mitte april gönne ich mir eine längere auszeit in der heimat. alte freunde und lieblingsorte, immer wieder eine schöne kombination. die verbindungen sind haltbarer als ich je zu hoffen wagte, als ich vor 14 jahren in mein wirtschaftsasyl zog. immer wieder schön finde ich das.
meine eltern verhalten sich immer merkwürdiger, aber noch kann ich dies mit nachsicht kompensieren. schade finde ich jedoch die lieblosigkeit, die zwischen ihnen herrscht. in meiner kindheit haben sich meine eltern gut verstanden. ich kann mich daran erinnern, dass sie sich auch körperliche zuneigung vor mir erlaubten. das ist ihnen mittlerweile vollkommen abhanden gekommen.
"ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber ich rate dir, zieh bloß nicht mit einem mann zusammen", sagt meine mutter mit verbittertem unterton, als wir gemeinsam im bügelzimmer sitzen und ich ihr ein wenig von der entwicklungsarmen luxus-geschichte und den schwierigen zukunftsplänen erzähle.
sie ist schwerst genervt von meinem vater, wobei der grad der genervtheit längst nicht mehr objektiv ist. alles, was mein vater sagt oder tut, wird entweder sarkastisch oder wütend abgebügelt. "der ist genau wie seine mutter", sagt mama. und ihre schwiegermutter konnte sie noch nie leiden.
ich finde das unfair gegenüber meinem vater, der zwar merkwürdig und vollkommen altersstarrsinnig, aber an sich ein liebevoller, versöhnlicher und empfindsamer mensch ist. doch die kommunikation zeugt von echter zerrüttung, weniger vom versuch, noch etwas zu retten, oder gar der bereitschaft, auch mal auf der eigenen seite nach fehlern zu suchen.
fast bin ich froh, als ich letzte woche wieder in hamburg aufschlage und mitten in der nacht noch vom bahnhof direkt zum luxus-mann fahre. dies war sein ausdrücklicher wunsch, obwohl er früh aufstehen und arbeiten muss. verwunderlich finde ich das, aber es sollte noch besser werden.