der luxus-mann hat traumhafte arbeitsbedingungen. er verdient für extrem wenig arbeit übermäßig gut, bezieht umfangreiche goodies und sozialleistungen und hat urlaub ohne ende. ich verdiene mäßig, habe extrem viel stress und verantwortung und muss um jeden urlaubstag kämpfen.
"du bist halt ne typische werberin. ihr seid alle total blöd und lasst euch verarschen", sagt der luxus-mann regelmäßig. so viel zum grundtenor. verständnis dafür, dass ich sogar manchmal spaß bei der arbeit habe und so etwas wie ehrgeiz besitze, hat er nicht. er selber lässt sich treiben, schiebt seine aufgaben seinen zahlreichen kollegen zu und liest während der arbeitszeit fußballnachrichten.
wenn es um urlaub geht, nimmt er sich frei, wann er will und setzt mich dann vor vollendete tatsachen. "nimm dir da auch mal frei, dann fahren wir da und da hin", heißt es dann. und wenn ich sage, geht nicht, da hab ich dies oder jenes projekt, ist die stimmung schlecht. ich rede mir den mund fusslig, um ihm die strukturen, unter denen ich arbeite, klar zu machen, und dass ich ohnehin ungern urlaub nehme, weil das nur bedeutet, dass ich dafür unter hochdruck wochenlang vor- und anschließend noch mal nacharbeiten muss. dass es niemandem gibt, dem ich etwas übertragen kann oder der mich unterstützt. und dass es zeiten gibt, in denen ich nicht einen nachmittag frei nehmen kann, um meine gesundheitsvorsorge zu machen. er stellt sich dämlich. oder ist es in dieser hinsicht vielleicht auch.
als ich mal leichtsinnigerweise erwähne, dass ich lust auf einen sprachkurs in verbindung mit einem bildungsurlaub hätte, reagiert er sauer. "du verdödelst nur deine zeit, und wenn wir wohin fahren wollen, geht das dann nicht." dass mein arbeitsleben voraussichtlich erst endet, wenn ich tot bin, und dasss ich angesichts dieses beschissenen umstands wenigstens ein bisschen aufsteigen möchte, um irgendwann mal sowas wie schmerzensgeld zu verdienen, versteht er nicht. er will in wenigen jahren in altersteilzeit - zu einem zeitpunkt, zu dem dies nicht einmal meinem von allen seiten gepamperten beamten-vater möglich gewesen wäre.
zwei faktoren werden unsere beziehung - sollten keine emotionalen trennungsgründe dem zuvorkommen - voraussichtlich in den nächsten zwei bis sieben jahren zum scheitern bringen: dass ich nicht in hamburg bleiben möchte und dass ich mich jobtechnisch weiterentwickeln will und muss. und dass der luxus-mann keine meiner bewegungen mitmachen, mir aber zugleich weder einen roten teppich ausbreiten noch einen ring an den finger stecken wird. innige phasen wie in den letzten wochen legen einen rosa schleier über all das. doch dann sehe ich wieder klarer. rational betrachtet hat diese beziehung eine stark begrenzte haltbarkeit.
den schussstrich jetzt schon zu ziehen, scheint mir indes unmöglich. da sind zu viele positive emotionen. ich habe mich schrecklich an den luxus-mann gewöhnt. ich habe angst vor den untiefen der depression und leere, die mich anschließend wieder überkommen werden. und ich bin bequem, habe angst vor meiner eigenen courage, genieße das kleine glück, das ich habe und das mich und meine permanente innere suche fast eingeschläfert hätte.
aber eben nur fast.
Es gibt fast keine perfekte Beziehung - man muss leider immer Abstriche machen. Daher nimm den Spatz in der Hand und nicht die taube auf dem Dach! Ein bisserl mehr Optimismus tut immer gut
AntwortenLöschenden spatz hab ich gern. ;)
LöschenSo viele Gemeinsamkeiten zu uns... Ich habe nur keine Angst vor einer Leere, die bliebe. Ich habe beschlossen, das Glück zu genießen, solange wir glücklich miteinander sind. Und wenn es eines Tages anders ist, dann bin ich anders glücklich. Nach dem Schmerz. Mein Leben ist dann ja nicht zuende.
AntwortenLöschenich habe immer nach dem motto "all in" gehandelt. beim ersten herzensbrecher, der für mein blog verantwortlich ist ebenso wie beim objekt - also auch bei kandidaten, bei denen ein erfolg im herkömmlichen sinne sehr unwahrscheinlich war. ich mags intensiv.
Löschenaber ich weiß auch um meine disposition, lange und intensiv zu leiden. da ich nicht mehr vollkommen abstürzen und in der klapsmühle landen will, versuche ich mich seit einigen jahren in einer art emotionsmananagement. mehr oder minder erfolgreich. ;)