jedes jahr veranstaltet der luxus-mann einen urlaub mit seiner patchwork-familie. dann fahren töchterlein, sohn, kindermutter nr. 1 und er nach skandinavien und hängen dort in einem ferienhaus am strand ab. der luxus-mann selbst findet solche urlaube an sich langweilig, aber er genießt sie, weil er dann seine anstrengende tochter ohne deren ebenfalls anstrengende mutter um sich hat.
dieses jahr weigert sich das verwöhnte fräulein tochter mit händen und füßen - und der luxus-mann fragt, ob ich nicht mitfahren möchte. nicht zum ersten mal, aber da ich keinen bock auf ferien mit einem faulen, empathiearmen und sämtliche aktivitäten sabotierenden pubtertätsmonster habe, hatte ich die jahre zuvor dankend abgelehnt. diesmal sage ich zu, obwohl ich gerade wieder von meinem besuch im osten zurück bin und eigentlich dringend ein wochenende für mich zum nachdenken bräuchte.
als wir nach vielen stunden fahrt endlich ankommen, bin ich zunächst leicht enttäuscht. das ferienhaus, vom luxus-mann als palast beschrieben, ist kleiner als gedacht und wirkt nicht besonders sauber. es steht auch nicht einsam auf einer düne, wie es die fotos nahegelegt hatten, sondern in nähe der straße. (tipp: buchen sie niemals etwas über booking.com, die bilder sind alle fake.)
die landschaft aber ist eine offenbarung. wir spazieren bei sturm in den sonnenuntergang. das meer brodelt wie ein kessel kochendes wasser, fast mannshohe wellen brechen am strand. die sonne lugt derweil zwischen bedrohlich schwarzen wolken hervor. der kleine hund der kindsmutter nr. 1 dreht völlig durch vor freude und versucht sich im jagen von möwen.
der sturm soll uns ganze sieben tage begleiten. am zweiten tag versuchen der sohnemann und ich uns im schwimmen. doch die wellen sind so heftig, dass wir nicht einmal richtig ins wasser kommen. der sohnemann, ein durchtrainerter athlet, versucht irgendwann, sich sitzend hineinzurobben, wird aber dennoch wieder zurückgespült. seine oberschenkel sind blutig verschrammt, weil er von den wellen über die steine am ufer gezogen wurde, und er gibt auf.
obwohl es draußen nicht mehr als 14 grad hat, frieren wir nicht, als wir nass aus dem meer kommen. unsere haut ist rot und brennt von den wellen, die sich an uns gebrochen haben. dick vermummte spaziergänger beglotzen uns neugierig, als wir durch die hohen dünen klettern, um zu unseren handtüchern zu kommen, die wir in eine sichere mulde gelegt und mit steinen beschwert haben.
als wir zurückkommen, hat die kindsmutter nr. 1 schon das abendessen zubereitet. diese aufgabe übernimmt sie jeden tag, weil sie als einzige von uns wirklich kochen kann. ich schäme mich ein wenig deshalb. die männer hingegen haben weniger skrupel und lassen uns frauen alleine mit allem, was in der küche an arbeit anfällt. sie lümmeln auf den sofas vorm fernseher, spielen x-box und sehen sich kampfsport-videos an.
auf mein drängen hin machen wir einige ausflüge in die umgebung. sogar zu einer kunstausstellung im nachbarstädtchen kann ich den luxus-mann überreden. abgesehen davon machen wir täglich eine wanderung durch die dünen, um die kalorienlastigen mahlzeiten der kindsmutter nr. 1 zu verdauen. ich nutze die gelegenheit für jogging-touren jenseits von asphalt und abgasen, und manchmal begleitet mich der sohnemann.
obwohl ich ernsthafte bedenken hatte, dass ich mich langweilen könnte, vergehen die sieben tage wie im flug. am letzten tag bin ich tatsächlich wehmütig. ein letztes mal unternehme ich eine jogging-runde durch die dünen, sauge die saubere, salzige luft in mich ein und grusle mich furchtbar beim gedanken an das dreckige, laute und müllige hamburg.
Wie konnte ich diesen schönen Blog aus dem Auge verlieren.
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