Mittwoch, 9. August 2017

eier ab

nachdem ich die kupferkette los bin und wieder hormonell verhüte, habe ich stante pede zurück zu meinem alten frauenarzt in der innenstadt gewechselt. er ist russe und ich komme mit seiner nüchternen und engagierten art sehr gut klar.

heute nahm ich allen mut zusammen und fragte nach der möglichkeit der sterilisation.
"hm, für eine frau ist das natürlich..."
"ich weiß, dass ich eigentlich zu jung bin!" falle ich ihm ins wort.
"es ist ja ihr körper und ihre entscheidung", meint er dann überraschend mild.
"aber?"
"es ist ein laparoskopischer eingriff. in vollnarkose. sie müssen sich danach mindestens zwei wochen wirklich schonen."
"zwei wochen geht doch."
"es können bei dem eingriff umliegende organe sehr leicht verletzt werden."
"das habe ich gelesen."
"das kann beispielsweise zu inkontinenz führen."
"das weiß ich, das ist aber auch das einzige, wovor ich angst habe."
"und es ist teuer."
"wie teuer?"
der arzt nennt eine summe. ich hätte mit mehr gerechnet.
"das ist finanzierbar. ich habe gespart."

der arzt lehnt sich in seinem weichen sessel zurück und schaut mich nachdenklich an.
"warum sie? warum nicht ihr partner?"
"sie meinen, warum er sich nicht vasektomieren lässt?"
"genau. das ist so einfach und risikoarm und sogar billig im vergleich."
"er fürchtet um seine männlichkeit und dass er dann keinen mehr hochkriegt."
"aber es ist keine op. der samenleiter wird über den hoden durchtrennt. kein eingriff, keine narben, keine schmerzen, kaum risiken. in den usa ist das eine standard-verhütungsmethode."
"er wehrt sich mit händen und füßen."

der doc seufzt.
"reden sie doch noch mal mit ihm. wenn sie zusammen zu einem urologen gehen, nimmt ihm das bestimmt die angst."
"seine angst ist nicht rational. er glaubt auch, dass spinnen von außerirdischen auf der erde ausgesetzt wurden, um die menschheit zu vernichten", kichere ich.
der doc grinst kurz, wird aber dann gleich wieder ernst:
"aber es muss ihm doch klar sein, was für einer gefahr er sie aussetzt."
"das ist ihm wurscht."
der doc zieht die augenbrauen hoch.
"also ich meinte nicht wurscht im sinne von: die alte kann ruhig draufgehen, sondern eher so, dass er sich damit überhaupt nicht befassen will. alles was mit krankheit und arzt zu tun hat, bereitet ihm übermäßige angst, habe ich den eindruck."
der doc schaut bedeutungsvoll drein.
"ich hatte schon immer eine vorliebe für männer mit neigung zu hypochondertum und panik", sage ich entschuldigend.

"also gut", sagt der doc und holt dann einen gelben überweisungsschein. "ich habe einen kompetenten kollgen in einem hamburger krankenhaus, der kann sie zum thema sterilisation sehr gut beraten. und dann reden sie bitte noch mal mit ihrem partner. vielleicht ist ihm nicht bewusst, dass eine sterilisation ein großer eingriff in den organismus ist."

als ich draußen bin, fühle ich mich maßlos erleichtert. selbst wenn der luxus-mann wahrscheinlich nicht mitziehen wird, scheint hilfe für mich doch in greifbarer nähe.


13 Kommentare:

  1. Spinnen von Außerirdischen, genial.
    Ich finde so eine Vasektomie ist eine feine Sache. Dadurch wird man auch für Außerirdische uninteressant. 😉

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    1. sexuelle angebote von außerirdischen fehlen noch in meinen erfahrungen. :D

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  2. (Ich bin ein Mann. Schreibe nur unter den Account meiner Frau, weil sie bei google ein Postfach hat und mir es zu umständlich ist, für Kommentare hier irgendwas einzurichten.)

    Also ich wollte nur meine Erfahrung weitergeben bezüglich der an mir vollzogenen Vasektomie. Geschehen im September vor einem Jahr. Es verlief alles komplikationslos und fast schmerzlos, im Prinzip unterhalb der Schwelle des Erwähnenswerten. Probleme irgendwelcher Art blieben aus.

    Ich hätte es meiner Frau nie erlaubt, bei ihr ne Sterilisation machen zu lassen, die Risiken und die Schwere des Eingriffs sind im Vergleich zu meiner OP ungleich höher.

    Das Intimleben hat nach der OP keinen Schaden erlitten, im Gegenteil. Man machts genauso oft miteinander wie vorher, wenn nicht gar öfter und wir fühlen uns viel freier.

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  3. Gute Entscheidung. Falls (was wir ja nicht hoffen), die Aera Luxus-Mann zu Ende ist, brauchst Du nicht wieder neue Überlegungen anstellen. Und die Eierstoecke bleiben ja erhalten - vielleicht kannst ja einige Eierlei gewinnen und konservieren, solltest Du Deine Meinung aendern. Habe uebrigens meine Einstellung (kinderlos zu bleiben) nie bereut.

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    1. der mann ist jetzt vielleicht doch bereit, schnippschnapp zu machen. einfach, weil er es genauso sieht wie du: egal ob wir zusammen bleiben oder nicht, er ist eine sorge ärmer.

      wenn die sterilisation risikoärmer wäre, würde ichs ja trotzdem machen. aus genau diesem grund. und ich brauche auch keiner eier aufzubewahren, weil ich nicht eitel bin. falls die sehnsucht nach einem kind durchkäme, würde ich ein pflegekind aufnehmen. dieses behaaren auf eigene kinder finde ich egomanisch.

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  4. Sterilisation? Mit vorgezogenen Wechseljahren und dem ganzen Driss, der so noch früh genug kommt? Also das wär mir zu radikal.
    Ich hab mich für eine Hysterektomie entschieden. Medizinische Indikation durch Myome und Beschwerden wie Niagarablutungen und Schmerzen. Die Eierstöcke und mit ihnen die Hormone hab ich aber behalten.
    Zwei Wochen war ich krank geschrieben, nach einer Woche gings mir schon wieder sehr gut.

    (www.meinelash.wordpress.com)

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    1. darüber habe ich auch nachgedacht, meine mutter hat sich ihre ja auch entfernen lassen (wegen myomen). war damals ja standard.

      es gibt noch eine weitere möglichkeit, die endometriumablation. bleibt alles drin, nur die gebämutterschleimhaut wird weggebrutzelt. keine blutungen mehr und steril ist man auch mit sehr hoher wahrscheinlichkeit.

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  5. Wäre auch eine Möglichkeit. Bei mir ist es jetzt sieben Monate her und ich hau mir immer noch jeden Tag selbst auf die Schulter für diese Entscheidung. :) Letztes Jahr um die Zeit hab ich noch ne Pille danach eingeworfen, weil das Kondom gerissen ist, danach hatte ich nicht mehr so viel Spaß am Urlaub..
    Jetzt bin ich das Geblute komplett los und die Schwangerschaftssorgen auch im Tausch gegen zwei winzige Narben am Bauch. Bezahlt hats übrigens komplett die Kasse.

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  6. Genau, die Frauenärztin hat mir die Überweisung geschrieben. Hab leider keine Ahnung, ob das ohne Indikation aus eigener Tasche überhaupt bezahlbar ist, da eine Vollnarkose sein muss. Ansonsten war es ambulant, früh hin, nachmittags heim.

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