luxus-urlaub in der schweiz.
wir besuchen freunde in der nähe von zürich und fahren dann für einige tage ins niemandsland in den alpen. die aussichten sind herrlich: in dem ort gibt es nichts außer einem bahnhof (halt auf verlangen!) und unser gasthaus.
keine straßen, keine läden, keine wohnungen.
nur schnee, berge und ein warmer ort.
zunächst heißt es allerdings erstmal: hinkommen.
der flug ist längst gebucht, da kommt corona und hat norditalien im griff.
und plötzlich wissen wir nicht mehr so recht.
atemmasken finden wir albern, den flug canceln auch.
also vereinbaren wir ein paar einfache vorsichtsmaßnahmen: wir wollen darauf achten, uns nicht ständig ins gesicht zu fassen, so wenig wie möglich berühren und ansonsten die hände sauber halten.
am flughafen merkt man wenig vom horror-virus.
einmal kommen uns drei asiatinnen mit schutzmasken entgegen, sonst ist es entspannt.
trotzdem: ein komisches gefühl begleitet uns. so ein bisschen wie 28 days later, nur eben 28 days davor.
der luxus-mann popelt in der nase und ich haue ihm auf die finger wie einem ungezogenen buben.
"ey", sagt er.
"sie machen das genau richtig!" kommt mir ein grauhaariger kleiner anzugträger zur hilfe, der uns mit seinem rollkoffer entgegen kommt.
ich grinse.
der luxus-mann tätschelt mich und grinst ebenfalls.
im flieger nehme ich ein hygienetüchlein und wische flugs über die armlehnen. dann einmal über die hände. die stewardess guckt merkwürdig. ich fühle mich ertappt und hysterisch, beschließe aber, mich davon nicht irritieren zu lassen. ich nötige den luxus-mann, sich ebenfalls die hände zu reinigen, bevor er damit sein sandwich anfasst.
doch dann bekommt corona plötzlich ernstzunehmende konkurrenz.
und zwar von bianca.
bianca bläst wie eine weltmeisterin und bringt unseren nicht einmal besonders kleinen flieger ordentlich zum wanken.
wir sitzen in der abgedunkelten kabine schlingernd über dem abgrund von zürich.
45 minuten dauert alleine der landeanflug.
immer mehr passagiere umklammern mit feuchten händen ihre spucktüte.
anfängliches scherzen verwandelt sich in totenstille.
selbst der luxus-mann, der einst mit einer rostigen 40er-jahre-maschine durch vietnam jettete, ist bleich um die nase.
ich starre angestrengt aus dem fenster.
irgendwann sehe ich die landebahn.
spüre, wie das fahrwerk ausfährt.
die lichter unter mir kommen ganz nah.
doch plötzlich reißt der pilot die nase des fliegers wieder hoch.
wir starten durch.
die maschine stöhnt auf.
die ersten mägen geben nach.
die ansage der piloten kommt erst ewigkeiten später: eine windschere habe den flieger von hinten ergriffen und die landung vereitelt.
wir kreisen weiter und die lichter an den notausgängen blinken wild.
30 weitere minuten wird unsere maschine von bianca durch die wolken geschubst als wäre sie ein papierflieger. dann ist es soweit und wir versuchen es ein zweites mal.
die maschine zittert.
ich kann sehen, wie die flügel draußen schwingen, als gehörten sie einem behinderten vogel. sie quietschen und klappern und erzeugen eine gruselige soundkulisse.
dann auf einmal geht es abwärts. es fühlt sich an, als sackten wir mehrfach hintereinander in sehr große luftlöcher. das letzte luftloch ist dann der boden.
als wir aufsetzen, kracht und scheppert es, als bräche der flieger auseinander.doch dann setzen die bremsen ein und der aluvogel kommt langsam zu stehen.
"ja, äh... liebe passagiere, das war ein, ähm, ein sehr interessanter flug", stottert der pilot über die lautsprecher.
dann bekommt er tosenden applaus.
draußen stehen unsere freunde und nehmen uns fest in die arme.
"zwei meter abstand", frotzelt der luxus-mann noch, aber niemand hört auf ihn.
stattdessen gehen wir feiern und trinken auf das leben, das so schlecht nun auch wieder nicht ist, wenn man gefühlt dem tod so von ganz weitem einmal kurz zugeblinzelt hat.
märchenwald im schnee.