Freitag, 20. Oktober 2017

#metoo

obwohl ich sexuellen missbrauch als kleines kind erlebt habe und der täter nie belangt wurde, beobachte ich die #metoo-kampagne mit skepsis.

ich kann ohne weiteres bestätigen, dass frauen - insbesondere wenn ihr äußeres nicht unter gewissen hässlichkeitsgrenze liegt - vielfach und während einer bestimmten lebensphase ganz besonders auf eine weise angemacht werden, die ausgesprochen unangenehm bis angsteinflösend sein kann. allerdings bin ich auch der meinung, dass "sexuelle belästigung" ein subjektiv dehnbarer begriff ist. für mich beginnt sexuelle belästigung dort, wo mich jemand ungewollt berührt, festhält oder mich verbal bedroht, um sich mir sexuell nähern zu können. dann gibt es aber auch jede menge hysterische puten, die in jedem, der ihnen ein kompliment für ihr äußeres macht, einen serienmordenden vergewaltiger vermuten. damit ist auch #metoo leider synkretistisch und vollkommen indifferent.

ja, frauen werden oftmals auf ihr äußeres reduziert und das ist längst nicht mehr zeitgemäß. wir wollen respekt und dass unser wille berücksichtung findet, nicht nur im sexuellen kontext, und dass sich männer be- und zurücknehmen, nicht zuletzt, weil sie aufgrund ihrer körperlichen überlegenheit verantwortung tragen. kultiviertheit und so. das hat noch nicht mal etwas mit feminismus zu tun.

aber wir sind auch alle tiere. wirft der pfau sein rad, heißt das nicht, dass er die pfauin besteigen darf. aber dass er sein rad wirft, kann man dem pfau schlecht untersagen. wenn ich ein schleimiges kompliment vom typen erhalte, den ich kacke finde, fällt mir als selbstbewusster frau doch wohl ein spruch ein, der ihm klar macht, dass die anziehung nicht auf gegenseitigkeit beruht. und wenn jemand seine erektion an mich drückt, gibts eben was auf die nüsse. das ist klare, direkte kommunikation. dafür muss ich mich nicht opfer-like hinter einer internet-kampagne verstecken und demütig-anonym anklagend auf gerechtigkeit hoffen, die so ganz bestimmt nicht eintreten wird.

das argument der kampagne ist angeblich die stärkung des bewusstseins für sexuelle belästigung. aber schaut doch mal, was passiert, wenn ein thema viral geht: eine zeitlang trendet es, dann gerät es in vergessenheit und wird vom nächsten trend abgelöst. flüchtlinge? interessiert fast keine sau mehr. klimawandel? wie 80er! kinderarmut? wissen wir alle, interessiert uns aber nicht. das internet relativiert, indem es kurzlebiges, undifferenziertes interesse erzeugt. es ändert aber rein gar nichts. für veränderung braucht es echte kommunikation und bemühen um gegenseitiges verständnis. facebook & co. sind aber turbobeschleuniger in sachen entfremdung, empathieverlust und oberflächlichkeit. damit bleibt #metoo m.e. ein kurzer aufschrei nach aufmerksamkeit, der aber sicherlich bald verhallen wird.

7 Kommentare:

  1. Punkt.

    Ü40 ist das dann eh alles vorbei, da würde man sich freuen, mal wieder "belästigt" zu werden ;)

    (Hysterische Puten made my day ;) )

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    1. :D na dann sinds bei mir ja auch nur noch 4 jahre. ich genieße es solange mal lieber, wenn mir jemand komplimente macht oder mir an den arsch fassen will. ;) ich glaube ja, dass ich das eher vermissen werde. ist ja jetzt schon so, dass mir eher typen geil finden, die ü50 sind. neulich hat mich sogar ein opa auf dem friedhof angemacht, der das grab seiner frau besuchte. ;) so sind männer eben. ich finds nicht schlimm, solange mich nicht jemand unagenehm antatscht oder zum sex zwingt.

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    2. Ich wurde als junges Mädchen überfallen, aber in letzter Sekunde von einem anderen Mann gerettet. Dennoch ist dieser ganze metoo-Quatsch für mich nervig. Warum kommen die Frauen gerade jetzt damit heraus? Ich habe gelernt zu aufdringliche Männer auf Distanz zu halten. Sollte ein Mann gegen meinen Willen zu weit gehen, schreie ich die ganze Stadt zusammen. Aber jetzt und gleich und hier. Und nicht erst Jahre später. Aber was ist sexuelle Belästigung überhaupt? Ich habe da die gleichen Ansichten wie du, sehkrank. Und keine Angst: ich bin 57 Jahre und es vergeht kaum ein Tag an dem ich keine Komplimente bekomme. Das haben wir ja doch alle gern, wir Damen oder? Solange es nicht übergriffig wird ist ja das Spiel zwischen den Geschlechtern aufregend. Da sollte man nicht so hysterisch auf jedes Wort reagieren, auch wenn es einmal ein wenig derb ausfällt. Augenmaß ist auch bei diesem Thema gefragt.

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    3. das ist ja eben. wenn mir ein typ gefällt, finde ich eine gewisse dreistigkeit sexy und charmant. jut, ich gebe zu, ich stehe auf dominanz. vor allem, wenn sie intelligent und humorvoll ausgespielt wird, bekomme ich herzklopfen.
      trotzdem würde ich bei einem mann, der mir jetzt nicht so gefällt, nicht panisch reagieren. klar muss ich dem deutlich machen, hey, junge, ich will nix von dir, zisch ab und versuchs woanders. aber wenn der das kapiert und akzeptiert, ist doch alles gut. dann zolle ich ihm repsekt dafür, dass ers versucht hat. und mir das kurze, wenn auch nicht ganz so erwünschte gefühl von begehrtsein gegeben hat. das ist für mich dann keine sexuelle belästigung.

      #metoo bringt keine perversen grabscher hinter gitter. dafür bräuchte es eine änderung in der rechtsprechung. österreich ist da deutlich weiter als wir.

      jetzt fangen ja schon männer an mit #ididit. aber ganz bestimmt nicht, weil sie sich so schämen. sondern weil sie sich jetzt als good boys reinwaschen und nachträglich als held hinstellen wollen. natürlich schön anonym im internet.

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  2. Hallo Sehkrank

    Ich bin ebenfalls über diesen Hashtag gestolpert. Die Welle wird auf jeden Fall wieder abebben. Hinter die "Nachhaltigkeit" solcher Aktionen mach ich auch ein grosses Fragezeichen. Ein grössere Anzahl hysterische Aufschreie mögen auch bei dieser Welle darunter sein, ist bei diesen medialen Hypes ja immer so. Was es fruchtet, frag ich mich auch. Für Aufklärung, Prävention und Heilung braucht es auf jeden Fall mehr als einen solchen Hype.

    Das Sichtbarmachen von (sexueller) Gewalt und den Folgen davon, das hingegen finde ich wichtig. Vielleicht ist dies eine der Chancen der medialen Inszenierung. Eventuell kann durch dieses "meetoo" der eine oder andere Mensch erkennen, was mit ihm wirklich geschehen ist, und dass es keineswegs eine Bagatelle und ein Kavaliersdelikte ist. Ich selber kann den Hasttag jedenfalls auch benutzen. Es sind unfassbar viele Menschen, die ihn benutzen können und das ist das Furchtbare daran.

    Bewusst werden: Das könnte es bewirken, vereinzelt. Das Stillschweigen und Stillhalten wird ja von den Tätern meistens verlangt. Verleugnung von dem, was da geschah. Das Lautwerden eines Opfers ist das Gegenteil davon. Hier, im einzelnen Leben, sehe ich eine Chance. Da könnte es Kreise ziehen. Auch das Erkennen, das vielen anderen ähnliches passiert ist, kann das Tabu aufbrechen. Globale Veränderung, da weiss ich nicht, ob es genug bewegt, so wie du es schriebst: bald wird das nächste Thema dran sein.

    Lieber Gruss

    Anne

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    1. wenn man die geschichten sammeln würde, wäre das etwas anderes. viele frauen, die wirklich sexuelle gewalt erlebt haben, schämen sich. es ist unfassbar schwer, diese grundlosen schuldgefühle zu überwinden und zu reden. wenn frauen ihre geschichten erzählen würden, würde das etwas ändern an diesem schamvollen schweigen. ich selber habe über sechs jahre gebraucht, um mich jemandem mitzuteilen und ich kann heute noch niemandem ins gesicht schauen, wenn ich davon erzähle.

      ich kenne aber auch frauen, die genüsslich von sexueller belästigung erzählen, um sich in den mittelpunkt zu spielen. da weiß ich dann nicht, ob ich das ernstnehmen kann oder nicht. so glaube ich eben auch, dass viele #metoo-userinnen teil des trends sein wollen, weil sie mal von jemandem, den sie nicht so attraktiv fanden, etwas hartnäckiger angequatscht wurden. es gibt ja tatsächlich so einige typen, die da etwas schwer von begriff sind, wenn frau nichts von ihnen will. ;)

      doch bei #metoo gibt es zu viele frauen, die einfach den hashtag posten und nichts dazu sagen. da weiß man dann überhaupt nicht, ist das eine von den hysterischen puten oder ein echtes opfer? wie gesagt: ich könnte meine geschichte erzählen. aber die ist eben krasser als "neulich in der disco hat mir jemand gesagt, ich hätte einen geilen arsch und wollte mir einen drink ausgeben". da ich nicht weiß, in welchem umfeld ich da so gelesen werde, erzähle ich lieber nichts. das ist mir alles zu indifferent.

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