vor dem haus steht ein typ, der aussieht wie christian ulmen und das verdeck seiner karre mit dem fusselroller reinigt.
sagt alles über diese stadt.
Sonntag, 27. Mai 2018
Donnerstag, 24. Mai 2018
göttliche venus
ich war auf dem standesamt. nicht um zu heiraten, sondern um aus der kirche auszutreten. ich halte mich erstmal gerne zurück, bevor ich jemandem direkt sage, er solle sich zum teufel scheren. als christlich erzogenes kind und studierte theologin war das aber tatsächlich ein bisschen so, als würde ich dem lieben gott sagen, fahr zu hölle. also gefühlt. trotzdem, das sagst du nicht einfach so jemandem, schon gar nicht dem lieben gott.
forscher haben mal gedacht, es gäbe leben auf der venus. dann kam heraus, dass der ganze verfickte planet eine art schnellkochtopf ist. seitdem existiert die theorie, das leben könne sich in die hohen wolkenschichten zurückgezogen haben.
der liebe gott würde auch nicht in einem schnellkochtopf wohnen. der hat ein grab in den lüften, da liegt man nicht eng.
"wie ist das eigentlich, wenn man stirbt und beerdigt werden muss und nicht in der kirche ist", will der luxus-mann wissen.
"dann kommt du in den bioabfall", sage ich.
"du doch nicht", erwidert der luxus-mann. "dein blut könnte die weltmeere vergiften, wenn das ins grundwasser sickert."
"der mensch ist ein werkzeug gottes und ich bin sein rattengift. akzeptier das mal."
als ich aus dem standesamt rauskomme und den wisch vom milchfressigen standesbeamten in händen halte, knallen die flugzeuge über meinen kopf wie apokalyptische reiter auf speed. doch der liebe gott liegt in seinen venuswolken und schert sich nicht.
forscher haben mal gedacht, es gäbe leben auf der venus. dann kam heraus, dass der ganze verfickte planet eine art schnellkochtopf ist. seitdem existiert die theorie, das leben könne sich in die hohen wolkenschichten zurückgezogen haben.
der liebe gott würde auch nicht in einem schnellkochtopf wohnen. der hat ein grab in den lüften, da liegt man nicht eng.
"wie ist das eigentlich, wenn man stirbt und beerdigt werden muss und nicht in der kirche ist", will der luxus-mann wissen.
"dann kommt du in den bioabfall", sage ich.
"du doch nicht", erwidert der luxus-mann. "dein blut könnte die weltmeere vergiften, wenn das ins grundwasser sickert."
"der mensch ist ein werkzeug gottes und ich bin sein rattengift. akzeptier das mal."
als ich aus dem standesamt rauskomme und den wisch vom milchfressigen standesbeamten in händen halte, knallen die flugzeuge über meinen kopf wie apokalyptische reiter auf speed. doch der liebe gott liegt in seinen venuswolken und schert sich nicht.
Mittwoch, 23. Mai 2018
komplimente-queen
"deine moppelfrau hat sich übrigens dein letztes brötchen einverleibt", sage ich nach dem frühstück zum luxus-mann.
er lacht und meint:
"schon ok, aber gut, dass du es erwähnst, dann geh ich nachher einkaufen."
"ich dachte halt, ich sag mal besser bescheid... bevor du sonst nachher stundenlang suchst und am ende angesichts deiner expandierenden körperfülle glaubst, du hättest das brötchen doch schon selbst gefressen."
"hast du mich eben fett und dement genannt?!"
"ich kenne dich halt und habe eine deinem allgemeinen verhalten entsprechende prognose abgegeben."
"langweilig und leicht durchschaubar bin ich also auch noch?!"
er lacht und meint:
"schon ok, aber gut, dass du es erwähnst, dann geh ich nachher einkaufen."
"ich dachte halt, ich sag mal besser bescheid... bevor du sonst nachher stundenlang suchst und am ende angesichts deiner expandierenden körperfülle glaubst, du hättest das brötchen doch schon selbst gefressen."
"hast du mich eben fett und dement genannt?!"
"ich kenne dich halt und habe eine deinem allgemeinen verhalten entsprechende prognose abgegeben."
"langweilig und leicht durchschaubar bin ich also auch noch?!"
Montag, 21. Mai 2018
dsgvo
nachdem ich erfahren habe, dass auch blogspot-blogger unter die dsgvo fallen und google bislang nichts dafür tut, blogger.com dsgvo-konform zu machen, werde ich dieses blog sicherheitshalber zu 25.5. abschalten.
es gibt auch gerüchte, dass sich google diese mühe gar nicht macht, sondern blogspot einfach killt.
es gibt auch gerüchte, dass sich google diese mühe gar nicht macht, sondern blogspot einfach killt.
Dienstag, 15. Mai 2018
beleidigte leberwürste
"xy wurde in seiner kindheit rassistisch beleidigt" steht da irgendwo im internet, wo ist jetzt mal egal, denn es steht dazu gerade ständig was irgendwo, weil es derzeit en vogue ist, religiös zu dissen und gedisst zu werden.
was er sich wohl anhören musste?
du saujude. du drecksmoslem.
du scheiß-christ. du gottloser hurensohn!
so je nach konfession oder nicht-konfession.
ich wurde in meiner kindheit auch beleidigt, weil ich nie jeans trug und unsportlich mit tendenz zum moppeltum war. und natürlich galt ich als streberin, weil ich schon als kindergartenkind lesen und schreiben konnte.
ich kenne außerdem bestimmt hundert andere kinder, die ebenfalls beleidigt wurden. weil sie dumm waren oder schlau. weil sie eine brille trugen. oder pickel hatten. oder beim völkerball angst vor dem ball hatten.
beleidigen scheint also irgendwie ein ganz tiefes, heiliges bedürfnis des menschen zu sein. kinder tun es ganz offenherzig, erwachsene etwas subtiler, außer in leser- oder facebookkommentaren, weil man sich hier ganz anonym abfällig äußern kann, wobei jede hemmung fällt. und auch wenn es verpönt ist, jemanden wegen seiner religion, seines geschlechts oder seiner herkunft zu beleidigen, kann man es doch immer noch auf ein millarde andere weisen tun: wegen körperlicher und psychischer makel, der frisur oder kleidung, dem intellekt, dem beruf, dem sozialen status oder der lebenseinstellung. das passiert permanent und ist keineswegs verboten, auch wenn es letztlich nicht weniger wehtut als beleidigungen aufgrund von herkunft und religion.
der knackpunkt ist also vermutlich: es geht um das beleidigen an sich. ich beleidige, also bin ich!
beleidigen hat in der tat etwas mit identität zu tun. elias canetti nennt es das wir-lächeln, wenn eine gruppe eine andere oder ein individuum belächelt und sich dadurch von innen gestärkt fühlt. beleidigt ein einzelner einen anderen einzelnen, unterstreicht er damit in seiner sicht seine individualität auf basis einer negativfolie: ich bin keine dumme sau. ich bin kein spast. ich bin kein islamist. ich bin kein nazi.
wenn ich auf reiche spießer mit penisprothesen schimpfe, unterstreiche ich damit, dass ich ein für wenig geld ehrlich und hart arbeitender mensch ohne entsprechenden fahrbaren untersatz bin. ich tue das ein wenig aus sozialneid, ein wenig, weil ich mich mit spießern in der regel grundsätzlich nicht verstehe, ein wenig, weil ich mich unendlich über den drecks-hvv und seine permanenten asozialen preiserhöhungen ärgere, und last but not least, weil reiche spießer meiner beschränkten ansicht nach nichts anderes machen als mit ihren familien in ihren protzbunkern zu sitzen und darauf zu achten, dass die eigene luxuskarre schöner glänzt als die der nachbarn.
ich tue es aber auch aus stolz und aus dem bedürfnis heraus, diesen stolzen unterschied zu pflegen. kurzum, ich halte mich in diesem punkt also für was besseres, auch wenn ich darum weiß und dass es so keineswegs sein muss. es gibt schließlich auch nette reiche leute, die gar nicht spießig sind und sich sozial engagieren, und es gibt langweilige arme leute, die sich vom kindergeld ihrer blagen einen gebrauchten genitalbooster kaufen, um damit durch die straßen zu heizen wie die irren.
beleidigen ist also identitätsstiftend in einer welt der grenzenlosen beliebigkeit und der enormen unterschiede, verengt aber auch die sichtweise und bringt einen vielleicht um wertvolle kontakte. könnte ja mal passieren, dass ein reicher spießer mit hr-befugnis meine fähigkeiten bemerkt und mich in sein unternehmen holt. was aber nicht passieren wird, solange ich lieber mit punks und obdachlosen plausche oder mit meinem dhl-boten über ausbeutung diskutiere. oder mit dem luxus-mann, der zwar wohlhabend ist, aber sagt, er will nicht über karriere sprechen, weil er schleimer und emporkömmlinge und alle, die sich irgendwie hervortun, nicht ausstehen nicht.
es geht beim beleidigen also fast immer darum, unterschiede zu legitimieren und sie in ihrer vollen größe aufrecht zu erhalten.
ich wurde kürzlich von einem magazin zum thema "arm trotz arbeit" interviewt. ich hatte dem zugestimmt, weil ich dachte, vielleicht rüttelt es auf, wenn mal jemand reale zahlen nennt, wie unfassbar menschenunwürdig selbst akademiker manchmal bezahlt werden. wie es ist, wenn man vom arbeitgeber sogar um das krankengeld betrogen wird und dass es somit kein wunder ist, wenn sich menschen dann lieber für hartz IV und ausschlafen entscheiden. die kommentare alle so: selber schuld, du bist ja auch eine frau! warum bleibst du nicht hinter dem herd, wo du hingehörst! selber schuld, du hast ja nichts naturwissenschaftliches studiert! wer studiert denn auch geisteswissenschaften! nur ein einziger traute sich und schrieb: ich habe bwl studiert und ich kenne das auch. er wurde niedergewalzt von kommentatoren, die alle versuchten, bwl auf die stufe der geisteswissenschaften (also auf die stufe baumschule) zu stellen.
ich war in der tat selber schuld, denn ich hatte das interview einem magazin gegeben, dessen leserzielgruppe mehrheitlich keine akademiker sind. also leute, die weder wissen, was ein geisteswissenschaftler oder bwler gelernt hat, noch solche, die sich speziell für die verdienstmöglichkeiten von akademikern interessieren. vermutlich hätte ich mitleid bekommen, hätte ich gesagt, ich bin alleinerziehende mutter, die es wegen ihrer schwangerschaften nicht bis zum abitur geschafft hat, weil mir mein sagen wir mal afrikanischer freund brutal ein balg nach dem anderem in die röhre gedrückt hat. das hätte vermutlich identifikation gestiftet: die arme frau, alleinerziehend! von einem ausländer verarscht! schlägt sich aber trotzdem durch für ihre kinder, respekt!
beleidigungen resultieren also aus (negativ empfundenen) unterschieden und dienen gleichzeitig dazu, diese zu betonen oder zu zementieren. sie sind damit ein paradoxon. sie klagen an, sind aber zugleich eine absage, etwas verändern zu wollen, oder aber eine frustrierte ohnmachtsbekundung zu verhältnissen, die sich aus eigener kraft nicht ändern lassen.
wahrscheinlich gibt es sie so lange, so lange es menschen gibt.
was er sich wohl anhören musste?
du saujude. du drecksmoslem.
du scheiß-christ. du gottloser hurensohn!
so je nach konfession oder nicht-konfession.
ich wurde in meiner kindheit auch beleidigt, weil ich nie jeans trug und unsportlich mit tendenz zum moppeltum war. und natürlich galt ich als streberin, weil ich schon als kindergartenkind lesen und schreiben konnte.
ich kenne außerdem bestimmt hundert andere kinder, die ebenfalls beleidigt wurden. weil sie dumm waren oder schlau. weil sie eine brille trugen. oder pickel hatten. oder beim völkerball angst vor dem ball hatten.
beleidigen scheint also irgendwie ein ganz tiefes, heiliges bedürfnis des menschen zu sein. kinder tun es ganz offenherzig, erwachsene etwas subtiler, außer in leser- oder facebookkommentaren, weil man sich hier ganz anonym abfällig äußern kann, wobei jede hemmung fällt. und auch wenn es verpönt ist, jemanden wegen seiner religion, seines geschlechts oder seiner herkunft zu beleidigen, kann man es doch immer noch auf ein millarde andere weisen tun: wegen körperlicher und psychischer makel, der frisur oder kleidung, dem intellekt, dem beruf, dem sozialen status oder der lebenseinstellung. das passiert permanent und ist keineswegs verboten, auch wenn es letztlich nicht weniger wehtut als beleidigungen aufgrund von herkunft und religion.
der knackpunkt ist also vermutlich: es geht um das beleidigen an sich. ich beleidige, also bin ich!
beleidigen hat in der tat etwas mit identität zu tun. elias canetti nennt es das wir-lächeln, wenn eine gruppe eine andere oder ein individuum belächelt und sich dadurch von innen gestärkt fühlt. beleidigt ein einzelner einen anderen einzelnen, unterstreicht er damit in seiner sicht seine individualität auf basis einer negativfolie: ich bin keine dumme sau. ich bin kein spast. ich bin kein islamist. ich bin kein nazi.
wenn ich auf reiche spießer mit penisprothesen schimpfe, unterstreiche ich damit, dass ich ein für wenig geld ehrlich und hart arbeitender mensch ohne entsprechenden fahrbaren untersatz bin. ich tue das ein wenig aus sozialneid, ein wenig, weil ich mich mit spießern in der regel grundsätzlich nicht verstehe, ein wenig, weil ich mich unendlich über den drecks-hvv und seine permanenten asozialen preiserhöhungen ärgere, und last but not least, weil reiche spießer meiner beschränkten ansicht nach nichts anderes machen als mit ihren familien in ihren protzbunkern zu sitzen und darauf zu achten, dass die eigene luxuskarre schöner glänzt als die der nachbarn.
ich tue es aber auch aus stolz und aus dem bedürfnis heraus, diesen stolzen unterschied zu pflegen. kurzum, ich halte mich in diesem punkt also für was besseres, auch wenn ich darum weiß und dass es so keineswegs sein muss. es gibt schließlich auch nette reiche leute, die gar nicht spießig sind und sich sozial engagieren, und es gibt langweilige arme leute, die sich vom kindergeld ihrer blagen einen gebrauchten genitalbooster kaufen, um damit durch die straßen zu heizen wie die irren.
beleidigen ist also identitätsstiftend in einer welt der grenzenlosen beliebigkeit und der enormen unterschiede, verengt aber auch die sichtweise und bringt einen vielleicht um wertvolle kontakte. könnte ja mal passieren, dass ein reicher spießer mit hr-befugnis meine fähigkeiten bemerkt und mich in sein unternehmen holt. was aber nicht passieren wird, solange ich lieber mit punks und obdachlosen plausche oder mit meinem dhl-boten über ausbeutung diskutiere. oder mit dem luxus-mann, der zwar wohlhabend ist, aber sagt, er will nicht über karriere sprechen, weil er schleimer und emporkömmlinge und alle, die sich irgendwie hervortun, nicht ausstehen nicht.
es geht beim beleidigen also fast immer darum, unterschiede zu legitimieren und sie in ihrer vollen größe aufrecht zu erhalten.
ich wurde kürzlich von einem magazin zum thema "arm trotz arbeit" interviewt. ich hatte dem zugestimmt, weil ich dachte, vielleicht rüttelt es auf, wenn mal jemand reale zahlen nennt, wie unfassbar menschenunwürdig selbst akademiker manchmal bezahlt werden. wie es ist, wenn man vom arbeitgeber sogar um das krankengeld betrogen wird und dass es somit kein wunder ist, wenn sich menschen dann lieber für hartz IV und ausschlafen entscheiden. die kommentare alle so: selber schuld, du bist ja auch eine frau! warum bleibst du nicht hinter dem herd, wo du hingehörst! selber schuld, du hast ja nichts naturwissenschaftliches studiert! wer studiert denn auch geisteswissenschaften! nur ein einziger traute sich und schrieb: ich habe bwl studiert und ich kenne das auch. er wurde niedergewalzt von kommentatoren, die alle versuchten, bwl auf die stufe der geisteswissenschaften (also auf die stufe baumschule) zu stellen.
ich war in der tat selber schuld, denn ich hatte das interview einem magazin gegeben, dessen leserzielgruppe mehrheitlich keine akademiker sind. also leute, die weder wissen, was ein geisteswissenschaftler oder bwler gelernt hat, noch solche, die sich speziell für die verdienstmöglichkeiten von akademikern interessieren. vermutlich hätte ich mitleid bekommen, hätte ich gesagt, ich bin alleinerziehende mutter, die es wegen ihrer schwangerschaften nicht bis zum abitur geschafft hat, weil mir mein sagen wir mal afrikanischer freund brutal ein balg nach dem anderem in die röhre gedrückt hat. das hätte vermutlich identifikation gestiftet: die arme frau, alleinerziehend! von einem ausländer verarscht! schlägt sich aber trotzdem durch für ihre kinder, respekt!
beleidigungen resultieren also aus (negativ empfundenen) unterschieden und dienen gleichzeitig dazu, diese zu betonen oder zu zementieren. sie sind damit ein paradoxon. sie klagen an, sind aber zugleich eine absage, etwas verändern zu wollen, oder aber eine frustrierte ohnmachtsbekundung zu verhältnissen, die sich aus eigener kraft nicht ändern lassen.
wahrscheinlich gibt es sie so lange, so lange es menschen gibt.
Dienstag, 8. Mai 2018
montagswichtel mit penisprothese
als ich mit dem rad abbiegen will, blockiert ein silberner porsche die straße. nicht, weil da irgendein hindernis wäre, sondern, weil der fahrer telefonieren muss und beschlossen hat, dass das nur geht, indem man mitten auf der sehr schmalen, überparkten straße stehenbleibt. weil mit lenken und gasgeben und so sonst wahrscheinlich das hirn überfordert ist und das sprachzentrum blockiert.
das telefonat ist ganz wichtig. doch, bestimmt. wie wichtig, sieht man am designeranzug, der fetten goldenen armbanduhr und der sonnenbrille. und natürlich am porsche und daran, dass man den nicht mal an die seite ranfahren kann, um die anderen verkehrsteilnehmer durchzulassen.
als ich den genitalbooster versuchsweise überholen will, gibt der anzugwichtel unvermittelt gas und fährt mich beinahe über den haufen.
bemerkt hat er mich jedoch immer noch nicht. also klopfe ich an die scheibe, zeige ihm den vogel und deute auf sein handy, das er immer noch am ohr hält.
jetzt ist tatsächlich was im wichtelhirn angekommen. der wichtel springt wie rumpelstilzchen aus seiner penisprothese und schreit wild rum. polizei, feuerwehr, taliban und noch ein paar milizen will er rufen wegen mir und weil ich rad fahre und weil radfahrer sowieso alle wilde asoziale sind.
ich zücke das handy und wähle 110.
"hallo, ich habe hier in der x-straße einen verkehrsteilnehmer, der mit seinem wagen die straße blockiert, weil er meint, so in ruhe seine telefonate mit dem handy am steuer führen zu können. er droht mir nun, weil ich ihm nach einer beinahe-kollision auf eben diesen sachverhalt aufmerksam gemacht habe. würden sie vorbeikommen?"
schwuppdiwupp ist rumpelstilzchen in seine penisprothese gesprungen und davongebraust.
da ich aber ein schlaues mädchen bin, habe ich mir das kennzeichen gemerkt.
"ja, hallo? hören sie, der fahrer ist eben mit überhöhter geschwindigkeit geflüchtet. er wirkte alkoholisiert auf mich und könnte eventuell weitere verkehrsteilnehmer gefährden."
man sichert mir zu, einen streifenwagen loszuschicken.
ich grinse derweil in mich hinein und schließe mein rad an.
der montagswichtel hat bestimmt einen schlechteren wochenstart als ich.
das telefonat ist ganz wichtig. doch, bestimmt. wie wichtig, sieht man am designeranzug, der fetten goldenen armbanduhr und der sonnenbrille. und natürlich am porsche und daran, dass man den nicht mal an die seite ranfahren kann, um die anderen verkehrsteilnehmer durchzulassen.
als ich den genitalbooster versuchsweise überholen will, gibt der anzugwichtel unvermittelt gas und fährt mich beinahe über den haufen.
bemerkt hat er mich jedoch immer noch nicht. also klopfe ich an die scheibe, zeige ihm den vogel und deute auf sein handy, das er immer noch am ohr hält.
jetzt ist tatsächlich was im wichtelhirn angekommen. der wichtel springt wie rumpelstilzchen aus seiner penisprothese und schreit wild rum. polizei, feuerwehr, taliban und noch ein paar milizen will er rufen wegen mir und weil ich rad fahre und weil radfahrer sowieso alle wilde asoziale sind.
ich zücke das handy und wähle 110.
"hallo, ich habe hier in der x-straße einen verkehrsteilnehmer, der mit seinem wagen die straße blockiert, weil er meint, so in ruhe seine telefonate mit dem handy am steuer führen zu können. er droht mir nun, weil ich ihm nach einer beinahe-kollision auf eben diesen sachverhalt aufmerksam gemacht habe. würden sie vorbeikommen?"
schwuppdiwupp ist rumpelstilzchen in seine penisprothese gesprungen und davongebraust.
da ich aber ein schlaues mädchen bin, habe ich mir das kennzeichen gemerkt.
"ja, hallo? hören sie, der fahrer ist eben mit überhöhter geschwindigkeit geflüchtet. er wirkte alkoholisiert auf mich und könnte eventuell weitere verkehrsteilnehmer gefährden."
man sichert mir zu, einen streifenwagen loszuschicken.
ich grinse derweil in mich hinein und schließe mein rad an.
der montagswichtel hat bestimmt einen schlechteren wochenstart als ich.
Samstag, 5. Mai 2018
fluchtpunkte
die häuser, in denen sich auch meine wohung befindet, sollen abgerissen werden. klar. für ein an sich "gutes" viertel wie das meine sind die häuser zu wenig luxuriös. es handelt sich um ehemalige sozialwohnungen, nachkriegsbauten, ohne lärmschutz oder wärmedämmung. seit jahren werden investionen gestoppt, nur noch das allernötigste gemacht. dafür sind die mieten für hamburger verhältnisse niedrig, auch menschen wir meine copd-kranke nachbarin können sich hier mit aufstockung vom amt niederlassen.
da ich nicht bis zur offiziellen kündigung warten will, schaue ich mich jetzt schon um. ich will grün und ruhig wohnen wie bisher, einzige voraussetzung ist, dass ich noch zur arbeit komme, ohne dafür dem hvv so furchtbar viel kohle in den gierigen rachen zu schmeißen.
mir ist klar, dass ich für eine sehr einfache wohnung ohne balkon und schnickschnack wie die meine woanders mindestens das doppelte bezahlen muss. ich kann es mir glücklicherweise leisten, wenn es sein muss, auch wenn es mich natürlich nicht begeistert. mein traum, mal eine kleine betriebliche altersvorsorge von meinem lohn abzwacken zu können, ist damit begraben.
schlimmer als das aber ist, dass ich wieder merke, wie wenig mir diese stadt noch gefällt. will man halbwegs zentral wohnen, lebt man überteuert auf winzigem raum in einer permanenten feinstaubwolke bei zumeist permanenter lärmbelästigung. wohnt man lieber etwas außerhalb, tut man dies in bunkerartigen siedlungen in tristen gegenden zusammen mit noch tristeren menschen. schönere außerhalb liegende bezirke sind wiederum nicht nur extrem teuer, sondern auch noch mies angebunden. keine u-bahn, mit glück s-bahn und sonst nur busse, und busfahren ist in hamburg natürlich dasselbe wie autofahren, also im stau stehen und viel zu spät irgendwo ankommen. kommt für mich nicht infrage.
"irgendwie ist die stadt für mich echt durch", sage ich betrübt zum luxus-mann, was der überhaupt nicht verstehen kann.
"das ist ja nur, weil du noch nie aus hamburg rausgekomen bist", sage ich, "ich hab auch mal gedacht, boah, nürnberg ist ja mal richtig kacke, bis ich dann hier war und wusste, eigentlich hab ich es damals viel besser gehabt."
"und jetzt willst du da in dein bayern zurück, wo sie leute wie dich wie schwerverbrecher ahnden."
"nicht unbedingt. ich könnte mir aber gut vorstellen, dass ich noch mal richtig weit umziehe. der osten würde mich reizen. so leipzig, jena, erfurt, so die gegend."
"das kannst du ja mal gepflegt vergessen, ich führe keine fernbeziehungen."
wegziehen würde also bedeuten: ohne den luxus-mann. was ich mir im moment nicht vorstellen kann.
"warte doch einfach, ob dir dein vermieter nicht ein angebot macht", rät mir der luxus-mann.
"die haben doch nix frei. vielleicht in harburg irgendwo, und dann haben wir auch quasi ne fernbeziehung."
"aber die bauen da doch bestimmt was neues da bei dir hin."
"ja, sicher, die üblichen luxus-bunker, und da kann ich dann für 2 zimmer auch 1000 € bezahlen. fällt mir im traum nicht ein."
das thema wohnungssuche wird uns also in nächster zeit noch stark beschäftigen und möglicherweise eine gewisse sprengkraft für unsere beziehung haben.
da ich nicht bis zur offiziellen kündigung warten will, schaue ich mich jetzt schon um. ich will grün und ruhig wohnen wie bisher, einzige voraussetzung ist, dass ich noch zur arbeit komme, ohne dafür dem hvv so furchtbar viel kohle in den gierigen rachen zu schmeißen.
mir ist klar, dass ich für eine sehr einfache wohnung ohne balkon und schnickschnack wie die meine woanders mindestens das doppelte bezahlen muss. ich kann es mir glücklicherweise leisten, wenn es sein muss, auch wenn es mich natürlich nicht begeistert. mein traum, mal eine kleine betriebliche altersvorsorge von meinem lohn abzwacken zu können, ist damit begraben.
schlimmer als das aber ist, dass ich wieder merke, wie wenig mir diese stadt noch gefällt. will man halbwegs zentral wohnen, lebt man überteuert auf winzigem raum in einer permanenten feinstaubwolke bei zumeist permanenter lärmbelästigung. wohnt man lieber etwas außerhalb, tut man dies in bunkerartigen siedlungen in tristen gegenden zusammen mit noch tristeren menschen. schönere außerhalb liegende bezirke sind wiederum nicht nur extrem teuer, sondern auch noch mies angebunden. keine u-bahn, mit glück s-bahn und sonst nur busse, und busfahren ist in hamburg natürlich dasselbe wie autofahren, also im stau stehen und viel zu spät irgendwo ankommen. kommt für mich nicht infrage.
"irgendwie ist die stadt für mich echt durch", sage ich betrübt zum luxus-mann, was der überhaupt nicht verstehen kann.
"das ist ja nur, weil du noch nie aus hamburg rausgekomen bist", sage ich, "ich hab auch mal gedacht, boah, nürnberg ist ja mal richtig kacke, bis ich dann hier war und wusste, eigentlich hab ich es damals viel besser gehabt."
"und jetzt willst du da in dein bayern zurück, wo sie leute wie dich wie schwerverbrecher ahnden."
"nicht unbedingt. ich könnte mir aber gut vorstellen, dass ich noch mal richtig weit umziehe. der osten würde mich reizen. so leipzig, jena, erfurt, so die gegend."
"das kannst du ja mal gepflegt vergessen, ich führe keine fernbeziehungen."
wegziehen würde also bedeuten: ohne den luxus-mann. was ich mir im moment nicht vorstellen kann.
"warte doch einfach, ob dir dein vermieter nicht ein angebot macht", rät mir der luxus-mann.
"die haben doch nix frei. vielleicht in harburg irgendwo, und dann haben wir auch quasi ne fernbeziehung."
"aber die bauen da doch bestimmt was neues da bei dir hin."
"ja, sicher, die üblichen luxus-bunker, und da kann ich dann für 2 zimmer auch 1000 € bezahlen. fällt mir im traum nicht ein."
das thema wohnungssuche wird uns also in nächster zeit noch stark beschäftigen und möglicherweise eine gewisse sprengkraft für unsere beziehung haben.
Mittwoch, 2. Mai 2018
attacke aus dem emo-hinterhalt
und da ist es wieder. das alte heimwehgefühl. das absolut überwältigende verlassensein-gefühl.
ich liege gerade glücklich neben dem luxus-mann, als es mich hinterrücks überfällt.
bitte bitte lass mich nicht allein, bettelt alles in mir, während der kopf denkt, alte, chill mal, er liegt in deinen armen, mehr geht doch nicht!
wie immer ist rational nix zu machen. ich muss vielmehr aufpassen, dass ich nicht gleich rumheule. der gedanke, dass ich nachher nachhause muss, um nach meiner katze zu sehen, ist so schrecklich, dass ich ihn nicht denken kann.
ganz vorsichtig versuche ich, diese gefühlswelt zu artikulieren. zum ersten mal in meinem leben. im oberstübchen ist mir schließlich durchaus klar, dass meine festplatte hier einfach einen sprung hat. darüber hinaus kann ich mir vorstellen, dass es den partner ziemlich flasht, wenn der andere in einem so innigen moment plötzlich was vom verlassensein faselt. also vom verlassenSEIN, nicht von einem potenziellen verlassenWERDEN in der fernen oder nahen zukunft.
es dauert ein bisschen, bis der luxus-mann kapiert hat, dass ich gar keine reaktion von ihm will, keine veränderung und keine entschuldigung für einen nicht begangenen faux-pas. sondern einfach nur erzähle, was meine kranke hirnchemie gerade so mit mir veranstaltet.
der luxus-mann ist auf eine sehr liebevolle art überfordert, tätschelt meine schultern und bittet mich, mir nicht so viele sorgen zu machen.
"ich mach mir gar keine sorgen", sage ich. "mein körper führt gewissermaßen eine chemische reaktion auf ein nicht stattgefundenes ereignis durch. also vielleicht war da mal ein ereignis, in meiner kindheit... da habe ich mich ja oft verlassen gefühlt... aber es hat eigentlich nichts mit uns zu tun. ich teile es nur mit dir. weil... weil ich dir vertraue. aushalten muss ich das alleine."
der luxus-mann ist verlegen, weil er nicht weiß, was er sagen oder machen soll, aber auch irgendwie stolz auf mein vertrauen, und schlägt dann einfach vor, einen film zu gucken, womit er instinktiv das richtige tut, denn mehr als ablenkung geht jetzt nicht. also lassen wir uns arm in arm in jim jarmuschs wunderbare vampirwelten entführen und auch, wenn sich eigentlich damit nichts ändert, bin ich doch froh, diesen borderline-spuk einfach mal geteilt zu haben.
ich liege gerade glücklich neben dem luxus-mann, als es mich hinterrücks überfällt.
bitte bitte lass mich nicht allein, bettelt alles in mir, während der kopf denkt, alte, chill mal, er liegt in deinen armen, mehr geht doch nicht!
wie immer ist rational nix zu machen. ich muss vielmehr aufpassen, dass ich nicht gleich rumheule. der gedanke, dass ich nachher nachhause muss, um nach meiner katze zu sehen, ist so schrecklich, dass ich ihn nicht denken kann.
ganz vorsichtig versuche ich, diese gefühlswelt zu artikulieren. zum ersten mal in meinem leben. im oberstübchen ist mir schließlich durchaus klar, dass meine festplatte hier einfach einen sprung hat. darüber hinaus kann ich mir vorstellen, dass es den partner ziemlich flasht, wenn der andere in einem so innigen moment plötzlich was vom verlassensein faselt. also vom verlassenSEIN, nicht von einem potenziellen verlassenWERDEN in der fernen oder nahen zukunft.
es dauert ein bisschen, bis der luxus-mann kapiert hat, dass ich gar keine reaktion von ihm will, keine veränderung und keine entschuldigung für einen nicht begangenen faux-pas. sondern einfach nur erzähle, was meine kranke hirnchemie gerade so mit mir veranstaltet.
der luxus-mann ist auf eine sehr liebevolle art überfordert, tätschelt meine schultern und bittet mich, mir nicht so viele sorgen zu machen.
"ich mach mir gar keine sorgen", sage ich. "mein körper führt gewissermaßen eine chemische reaktion auf ein nicht stattgefundenes ereignis durch. also vielleicht war da mal ein ereignis, in meiner kindheit... da habe ich mich ja oft verlassen gefühlt... aber es hat eigentlich nichts mit uns zu tun. ich teile es nur mit dir. weil... weil ich dir vertraue. aushalten muss ich das alleine."
der luxus-mann ist verlegen, weil er nicht weiß, was er sagen oder machen soll, aber auch irgendwie stolz auf mein vertrauen, und schlägt dann einfach vor, einen film zu gucken, womit er instinktiv das richtige tut, denn mehr als ablenkung geht jetzt nicht. also lassen wir uns arm in arm in jim jarmuschs wunderbare vampirwelten entführen und auch, wenn sich eigentlich damit nichts ändert, bin ich doch froh, diesen borderline-spuk einfach mal geteilt zu haben.