiner klasse, neben der saß ich sehr lange.
      ganz herzliche grüße in meine heimat! :-)

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