Mittwoch, 12. Juni 2019

singletingletum

"warum biste eigentlich nicht mit deinem freund zusammen gezogen", will meine ex-nachbarin wissen, die mich am wochenende besucht, um meine neue wohnung zu begucken.
"wir sind nicht so drauf", sage ich indifferent.
"willst du nicht oder möchte er nicht", fragt die ex-nachbarin.
"uff, ich glaube, wir wollen beide nicht so wirklich", überlege ich.

warum ich zusammenziehen nicht mag, weiß ich nach dem heutigen vormittag wieder. der luxus-mann kommt aus dem urlaub zurück und muss erstmal putzen, um seine heilige ordnung wiederherzustellen.
"da sind überall katzenhaare!" schimpft er. "hast du etwa die nachbarsmuschis reingelassen, als du zum blumengießen hier warst?"
"die eine hat sich kurz reingeschlichen", sage ich.
"da musst du pschtscht machen!" instruiert mich der luxus-mann.
"ich muss gar nix", erwidere ich."die ist außerdem von selber wieder abgehauen."
"die haaren aber rum!" steigert sich der luxus-mann weiter ins thema hinein. "das ist sowas von widerlich! wenn das noch mal passiert, muss mein sohn das nächste mal blumengießen."

während der luxus-mann unsichtbare flecken an möbelstücken entfernt und penibel seine kleidung ordnet, sitze ich am schreibtisch und arbeite.
"du sollst nicht auf dem stuhl rumrutschen", ermahnt er mich zwischendurch.
"hä?!" mache ich. "ich sitze hier ganz ruhig."
"ich sag es ja nur, weil das ist ein antiker stuhl!"
"ich weiß. ich weiß das seit über 3 jahren! ich arbeite seit letztem sommer hier an zwei vormittagen die woche und habe noch nie was an deinem kostbaren stuhl kaputt gemacht!"
"ich dachte nur, du vergisst das vielleicht. mein kumpel ist damit das letzte mal auch so rumgerutscht und dann hat sich gleich das eine stuhlbein gelöst."
"dein kumpel wiegt ja auch ungefähr das dreifache von mir."
"das kommt nicht vom gewicht, sondern weil der da so rumgerutscht ist!"
ich sage nur noch "jaja", weil das die beste methode ist, die luxus-paranoia zu mildern.

"hast du etwa meine neue zahnpasta aufgemacht", will der luxus-mann dann wissen.
"ich musste! du hast die alte mitgenommen", verteidige ich mich.
"und was hast du mit der silbernen verschlussfolie gemacht?"
"weggeworfen, nehme ich an."
"nein."
"wie nein?"
"die lag im bad auf dem boden!"
"dann wirf sie halt jetzt weg."
"das ist aber deine aufgabe, wenn du die zahnpasta aufmachst!"

jetzt platzt mir der kragen:
"weißte was, ich mach hier jeden morgen, wenn ich hier bin, ordnung in der küche, schüttle die betten auf, bring den müll runter, räume deine spülmaschine aus, bring dir sachen vom einkaufen mit oder bezahle zumindest einen teil der lebensmittel... und dann koche ich hin und wieder sogar was für dich, obwohl ich kochen hasse! ich glaube, du kannst dich echt glücklich schätzen! nicht jede frau ist da so kooperativ wie ich!"
der luxus-mann ist betreten.
"ja, ich weiß... du weißt ja aber, ich bin da pingelig."
"krieg dich mal wieder ein", sage ich. "deine neurotische art nervt echt."

da nimmt mich mein berührungsscheuer mann kurz in den arm.
"oh", sage ich. "womit hab ich das verdient?"
"ich wollte nicht ungerecht sein."
"soso..."
"und da ist eine spinne im kinderzimmer, kannst du die mal wegmachen?"
"alter schleimbeutel", sage ich.

dann entferne ich den winzigen weberknecht am kinderkleiderschrank.
 und bin froh, als ich später wieder bei mir und allein bin.

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