Montag, 27. August 2018

karussell

und dann gibt es wochen, in denen sich alles rasend schnell dreht.
im leben.
im kopf.

und in den wenigen stillen momenten rauscht es in den ohren wie ein aufgewühltes meer.

Samstag, 11. August 2018

hungrig

ich bin mit dem luxus-mann und dem luxus-freund im club. erst ist es recht langweilig, dann beginnt der barkeeper, seine schnapsvorräte unter den wenigen gästen zu verjubeln. die stimmung steigt raketenartig.

eine frau in einem glitzertop, das ich etwas billig finde, schwingt sich auf den tresen und beginnt eine art poledance ohne stange. als sie bei uns steht, macht sie sich auf dem tresen lang und guckt uns herausfordernd an. ich offiere ihr meinen schnaps. weniger später habe ich ihre zunge im hals.

der luxus-freund feixt und findet es ultrascharf, dass wir da vor ihm rumknutschen. der luxus-mann schaut abwechselnd amüsiert und skeptisch.
"ist das ok so für dich", frage ich ihn, als die frau kurz auf dem klo verschwindet.
"ja schon", sagt er.
"begeistert wirkst du aber nicht."
"meinen kumpel macht das scharf, mich nicht."
"generell nicht oder weil wir optisch nicht dein fall sind?"
"ich steh nicht so auf lesbensex."
"es ist ja kein sex."
"auch das noch. geknutsche ist noch langweiliger. da müsste ich schon involviert sein."
 klare ansage.

die frau kommt wieder und schwingt sich neben mir auf den barhocker. wir machen dort weiter, wo wir aufgehört haben. der luxus-freund mischt sich ein, gibt einen aus. die frau zieht blank und präsentiert ihm ihre titten. ich finde das ein bisschen nuttig, aber die stimmung ist ausgelassen und frivol, es passt also irgendwie in den kontext.

"interessiert dich einer von den beiden kerlen", fragt mich die frau irgendwann.
"der blonde ist mein mann", sage ich.
"merkt man gar nicht."
"nee. der ist nicht so... extrovertiert."
"aber sexy."
"ja. das stimmt."
"warum knutscht ihr nicht?"
"das mag der nicht."
"krass... merkwürdiger typ."

viel konversation ist mit der lady, die offenbar nicht die hellste kerze auf der torte ist, nicht zu machen. aber ich genieße es, mal wieder zu knutschen, geküsst und gehalten zu werden. sanfte berührungen statt gerammel. ich bin hungrig, merke ich.

später wanken der luxus-mann und ich nachhause.
"ficken wird heute nichts mehr, was", grinse ich angesichts unseres seemannsgangs.
"wenn dann hätt ich sowieso eher bock auf mal was anderes", haut der luxus-mann raus.
"was oder wen anderes?"
"wen anderes."
"woher kommt der wunsch auf einmal?"
"hab ich derzeit verstärkt."
"bist du deswegen zur zeit so lethargisch und lustlos?"
"ich bin wie immer, ein feuerwerk", sagt der luxus-mann furztrocken.

"und bist du jetzt enttäuscht", will er dann wissen.
"warum?"
"weil die muschi nicht mit uns mitgekommen ist."
"stand nie zur debatte. dazu wär die mir auch zu beschränkt gewesen."
"soso."
"war aber trotzdem schön, mal wieder zu küssen. du machst das ja nie."
"stimmt doch gar nicht."
"kann mich nicht erinnern, wann das mal gewesen sein sollte."
"neulich, beim sex!"
"neulich, so vor drei monaten, meinst du."
"interessiert mich halt nicht so, weißte doch."
"mich schon. könntest ja auch mal fragen, wies mir so geht."
"warum denn?"
"weil man normalerweise in einer partnerschaft irgendwie am leben des anderen teilhat."
"hab ich doch."
"du weißt doch nicht mal, welche musik ich höre oder was ich gerne esse."

ich bin genervt, merke ich. genervt kommt von hungrig. ich habe appetit bekommen. auf  sanfte verführung. auf küssen und zärtlichkeiten. auf aufmerksamkeit und emotion. auf das, was es im luxus-leben selten und zur zeit so gar nicht gibt.

zuhause fällt der luxus-mann ins bett und schnarcht, während ich lange wachliege. die gedankenmühle rattert, lässt den abend revue passieren und spult dann sogar auf den leidenschaftlichen objekt-sex von früher zurück. irgendwann bekomme ich kopfschmerzen, die sonne brennt ins zimmer und jemand im haus hantiert mit einer bohrmaschine. gegen halb acht stehe ich auf und fahre kurzerhand nachhause.

hungrig.

Donnerstag, 9. August 2018

beziehung, mhd-bedroht

der luxus-mann hat traumhafte arbeitsbedingungen. er verdient für extrem wenig arbeit übermäßig gut, bezieht umfangreiche goodies und sozialleistungen und hat urlaub ohne ende. ich verdiene mäßig, habe extrem viel stress und verantwortung und muss um jeden urlaubstag kämpfen.

"du bist halt ne typische werberin. ihr seid alle total blöd und lasst euch verarschen", sagt der luxus-mann regelmäßig. so viel zum grundtenor. verständnis dafür, dass ich sogar manchmal spaß bei der arbeit habe und so etwas wie ehrgeiz besitze, hat er nicht. er selber lässt sich treiben, schiebt seine aufgaben seinen zahlreichen kollegen zu und liest während der arbeitszeit fußballnachrichten.

wenn es um urlaub geht, nimmt er sich frei, wann er will und setzt mich dann vor vollendete tatsachen. "nimm dir da auch mal frei, dann fahren wir da und da hin", heißt es dann. und wenn ich sage, geht nicht, da hab ich dies oder jenes projekt, ist die stimmung schlecht. ich rede mir den mund fusslig, um ihm die strukturen, unter denen ich arbeite, klar zu machen, und dass ich ohnehin ungern urlaub nehme, weil das nur bedeutet, dass ich dafür unter hochdruck wochenlang vor- und anschließend noch mal nacharbeiten muss. dass es niemandem gibt, dem ich etwas übertragen kann oder der mich unterstützt. und dass es zeiten gibt, in denen ich nicht einen nachmittag frei nehmen kann, um meine gesundheitsvorsorge zu machen. er stellt sich dämlich. oder ist es in dieser hinsicht vielleicht auch.

als ich mal leichtsinnigerweise erwähne, dass ich lust auf einen sprachkurs in verbindung mit einem bildungsurlaub hätte, reagiert er sauer. "du verdödelst nur deine zeit, und wenn wir wohin fahren wollen, geht das dann nicht." dass mein arbeitsleben voraussichtlich erst endet, wenn ich tot bin, und dasss ich angesichts dieses beschissenen umstands wenigstens ein bisschen aufsteigen möchte, um irgendwann mal sowas wie schmerzensgeld zu verdienen, versteht er nicht. er will in wenigen jahren in altersteilzeit - zu einem zeitpunkt, zu dem dies nicht einmal meinem von allen seiten gepamperten beamten-vater möglich gewesen wäre.

zwei faktoren werden unsere beziehung - sollten keine emotionalen trennungsgründe dem zuvorkommen - voraussichtlich in den nächsten zwei bis sieben jahren zum scheitern bringen: dass ich nicht in hamburg bleiben möchte und dass ich mich jobtechnisch weiterentwickeln will und muss. und dass der luxus-mann keine meiner bewegungen mitmachen, mir aber zugleich weder einen roten teppich ausbreiten noch einen ring an den finger stecken wird. innige phasen wie in den letzten wochen legen einen rosa schleier über all das. doch dann sehe ich wieder klarer. rational betrachtet hat diese beziehung eine stark begrenzte haltbarkeit.

den schussstrich jetzt schon zu ziehen, scheint mir indes unmöglich. da sind zu viele positive emotionen. ich habe mich schrecklich an den luxus-mann gewöhnt. ich habe angst vor den untiefen der depression und leere, die mich anschließend wieder überkommen werden. und ich bin bequem, habe angst vor meiner eigenen courage, genieße das kleine glück, das ich habe und das mich und meine permanente innere suche fast eingeschläfert hätte.
aber eben nur fast.