heute stehe ich an einer roten ampel.
kommt ein alter mann mit dem rad angefahren, hält neben mir.
und kippt dann zur seite runter.
ich kann das also auch bei anderen!
p.s.: zum glück ist nix passiert.
Montag, 22. Oktober 2018
Freitag, 19. Oktober 2018
mein leben ohne facebook
seit knapp zwei wochen ist mein puls deutlich ruhiger. ich gehe pünktlicher und entspannter zu bett, weil ich abends nicht mehr vor dem rechner versumpfe und mir das bla von leuten reinziehe, mit denen ich überwiegend persönlich kaum mehr etwas zu tun habe.
keine wichtigtuerisch vorgetragenen belanglosigkeiten mehr.
keine kurzsichtigen politdebatten mehr, in denen jeder den anderen in sachen politisch-interessiert-tun zu übertrumpfen versucht, indem er streberhaft die flut der angeblich täglich gewälzten medien aufzählt.
keine unwitzigen witze mehr.
keine dem aktuellen trend nacheifernd eingefärbten profilbilder mehr.
keine #metoo-debatten mehr mit frauen, die sich sexuell belästigt fühlen, wenn ein mann am anderen ende der stadt atmet.
ich hielt es zunächst für eine polariserende aussage mediengeiler wissenschafter, aber es stimmt: facebook hat meine depression verstärkt. und ich glaube inzwischen, dass facebook in der lage ist, psychische krisen auszulösen. je weiter meine freundesliste gewachsen ist, desto einsamer fühlte ich mich. mir wurde klar, dass facebook-freunde keine freunde sind. facebook stellt keine beziehung zwischen menschen her, sondern erlaubt einen beziehungslosen, oberflächlichen voyeurismus, der uns durch momentaufnahmen aus dem leben anderer, die nicht einmal authentisch sein müssen, vorgaukelt, diese personen zu kennen. doch ohne regelmäßige oder unregelmäßige besuche - oder zumindest telefonate und persönliche nachrichten - ist für mich eine freundschaft keine richtige freundschaft.
anfangs ist das ja alles nett. ein like, ein herzchen hier, ein kommentar da. 30 leute, die sonst nie anrufen, gratulieren auf einmal zum geburtstag? ach wie schön. aufmerksamkeit tut ja durchaus gut.
bei gesprächen wird es dann aber schon schwierig. diskussionen auf facebook sind anders als im leben. hemmschwellen fallen, das aggressionspotenzial ist höher, missverständnisse lauern. manchmal wusste ich nicht mehr, schreibe ich da mit der person, die ich so viele jahre tatsächlich persönlich gekannt habe und immer noch zu kennen glaube? enttäuschung um enttäuschung häufte sich an zum gefühl totaler entfremdung, bis ich schon allein beim anblick eines neuen posts bestimmter user die krätze bekam.
facebook hat mich in der tat reale freundschaften gekostet. wenn jemand facebook beispielsweise als pranger nutzt, um lügen über dich zu verbreiten, dann lässt sich das irgendwie nicht mehr zurückdrehen. eine aussprache von angesicht zu angesicht wird in so einem fall zum ding der unmöglichkeit, zumindest für mich. da ist dann eine grenze überschritten.
ich bin überzeugt, dass facebook und andere social media-plattformen das schlechteste aus uns herauslocken. ich nehme da auch blogs nicht aus. trotzdem bin ich lieber auf blogs unterwegs oder auf twitter. denn hier ist eine deutlich bessere selektion dessen, was ich mir zumuten möchte, möglich.
es gibt ein paar facebook-freunde, die ich vermissen werde. einige wenige. ganz wenige. ein leben ohne facebook ist nichtdestotrotz dringend empfehlenswert für alle, die schlecht schlafen, schnell wütend werden, eine sehr fürgsorgliche ader haben oder gerne ihr herz an andere verschenken. und natürlich für alle, die zu depressionen neigen.
das echte leben hat so unendlich viel mehr zu bieten.
geht einfach raus und guckt in die sterne. oder jemandem direkt in die augen.
keine wichtigtuerisch vorgetragenen belanglosigkeiten mehr.
keine kurzsichtigen politdebatten mehr, in denen jeder den anderen in sachen politisch-interessiert-tun zu übertrumpfen versucht, indem er streberhaft die flut der angeblich täglich gewälzten medien aufzählt.
keine unwitzigen witze mehr.
keine dem aktuellen trend nacheifernd eingefärbten profilbilder mehr.
keine #metoo-debatten mehr mit frauen, die sich sexuell belästigt fühlen, wenn ein mann am anderen ende der stadt atmet.
ich hielt es zunächst für eine polariserende aussage mediengeiler wissenschafter, aber es stimmt: facebook hat meine depression verstärkt. und ich glaube inzwischen, dass facebook in der lage ist, psychische krisen auszulösen. je weiter meine freundesliste gewachsen ist, desto einsamer fühlte ich mich. mir wurde klar, dass facebook-freunde keine freunde sind. facebook stellt keine beziehung zwischen menschen her, sondern erlaubt einen beziehungslosen, oberflächlichen voyeurismus, der uns durch momentaufnahmen aus dem leben anderer, die nicht einmal authentisch sein müssen, vorgaukelt, diese personen zu kennen. doch ohne regelmäßige oder unregelmäßige besuche - oder zumindest telefonate und persönliche nachrichten - ist für mich eine freundschaft keine richtige freundschaft.
anfangs ist das ja alles nett. ein like, ein herzchen hier, ein kommentar da. 30 leute, die sonst nie anrufen, gratulieren auf einmal zum geburtstag? ach wie schön. aufmerksamkeit tut ja durchaus gut.
bei gesprächen wird es dann aber schon schwierig. diskussionen auf facebook sind anders als im leben. hemmschwellen fallen, das aggressionspotenzial ist höher, missverständnisse lauern. manchmal wusste ich nicht mehr, schreibe ich da mit der person, die ich so viele jahre tatsächlich persönlich gekannt habe und immer noch zu kennen glaube? enttäuschung um enttäuschung häufte sich an zum gefühl totaler entfremdung, bis ich schon allein beim anblick eines neuen posts bestimmter user die krätze bekam.
facebook hat mich in der tat reale freundschaften gekostet. wenn jemand facebook beispielsweise als pranger nutzt, um lügen über dich zu verbreiten, dann lässt sich das irgendwie nicht mehr zurückdrehen. eine aussprache von angesicht zu angesicht wird in so einem fall zum ding der unmöglichkeit, zumindest für mich. da ist dann eine grenze überschritten.
ich bin überzeugt, dass facebook und andere social media-plattformen das schlechteste aus uns herauslocken. ich nehme da auch blogs nicht aus. trotzdem bin ich lieber auf blogs unterwegs oder auf twitter. denn hier ist eine deutlich bessere selektion dessen, was ich mir zumuten möchte, möglich.
es gibt ein paar facebook-freunde, die ich vermissen werde. einige wenige. ganz wenige. ein leben ohne facebook ist nichtdestotrotz dringend empfehlenswert für alle, die schlecht schlafen, schnell wütend werden, eine sehr fürgsorgliche ader haben oder gerne ihr herz an andere verschenken. und natürlich für alle, die zu depressionen neigen.
das echte leben hat so unendlich viel mehr zu bieten.
geht einfach raus und guckt in die sterne. oder jemandem direkt in die augen.
Montag, 15. Oktober 2018
die geschichte vom stolper-mann
am wochenende wollen der luxus-mann und ich eine radtour machen.
ich stehe schon bereit, der luxus-mann holt seinen schicken drahtesel gerade aus dem keller. als er aufsitzt, gerät er plötzlich ins wanken und kippt seitlich ins rosenbeet vor dem haus. da liegt er nun wie ein auf den rücken, pardon die seite, gefallener käfer, das radl über ihm, die rosa röschen unter ihm, und schaut überrascht und konsterniert aus der wäsche.
ich kann erstmal nicht anders und beginne zu lachen.
"brauchst du hilfe?" kichere ich. "alles ok?"
"nee, geht schon!"
der stolper-mann wühlt sich aus den büschen. er ist verdreckt und zerkratzt, am arm blutet er ein wenig.
"hast du dir wehgetan? brauchst du ein taschentuch?"
"geht schon. nur ein paar kratzer. aber boah, ich kam mir ja eben voll alt vor, als ich da so doof lag, wie so n opi, der nicht mehr hochkommt", berichtet er zerknirscht.
"sah eher aus, als wolltest du einen auf dornröschen machen", finde ich."hundertjähriger schlaf im rosenbeet!"
"lach du nur!"
nachdem wir die wunden versorgt und die dornen aus den luxus-extremitäten gepflückt haben, machen wir uns auf den weg. abends dann setze ich den luxus-mann bei seiner tochter ab.
einige stunden später ruft er mich an.
"ich glaube, du hexe hast mich verflucht oder sowas!"
"hä?"
"ich wollte vorhin mit meiner tochter fußball spielen. da trete ich aus versehen auf den ball drauf und falle noch mal volles rohr auf die fresse! auf den asphalt!"
"herrjeh. hast du dir schlimm weh getan?"
"geht so. konnte mich zum glück mit den händen abfangen. stell dir mal vor, ich wär dabei auf den kopf gefallen... dann wär ich jetzt so ein sabberndes bündel und du könntest mich die nächsten jahre mit so einem dings füttern!"
"dings?"
"womit man so demente alte leute füttert... oder behinderte."
"schnabeltasse?"
"genau. darauf arbeitest du wahrscheinlich hin!"
"bestimmt", sage ich. "und darauf, dich zu wickeln und zu windeln!"
mein stolper-mann seufzt tief:
"jedenfalls hat mich der tag voll an früher erinnert."
"was war früher?"
"als ich noch so extrem komasaufen war. so mit anfang, mitte 20. da wusste ich oft ja nicht mehr, wie ich nachhause gekommen bin. einmal bin ich morgens aufgewacht, weil meine linke seite so wehgetan hat. guck ich in den spiegel, war alles grün und blau. und ich hatte keine ahnung, wie das passiert war! erst später hab ich dann vor der tür mein rad gefunden. so wie das aussah, bin ich wohl vollkommen besoffen durch den wald gefahren und dabei runtergekracht."
"aber heute warst du nicht besoffen."
"nee, das mach ich nicht mehr. so ein totaler kontrollverlust, das finde ich inzwischen gruselig. ich finde es aber auch gruselig, dass ich so ein töffel bin."
"mach dir nix draus. gibt so tage. hätte mir auch passieren können."
dann wünsche ich meinem stolper-mann eine gute nacht und lege auf.
als ich schon im bett liege, schickt mir mein mann noch ein whatapp-foto.
es zeigt einen total zermetzelten finger. drunter steht:
"wollte mir eben noch ein brot machen. und was passiert? schneide ich mir die fingerkuppe ab."
ich schicke ein paar trostworte, dann dirigiere ich den stolper-mann ins bett.
hoffentlich fällt er da heute nacht nicht raus und bricht sich was.
ich stehe schon bereit, der luxus-mann holt seinen schicken drahtesel gerade aus dem keller. als er aufsitzt, gerät er plötzlich ins wanken und kippt seitlich ins rosenbeet vor dem haus. da liegt er nun wie ein auf den rücken, pardon die seite, gefallener käfer, das radl über ihm, die rosa röschen unter ihm, und schaut überrascht und konsterniert aus der wäsche.
ich kann erstmal nicht anders und beginne zu lachen.
"brauchst du hilfe?" kichere ich. "alles ok?"
"nee, geht schon!"
der stolper-mann wühlt sich aus den büschen. er ist verdreckt und zerkratzt, am arm blutet er ein wenig.
"hast du dir wehgetan? brauchst du ein taschentuch?"
"geht schon. nur ein paar kratzer. aber boah, ich kam mir ja eben voll alt vor, als ich da so doof lag, wie so n opi, der nicht mehr hochkommt", berichtet er zerknirscht.
"sah eher aus, als wolltest du einen auf dornröschen machen", finde ich."hundertjähriger schlaf im rosenbeet!"
"lach du nur!"
nachdem wir die wunden versorgt und die dornen aus den luxus-extremitäten gepflückt haben, machen wir uns auf den weg. abends dann setze ich den luxus-mann bei seiner tochter ab.
einige stunden später ruft er mich an.
"ich glaube, du hexe hast mich verflucht oder sowas!"
"hä?"
"ich wollte vorhin mit meiner tochter fußball spielen. da trete ich aus versehen auf den ball drauf und falle noch mal volles rohr auf die fresse! auf den asphalt!"
"herrjeh. hast du dir schlimm weh getan?"
"geht so. konnte mich zum glück mit den händen abfangen. stell dir mal vor, ich wär dabei auf den kopf gefallen... dann wär ich jetzt so ein sabberndes bündel und du könntest mich die nächsten jahre mit so einem dings füttern!"
"dings?"
"womit man so demente alte leute füttert... oder behinderte."
"schnabeltasse?"
"genau. darauf arbeitest du wahrscheinlich hin!"
"bestimmt", sage ich. "und darauf, dich zu wickeln und zu windeln!"
mein stolper-mann seufzt tief:
"jedenfalls hat mich der tag voll an früher erinnert."
"was war früher?"
"als ich noch so extrem komasaufen war. so mit anfang, mitte 20. da wusste ich oft ja nicht mehr, wie ich nachhause gekommen bin. einmal bin ich morgens aufgewacht, weil meine linke seite so wehgetan hat. guck ich in den spiegel, war alles grün und blau. und ich hatte keine ahnung, wie das passiert war! erst später hab ich dann vor der tür mein rad gefunden. so wie das aussah, bin ich wohl vollkommen besoffen durch den wald gefahren und dabei runtergekracht."
"aber heute warst du nicht besoffen."
"nee, das mach ich nicht mehr. so ein totaler kontrollverlust, das finde ich inzwischen gruselig. ich finde es aber auch gruselig, dass ich so ein töffel bin."
"mach dir nix draus. gibt so tage. hätte mir auch passieren können."
dann wünsche ich meinem stolper-mann eine gute nacht und lege auf.
als ich schon im bett liege, schickt mir mein mann noch ein whatapp-foto.
es zeigt einen total zermetzelten finger. drunter steht:
"wollte mir eben noch ein brot machen. und was passiert? schneide ich mir die fingerkuppe ab."
ich schicke ein paar trostworte, dann dirigiere ich den stolper-mann ins bett.
hoffentlich fällt er da heute nacht nicht raus und bricht sich was.
Montag, 8. Oktober 2018
das schlafzimmer, ort des grauens
ich leide unter schlafparalysen. das kommt bei mittelalten, depressiven menschen wohl öfter vor, laut statistik bei 6% aller menschen. klar, dass mal wieder ich die ehre habe.
die letzte nacht ist es wieder mal passiert.
ich war am einschlafen, als ich merkte, wie sich etwas auf meine brust legte. ich konnte mich weder bewegen noch atmen. etwas unheimliches unsichtbares schien zu versuchen, mich zu ersticken.
irgendwann wachte ich auf, panisch. ich mache immer licht, weil ich dann nur noch bei licht weiterschlafen kann. außerdem darf ich nicht gleich wieder einschlafen, sonst kommt es zurück. ich muss einige zeit wach bleiben.
irgendwann war ich wieder kurz vor dem einschlafen bzw. in diesem übergang zwischen wach und schlaf. mir war klar, dass das böse etwas noch da war, es stand nun hinter meinem bett an meiner rechten seite. ich wagte nicht, den kopf zu drehen und es anzusehen. plötzlich pustete es mich an. ein eiskalter hauch traf mein gesicht. er war so kräftig, dass er die bettdecke zur seite und vom bett wehte.
diesmal wachte ich mit herzrasen auf und hatte atemnot vor lauter panik. mein körper war total zusammengekrümmt und schmerzte. die bettdecke lag tatsächlich auf der seite am boden - so, als wäre alles total real gewesen. ich hatte immer noch das gefühl, dass das wesen rechts von mir stand und mich beobachtete. ich wagte nicht, mich umzudrehen, sondern packte decke und kissen und wanderte ins arbeitszimmer zur katze aus.
mit katze im arm versuchte ich, mich soweit zu beruhigen, dass ich wieder schlafen konnte. die dämmerung würde mir helfen, hoffte ich, da war alles weniger gruselig.
leider überkam mich nun die dritte schlafparalyse. wieder war das unsichtbare unheimliche da, während ich keinerlei kontrolle mehr über meinen körper hatte. das wesen nahm meine hände unter der bettdecke und bog meine finger nach oben. irgendwann konnte ich mich losreißen, aber es wiederholte sich noch mehrmals.
die schlafparalysen kosten mich in der regel zwischen vier und fünf stunden in einer nacht. obwohl ich weiß, dass es in meinem kopf ist, sind sie so realistisch wie ein paranormales ereignis im film. es folgen nächte, in denen sich das ganze wiederholt und wiederholt, in den unterschiedlichsten gruseligen ausführungen. wahrscheinlich schon allein, weil ich so große angst davor habe. stress fördert schlafparalysen.
obwohl ich schlafparalysen immer wieder erlebe und viel darüber gelesen habe, kann ich mich nicht daran gewöhnen. ich habe todesangst, panik, herzrasen, atemnot. und übelste nackenverspannungen, wahrscheinlich, weil man beim aufwachenwollen den kopf unkontrolliert herumschleudert.
der luxus-mann lacht mich aus und sagt, ich solle nicht so viele horror-filme gucken. aber kein horrorfilm ist so gruselig wie meine schlafparalysen.
kennt das jemand? was erlebt ihr, was tut ihr dagegen?
die letzte nacht ist es wieder mal passiert.
ich war am einschlafen, als ich merkte, wie sich etwas auf meine brust legte. ich konnte mich weder bewegen noch atmen. etwas unheimliches unsichtbares schien zu versuchen, mich zu ersticken.
irgendwann wachte ich auf, panisch. ich mache immer licht, weil ich dann nur noch bei licht weiterschlafen kann. außerdem darf ich nicht gleich wieder einschlafen, sonst kommt es zurück. ich muss einige zeit wach bleiben.
irgendwann war ich wieder kurz vor dem einschlafen bzw. in diesem übergang zwischen wach und schlaf. mir war klar, dass das böse etwas noch da war, es stand nun hinter meinem bett an meiner rechten seite. ich wagte nicht, den kopf zu drehen und es anzusehen. plötzlich pustete es mich an. ein eiskalter hauch traf mein gesicht. er war so kräftig, dass er die bettdecke zur seite und vom bett wehte.
diesmal wachte ich mit herzrasen auf und hatte atemnot vor lauter panik. mein körper war total zusammengekrümmt und schmerzte. die bettdecke lag tatsächlich auf der seite am boden - so, als wäre alles total real gewesen. ich hatte immer noch das gefühl, dass das wesen rechts von mir stand und mich beobachtete. ich wagte nicht, mich umzudrehen, sondern packte decke und kissen und wanderte ins arbeitszimmer zur katze aus.
mit katze im arm versuchte ich, mich soweit zu beruhigen, dass ich wieder schlafen konnte. die dämmerung würde mir helfen, hoffte ich, da war alles weniger gruselig.
leider überkam mich nun die dritte schlafparalyse. wieder war das unsichtbare unheimliche da, während ich keinerlei kontrolle mehr über meinen körper hatte. das wesen nahm meine hände unter der bettdecke und bog meine finger nach oben. irgendwann konnte ich mich losreißen, aber es wiederholte sich noch mehrmals.
die schlafparalysen kosten mich in der regel zwischen vier und fünf stunden in einer nacht. obwohl ich weiß, dass es in meinem kopf ist, sind sie so realistisch wie ein paranormales ereignis im film. es folgen nächte, in denen sich das ganze wiederholt und wiederholt, in den unterschiedlichsten gruseligen ausführungen. wahrscheinlich schon allein, weil ich so große angst davor habe. stress fördert schlafparalysen.
obwohl ich schlafparalysen immer wieder erlebe und viel darüber gelesen habe, kann ich mich nicht daran gewöhnen. ich habe todesangst, panik, herzrasen, atemnot. und übelste nackenverspannungen, wahrscheinlich, weil man beim aufwachenwollen den kopf unkontrolliert herumschleudert.
der luxus-mann lacht mich aus und sagt, ich solle nicht so viele horror-filme gucken. aber kein horrorfilm ist so gruselig wie meine schlafparalysen.
kennt das jemand? was erlebt ihr, was tut ihr dagegen?
Samstag, 6. Oktober 2018
gute, geile gewalt
auch als frau in festen händen gehe ich immer noch rasend gerne alleine aus. dass ich dabei mit dem rad durch den nacht und über den kiez gurke, ist meinem mann nicht angenehm, wird aber inzwischen toleriert.
im partykeller tanze ich ein wenig, dann werde ich tatsächlich vom einzigen interessanten mann des abends angesprochen. ich habe lust zu flirten, wie so oft neuerdings, halte mich aber zurück, bin ehrlich, sage, dass ich eine beziehung habe. trotzdem unterhalten wir uns gut, was mich bestätigt, dass im zweifelsfall doch noch das ein oder andere filetstück auf dem markt ist.
dann tippt mich jemand auf die schulter. es ist die krankenschwester, eine bekannte von früher.
"dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen", sage ich freudig überrascht. "wie gehts dir denn?"
"ich bin überfallen worden vor sechs wochen", haut die krankenschwester raus.
"du bist WAS?!"
und dann erzählt sie ihre geschichte. wie sie mit einer freundin auf dem kiez unterwegs war und dann recht unvermittelt von zwei typen niedergeschlagen wurde. vier wochen musste sie im krankenhaus verbringen.
"wo ist das denn passiert?" will ich wissen. "so in einer dunklen ecke?"
"nee, an ner bushaltestelle. waren lauter leute drum rum. aber das ging so schnell..."
"krass!"
"jedenfalls respekt, dass du dich jetzt schon wieder raustraust. ich glaube, ich hätte das nicht so fix verkraftet", sage ich dann.
"man kann sich von so arschlöchern einschüchtern und das leben kaputt machen lassen oder nicht", findet sie. "und auch wenn ich mich noch unsicher fühle, ich hatte einfach bock auf leute und musik."
"finde ich super stark. und du hast echt keine panik auf der straße jetzt? was, wenn die dir wieder begegenen?"
"könnte schon passieren, aber ich hatte ne amnesie, weiß gar nicht mehr, wie die genau aussahen, nur dass sie so dunkle typen waren, türken oder araber. von daher... würde ich die eh nicht mehr erkennen. die sehen ja alle gleich aus. ich konnte ja nicht mal der polizei eine beschreibung geben."
"hast du mal dran gedacht, dir pfefferspray zu kaufen? ich hab ja meist welches dabei."
"ja, aber das ging so schnell, das hätte mir nichts genutzt. die hatten mich garantiert beobachtet und dann blitzschnell den überfall gemacht. weiß gar nicht, was die wollten, ob es da um ficken oder kohle ging. da ging es eher darum, eine frau fertigmachen. die waren einfach geil auf gewalt. sonst hätten die mich ja vielleicht auch noch vergewaltigt, als ich erstmal ohmächtig war."
"stimmt schon. das funktioniert nur, wenn man merkt, da geht mir jemand hinterher, oder ups, da ist schon wieder der unangenehme stalkertyp vom letzten mal."
später, als ich nachhause radle, denke ich noch mal über das erlebnis der krankenschwester nach. seit 20 jahre ziehe ich alleine durchs nachtleben unterschiedlicher großstädte und habe dabei nur in seltenen momenten angst empfunden.
vermutlich hat die krankenschwester recht: es ist reine glücksfrage, ob man einen überfall abwenden kann oder nicht. das pfefferspray in meiner tasche, angeschafft auf anregung eines kumpels, gibt mir ein eher subjektives sicherheitsgefühl, das ich trotzdem nicht missen möchte. doch echte sicherheit gibt es eben nie - als frau schon dreimal nicht.
im partykeller tanze ich ein wenig, dann werde ich tatsächlich vom einzigen interessanten mann des abends angesprochen. ich habe lust zu flirten, wie so oft neuerdings, halte mich aber zurück, bin ehrlich, sage, dass ich eine beziehung habe. trotzdem unterhalten wir uns gut, was mich bestätigt, dass im zweifelsfall doch noch das ein oder andere filetstück auf dem markt ist.
dann tippt mich jemand auf die schulter. es ist die krankenschwester, eine bekannte von früher.
"dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen", sage ich freudig überrascht. "wie gehts dir denn?"
"ich bin überfallen worden vor sechs wochen", haut die krankenschwester raus.
"du bist WAS?!"
und dann erzählt sie ihre geschichte. wie sie mit einer freundin auf dem kiez unterwegs war und dann recht unvermittelt von zwei typen niedergeschlagen wurde. vier wochen musste sie im krankenhaus verbringen.
"wo ist das denn passiert?" will ich wissen. "so in einer dunklen ecke?"
"nee, an ner bushaltestelle. waren lauter leute drum rum. aber das ging so schnell..."
"krass!"
"jedenfalls respekt, dass du dich jetzt schon wieder raustraust. ich glaube, ich hätte das nicht so fix verkraftet", sage ich dann.
"man kann sich von so arschlöchern einschüchtern und das leben kaputt machen lassen oder nicht", findet sie. "und auch wenn ich mich noch unsicher fühle, ich hatte einfach bock auf leute und musik."
"finde ich super stark. und du hast echt keine panik auf der straße jetzt? was, wenn die dir wieder begegenen?"
"könnte schon passieren, aber ich hatte ne amnesie, weiß gar nicht mehr, wie die genau aussahen, nur dass sie so dunkle typen waren, türken oder araber. von daher... würde ich die eh nicht mehr erkennen. die sehen ja alle gleich aus. ich konnte ja nicht mal der polizei eine beschreibung geben."
"hast du mal dran gedacht, dir pfefferspray zu kaufen? ich hab ja meist welches dabei."
"ja, aber das ging so schnell, das hätte mir nichts genutzt. die hatten mich garantiert beobachtet und dann blitzschnell den überfall gemacht. weiß gar nicht, was die wollten, ob es da um ficken oder kohle ging. da ging es eher darum, eine frau fertigmachen. die waren einfach geil auf gewalt. sonst hätten die mich ja vielleicht auch noch vergewaltigt, als ich erstmal ohmächtig war."
"stimmt schon. das funktioniert nur, wenn man merkt, da geht mir jemand hinterher, oder ups, da ist schon wieder der unangenehme stalkertyp vom letzten mal."
später, als ich nachhause radle, denke ich noch mal über das erlebnis der krankenschwester nach. seit 20 jahre ziehe ich alleine durchs nachtleben unterschiedlicher großstädte und habe dabei nur in seltenen momenten angst empfunden.
vermutlich hat die krankenschwester recht: es ist reine glücksfrage, ob man einen überfall abwenden kann oder nicht. das pfefferspray in meiner tasche, angeschafft auf anregung eines kumpels, gibt mir ein eher subjektives sicherheitsgefühl, das ich trotzdem nicht missen möchte. doch echte sicherheit gibt es eben nie - als frau schon dreimal nicht.