Mittwoch, 27. Juli 2022

cool bleiben mit der fdp

dir ist sehr warm wegen des klimawandels? die energiekrise verursacht dir zusätzlich schweißausbrüche? 

relax!

so kommst du in brandheißen zeiten voll auf deine kosten:

1. im porsche cariolet bei 180 km/h auf der autobahn weht immer ein kühles lüftchen.

2.  ein kaltes champagner-bad prickelt soooo schön in deine bauchnabelllll.

3. verbreite wohltuende soziale kälte, davon haben auch deine mitmenschen etwas.

4. plappere die hohlen phrasen der fdp nach, so entlässt dein kopf viel heiße luft auf einmal und lüftet sich hocheffizient durch.

5. intensives networking ist grundsätzlich sehr cool, vor allem mit den bossen großer automobilkonzerne.

6. sei stets glatt wie ein aal, denn fische schwitzen nicht.

viel spaß und nicht vergessen: einmal täglich zu christian lindner beten!




Samstag, 9. Juli 2022

das biest

in der ersten klasse hatte ich blockflötenunterricht. weil mädchen das so machen. (weil mädchen lernen müssen, wie man ordentlich bläst, würde der luxus-mann jetzt sagen.)

ungefähr die hälfte der mädels in meiner klasse besuchte also einmal pro woche den flötenunterricht bei herrn swoboda. herr swoboda war ein kleiner, kugelrunder vollbärtiger mann von großer güte und herzlichkeit. vermutlich hätten wir bei einem strengen lehrer mehr gelernt, aber bei herrn swoboda war alles ein großer spaß.

zu diesem spaß gehörte auch, dass wir mädchen ihn foppten. er reagierte stets humorvoll, wuschelte derjenigen durch die haare und nannte sie scherzhaft ein "biest". immer lachend, freundlich, versöhnlich. vor herrn swoboda hatte ich nie angst, auch wenn ich mal nicht geübt hatte.

dann wurde es november. in meiner christlichen erziehung spielte der st.-martin-tag eine große rolle. buzzamärtel nannten wir den tag in franken. traditionell kam an diesem tag ein verkleideter student zu besuch und brachte geschenke, was ich toll fand. 

ebenso traditionell fand am nachmittag dieses tages ein st.-martins-umzug statt. meine mutter, hausfrau, hatte die ehrenvolle aufgabe, mit mir dahin zu gehen, obwohl sie es blöd fand. ihre schlechte laune war stets vorprogrammiert, doch ich freute mich immer so sehr darauf, dass es mir egal war.

in diesem jahr war es sehr kalt im november und meine mutter drängte nach kurzer zeit, dass wir wieder nachhause gehen. ich wollte aber gerne noch einmal kurz etwas weiter nach vorne in der menschenmenge, weil ich den st. martin einmal von nahem sehen wollte. 

meine mutter, ohnehin gereizt, machte kehrt und ging weg. ich bekam panik, dass ich sie in der menge verlieren würde, und rannte ihr nach. als ich sie erreichte, war ich sehr erleichtert und sagte: "du bist ein biest!" durchaus nicht unfreundlich, sondern so wie ich es von herrn swoboda kannte.

meine mutter war aber nun meine mutter und reagierte wie sie normalerweise auf unartigkeiten reagierte: sie schnappte ein. wir gingen nachhause, meine mutter ohne einen blick oder ein wort an mich. langsam dämmerte mir, dass meine mutter das mit dem biest nicht richtig verstanden hatte. es war doch eigentlich nicht schlimm gemeint, immerhin sagte herr swoboda das auch dauernd und meinte es lustig.

drei oder vier tage lang ignorierte mich meine mutter. irgendwann enschuldigte ich mich unter tränen und beteuerte, es nicht böse gemeint zu haben. ich hätte nur so gerne den st. martin von näher gesehen. meine mutter schaute mich kalt an und nahm die entschuldigung herablassend und halbherzig an. doch es dauerte noch tage, bis sie wieder normal mit mir umging.

das ist die art und weise, wie ich als kind streit kennen lernte: der andere nimmt meine äußerung persönlich und setzt mich der verhältnismäßig drakonischen strafe in form von langanhaltendem liebesentzug aus. 

entsprechend habe ich noch heute große probleme, mich entspannt zu streiten. immer, wenn es zum konflikt mit dem luxus-mann kommt, bereite ich mich innerlich auf eine trennung vor, auch wenn ich im kopf weiß, dass er immer mit mir redet und wir den streit zusammen aus unserem kosmos schaffen. klar geht es manchmal  hoch her dabei, aber im grunde genommen habe ich mit dem luxus-mann einen partner gefunden, der eine sehr gute streitkultur mitbringt.

ein streit bedeutet für - ich nenne es mal so, obwohl ich den begriff hasse - das innere kind in mir eine katastrophe. ein streit ist qual, die versöhnung schwierig, und es bleibt ein ewiger nachgeschmack. ich habe als kind auf diese weise gelernt, dass ich nicht böse werden darf. viel alte wut schlummert noch in mir. gerne würde ich meiner mutter manchmal noch sagen, was für eine belastung sie oftmals für mich war. aber ich weiß, wie sie reagieren würde: es erst abstreiten und dann einschnappen, weil es frech von mir ist, sowas böses und ungerechtes zu sagen.

also arbeite ich lieber weiter mit mir und meinen verletzungen. ich bin froh, dass mir solche anekdoten immer noch einfallen, weil sie so wahnsinnig viel erklären, wie ich bin. wie ich damals fühlte und wie ich mich heute oftmals noch fühle: schuldig, traurig und mit einer riesengroßen sehnsucht nach liebe, versöhnung und verständnis.

ich weiß auch, dass meine mutter ihre sehnsüchte in sich trägt und mit ihrem eigenen zukurzgekommensein hadert. aber ich habe es abgelegt, mich deswegen so schlecht und schuldig zu fühlen wie ich es als kind tat. ich habe verstanden, dass es an ihr gewesen wäre, an sich zu arbeiten. zugleich kann ich mitgefühl empfinden, weil ich weiß, wie es ist, alleine, unverstanden und oftmals ungeliebt zu sein.

aber ich weiß auch, dass es falsch ist, diesen gestörten zustand ungefiltert und unreflektiert an einem kleinen kind auszuleben. es ist - streng genommen - emotionale misshandlung. vielleicht habe ich auch deshalb keine eigenen kinder - weil ich so viele defizite habe, dass ich nicht sicher bin, ob meine liebe für ein kind ausreichend wäre.

dass ich mir den umgang mit tieren zutraue, ist vielleicht ein erster schritt. einer, der mich sehr glücklich macht, denn tiere lieben mich in der regel. zumindest etwas, was ich offenbar richtig mache.