Freitag, 28. Juli 2017

traumgewaber

wie immer, wenn ich die realität nicht aushalte, kommen die träume. so wunderbar, dass man nicht aufwachen möchte.

letzte nacht war ich am strand in estland, den wir irgendwie eine ganze woche lang übersehen hatten. vor krassen felsformationen erstreckte sich der weißeste, weichste sand, den man sich vorstellen kann, und ein blitzblaues meer. der luxus-mann konnte sich zwar nicht recht dran freuen, weil die börse gerade in den crash ging und meine eine war auf der ständigen suche nach einem klo, das sich mir dann in einer form einer dusche zeigte, denn die esten, erklärte mir eine dame, pinkelten ausschließlich unter der dusche, wie sie mir gleich anschaulich vormachte. sonst aber war es wunderbar.

ich wachte auf, weil mir der luxus-mann ins gesicht schlug.
"aua!" sagte ich.
"deine handy klingelt!" rief er unwirsch. "mach das aus!"
ich lauschte kurz.
"das ist nicht mein handy", sagte ich.
es war das luxus-handy, das aus irgendwelchen gründen um vier uhr nachts den wecker programmiert hatte.

aufgrund des herpes beschränkt sich unser körperkontakt derzeit auf derlei liebevolle aktionen. der luxus-mann hält mich für gemeinhin verseucht.

"du hast mir meinen traum kaputt gemacht", maulte ich.
zur strafe träumte ich dann von einem splitterfasernackten george clooney, der ein pupsendes schwein und einen kleinen elefanten in seinem hotelzimmer hielt. das schwein war trotz seiner verdauungsprobleme ausgesprochen liebenswert und schleckte den kleinen elefanten ständig mit großer hingabe ab. george clooney gab derweil nonchalant in eine seidendecke geschlungen ein interview.



Dienstag, 25. Juli 2017

der job ist ein arschloch

im job stress, der mir nah geht. emotionale, unstrategische und unlogische gf-entscheidungen. ich muss sie ausführen. so viel fremdschämen geht gar nicht.

wie immer will ich weg, muss aber bleiben. jobs fallen nicht vom himmel, auch wenn ich gern hier endlich die segel streichen würde. außerdem muss man aushalten und sich brav selbst ausbeuten, sagen die erfolgreichen anzugwichtel. die müssen es ja wissen.

ich kriege pickel davon, sage ich zum luxus-mann, und tatsächlich habe ich heute herpes. der körper zeigt mir sehr genau, was tragbar ist und was nicht. fickt also die anzugwichtel.

ich spreche mit einer headhunterin, die mir sagt, wie unterbezahlt ich bin. sie soll mir lieber einen job besorgen anstatt mich vollzulullen mit dingen, die mir klar sind, die sich aber nicht ändern werden. nicht in diesem unternehmen, bei dem sich entwicklungschancen nur auf verantwortung und aufgaben beziehen, nicht aber auf entlohnung und ausgleich.

zwei tage nach dem urlaub fühle ich mich, als hätte ich nie urlaub gehabt.
nachts kann ich nicht schlafen, routieren mir doch schier unbewältigbare to-do-massen im kopf.
der herpes blüht und warnt.

der job ist ein arschloch.


Donnerstag, 20. Juli 2017

nordistik für fortgeschrittene

der luxus-mann und ich haben das baltikum erkundet. dabei kam mal wieder unsere sehr unterschiedliche urlaubsaffinität zum tragen.

"du bist total gelangweilt und unglücklich", wirft mir der luxus-mann an den kopf, während wir durch tallinn spazieren. "dir gefällt es hier nicht!"
"hm, doch", sage ich. "aber mir... mir gibt das halt nicht so viel. ob ich jetzt hier oder woanders zwischen touris gequetscht an einem vollkommen überteuerten getränk nippe, ist mir relativ wurscht."
"da fährst du lieber zu deinen eltern!"
"ja. da kann ich ausschlafen und ich-sein... und meine freunde endlich mal wiedersehen und gute gespräche führen. das ist erholung für mich."
"das ist langweilig."
"das ist aber nachhausekommen für mich. fremd bin ich schon in hamburg, dafür muss ich nicht wegfahren und überteuerte mainstream-scheiße abarbeiten.

"wir müssen überlegen, wie wir das in zukunft gestalten", sagt der luxus-mann, als wir wieder in hamburg gelandet sind.
"ich denke, es ist besser, du fährst mit deinen kumpels weg. die haben auch so viel geld wie du, denen macht das nix, ein paar wochen in schicken hotels zu verbringen. schau, ich verdiene so wenig und ich habe so wenig urlaub.... jeder tag, an dem ich einfach nur ausschlafen kann, ist mir gold wert."
"das geht aber nicht, eine partnerschaft ohne gemeinsame urlaube."
"dann musst du dich von mir trennen."

kurzum, urlaub ist beim luxus-mann und mir keine quell der freude, sondern vielmehr ein kontext von unterschiedlichen erwartungen und missverständissen.

"du musst auch sagen, wenn du mal freiräume brauchst", meint der luxus-mann. "das kam ja in wien schon so durch."
"hab ich doch. ich hab dir gesagt, lass mich mal in ruhe zwei stunden auf zimmer chillen und nutze die chance, souvenier-läden abzuklappern, ohne dass ich mit genervter fresse draußen stehe und nachher über deine fragwürdigen errungenschaften lache."
"ich will halt gern, dass du mitkommt und auch was siehst."
"souvenierländen sind das letzte für mich. in jedem gibts den gleichen naiven kitsch für menschen mit zu viel kohle."
"ich mag halt kitsch."
"ich nicht. aber ich gebe dir die chance, ganz entspannt deiner vorliebe nachzugehen. ohne mich. während ich meiner vorliebe im urlaub, nämlich chillen, nachgehe."
"das finde ich nicht gut."
"also doch keine freiräume", spotte ich, und der luxus-mann guckt sauer.

bei der analyse der ursachen unserer unterschiedlichkeit sind wir ebenso weit voneinander entfernt wie bei der problemlösung.
"ich versteh dich ja", sage ich. "im alltag hast du einen job, der dich total unterfordert und der extrem stereotyp ist. klar, dass du irgendwann abenteuer suchst."
"genau. und meine 50 tage urlaub nutze ich dann halt nicht dafür, zuhause rumzugammeln."
"bei mir ist das aber anders. ich habe einen extrem anstrengenden job. ich muss mich ständig fortbilden und technologische neuerungen erfassen. ich reise und muss an kongressen teilehmen. ich mache immer mal wieder überstunden, und ich habe nur das gesetzliche minimum an urlaub. erholung bedeutet für mich daher vor allem nichtstun."
"selber schuld, verhandle halt besser."
"das sagt der, der bloß warten muss, was die gewerkschaft an weiteren annehmlichkeiten für ihn durchboxt!"
"ich verdiene gar nicht viel!"
"du bist hardcore überbezahlt, und wenn ich deine chefin wäre, würde ich dich rauschmeißen, genau wie 25 andere von deiner sorte auch."
"was heißt hier bitte "von deiner sorte"?"
"leute, die auf arbeit tatenlos rumsitzen und ihre zeit mit witzelesen totschlagen."

nach dem urlaub verziehen der luxus-mann und ich uns, um ohne einander unsere wunden zu lecken.
total sinnvoll.
und sehr erholsam.



Montag, 10. Juli 2017

g20

vornweg: ich mache keinen hehl daraus, dass ich in vielerlei hinsicht sozialistisch denke, auch wenn ich nicht auf ganzer linie mit den linken mitgehe. ich würde mich auch in mancherlei hinsicht anarchistisch einordnen, auch wenn ein anderer teil in mir sehr spießig und fast cdu-like ordnungsliebend ist. die popularistischen springer-medien waren nach g20 natürlich sofort am krakeelen, dass die linken bzw. "linksanarchisten" (was definitorisch nicht zusammengeht und einen sematischen synkretismus bedeuten würde, aber solche feinheiten entgehen den systemkonformen axel-springer-blindschleichen ja gerne) die krawalle gutheißen. ich versuche also mal zu differenzieren, auch wenn ich dabei vielleicht einige vemeintliche stereotype erfülle.

also g20.
hallo hamburg, du wunderst dich über die achso schlimmen krawalle und denkst sicherlich, dass ihr ja total ok wart und die aggression nur von der anderen seite kam.
da vergesst ihr spacken aber leider, dass man genehmigte demos nicht einfach abblasen kann, weil versammlungsfreiheit und so zumindest auf dem papier zu den grundrechten zählt.
da vergesst ihr arschlöcher auch, dass man, wenn man gefahrenzonen vom aumaß eines ganzen stadtteils, der auch herzstück ist, errichtet, nicht nur anwohner ausgesprochen unangenehm an eine diktatur erinnert. die tage im stacheldraht und zwischen polizei-armeen waren nicht lustig.
nicht zuletzt vergesst ihr, dass es sich um eine stadt handelt, in der unzählige millionäre und andere geldscheißende spacken ihre residenzen haben, aber auch nur, weil unsereins für hungerlöhne schuftet oder zwei jobs braucht, um über die runden zu kommen. hamburg ist damit eine stadt der extremen sozialen unterschiede, eine stadt, in der der eine auf kosten des anderen lebt.
das alleine sind für mich gründe, um auf die barrikaden zu gehen. oder euch zumindest täglich einen fetten haufen vor euer hässliches, goldglitzerndes rathaus zu scheißen.

gewalttouristen, nunja.
die haben nicht verstanden, dass krawall ein wirkliches ziel haben muss, dass der kapitalismus sich nicht in kleinwagenbesitzern und pupsigen einzelhändlern, die einen nicht zu gewinnenden konkurrenzkampf gegen große konzernketten fighten, manifestiert. warum wirft man fensterscheiben bei unserem kleinen bäcker ein? einem, dem am monatsende ebenso wenig wie anderen arbeitern bleibt, einem, der obdachlosen nach feierabend das restgebäck schenkt? gewalttouristen haben auch keinen schimmer, wie es ist, in dieser stadt zu leben, die einerseits in geradezu perversem ausmaß protzt und anderseits aus reiner habgier soziale mindeststandards missachtet - auf kosten von alten, kindern und kranken.
gewalttouristen haben jedoch eines wirklich gut drauf, und zwar, wie man die polizei tanzen lässt. wir sind hier, ach nein, wir sind da, ach nein, wir sind schon weg. das hat guerilla-grips, und dafür gibt es einen sympathiepunkt. insgesamt also geile performance, aber eben abzüge in der konzept-note.

die liebe pozilei.
ich bin kein fan von uniformierten schlägertrupps. solche haben wir hier zuhauf. ich schätze aber menschen, die für unsere grundrechte einstehen und konflikte schlichten und die schwachen beschützen.
ich habe eine mutter getroffen, die - zusammen mit ihren beiden kleinen töchtern - mit schlagstöcken von der polizei angegriffen wurde. sie wollte nur ihre kinder aus der kita holen, aber das passte den blauen jungs nicht.
bei der polizei gibts gute köpfe und tapfere herzen, aber eben leider auch viele schwachmaten, die spaß am krawall haben und darin den gewalttouris in nichts nachstehen. ich verstehe, dass man mit einem so schwachen image, wie es die polizei als arbeitgeber überwiegend hat, nicht wirklich auswahlmöglichkeiten bei den bewerbern hat. ich verstehe aber nicht, dass man solche leute auf andere leute loslässt.
die "guten" tun mir leid. die stehen zwischen pflichtbewusstsein bei der auftragserfüllung, angst vorm jobverlust, angst vorm druck, den gewaltbereite kollegen und chefs auf sie ausüben - und möchten last but no least einfach nur einen guten job machen. das ist dann eine frage des kollegialen umfelds, der abhängigkeiten und der persönlichen stärke, auf welche seite man fällt. mein opa väterlichseits beispielsweise war ein glühender nazionalsozialist und ausländerhasser, aber als es 1943 darum ging, mit seiner truppe in russland dörfer anzuzünden und frauen zu vergewaltigen, ist er lieber spazieren gegangen. man kann also durchaus seine wege finden und seiner eigenen ethischen stärke folgen. nicht jeder hat aber das rückgrat dazu. dass es welche mit rückgrat gibt, und zwar nicht wenige, zeigt bspw. die arbeitsgemeinschaft "kritische polizisten" im netz.
aus den g20-krawallen habe ich all in all ungefähr genauso viel schönes wie auch horrorstorys über die einsatzkräfte gehört. unter den uniformen stecken menschen, hat die polizei groß geworben. ich sage, ja, mit sicherheit, aber unter den schwarzen masken stecken ebenfalls menschen. das wird natürlich mal wieder vergessen, wenn mainstream-medien wie die mopo die leute in menschen und monster einteilen.

eines wurde überdeutlich: krawallmacher werden das menschenverachtende system, in dem wir leben müssen, nicht verändern können. sie setzen aber ein wichtiges signal, indem sie dem staat zeigen, dass es nichts zu lachen gibt, wenn der sturm erstmal losbricht. liebe politiker, die ihr nun nach diesem wochenende sicherlich gedankenlos zu eurem daily business übergeht und einen haken unter dieses wochenende setzt: be afraid. und natürlich kann geschossen werden. eines tages, wenn ihr auch in zukunft wieder zu den lasten der vielen den privilegierten den arsch pudert. wenn ihr weiterhin unsere grund- und menschenrechte aushebelt - auch im geheimen, wie es euch feiglingen so beliebt, weil ihr dann nicht mal mit leiser kritik rechnen müsst.

natürlich kann man an dieser stelle totschlagargumentmäßig drauf hinweisen, dass es in anderen ländern alles viel schlimmer ist. terror, todesstrafe, folter. aber kann man jemandem, der ein bein verlieren wird, ernsthaft damit trösten, dass andere ganz ohne beine im rollstuhl sitzen? ich glaube nicht.

Sonntag, 2. Juli 2017

bloody mary

seit über drei monaten habe ich nun meine tage.
angeblich ist alles jut. hormone normal, verhütungskette (gynefix) liegt gut.
trotzdem verliere ich permanent blut. teils in größeren mengen.
hormonelle behandlung spaßeshalber versucht, unter der elefantendosis gestagen stoppte die blutung kurz, fing dann aber auch gleich wieder an.

mein frauenarzt sagt nicht viel zu all dem.
erschöpfung, schwindel, kaputte scheidenflora, schmerzen?
normal, findet er. kann schon mal vorkommen.

"wechsel den arzt", sagt der luxus-mann.
der alternativarzt hätte einen termin im dezemeber anzubieten. spaßeshalber rufe ich noch mal an, gebe mich als privatpatientin aus. ich darf morgen kommen, sagt die sprechstundenhilfe.
ich lache hysterisch.
in hamburg ist die zweiklassenmedizin voll angekommen.

zunehmend ratlos und verzweifelt.