Freitag, 12. Januar 2018

hilflosigkeit auf rezept

wenn ich als schmerzpatientin (drei bandscheibenvorfälle, mehrfache protrusionen, knochenfibrom und parapatellare kniegelenksarthrose) einen termin beim orthopäden will, dauert das vier bis sechs wochen. manchmal länger.
aber gut, das ist nicht so schlimm. viel ärgerlicher ist: obwohl ich dringend physiotherapie brauche, komme ich meist nur mit einem neuen pillenrezept raus. die diskussion nach der etwa 30-sekündigen anamnese ist immer dieselbe.

"können sie mir eventuell physio verschreiben?"
seufzen und angestrengter blick an die wand.
"na gut, dann brauche ich wenigstens cortison und tramal", verhandle ich weiter.
"sie können sich ibuprofen besorgen."
"hilft mir nicht. ich muss diese abgeklemmten nerven abschwellen, mein fuß ist ganz taub."
"na gut, aber das ist keine dauerlösung."
"für eine chronische schmerzpatientin IST das die dauerlösung."
"sie schädigen damit aber ihren körper."
"na und? ich meine, sie können mir auch jeden monat physio verschreiben. wenn ich zweimal die woche 20 minuten massage habe, habe ich gar keine schmerzen und brauche überhaupt keine tabletten. aber das machen sie natürlich nicht, weil das geld kostet. also verschreiben sie mir jetzt die verfickten pillen."
seufzen, blick ins leere, kramen nach rezeptblock.
"sie sollten halt versuchen, nicht so viel zu sitzen."
"da ich noch nicht berufsunfähig bin, muss ich das leider jobbedingt."
"... und immer schön bewegen und warmhalten!"
bla.
und tschüß.

vielleicht wäre die bürgerversicherung wirklich eine verbesserung. meine eltern beispielsweise, beide pumperlgesund, gehen jede woche zur massage. just for fun. als privatpatienten bekomme sie rezepte nachgeworfen, obwohl sie sie gar nicht brauchen. manchmal lassen sie sogar termine ausfallen, wenn das wetter schlecht ist und sie keine lust haben, das haus zu verlassen. all das ärgert mich maßlos. auf der einen seite werden also resourcen verschwendet, weil sogar die verschwendung noch geld bringt, und auf der anderen seite, wo hilfe so dringend nötig wäre, wird geknappst.

ein perverses system. obwohl man sich in deutschland wahrscheinlich noch nicht mal beschweren darf.





3 Kommentare:

  1. Ich kenn Dich ja nicht, aber... 2 x Massagen/ Woche machen Dich schmerzfrei??? Woar, das hätte ich auch gerne... Ich gehe jede Woche 1 x 30 min zur Thaimassage - sehr schmerzhaft jedesmal, aber zumindest dahingehend effektiv, dass ich nicht völlig durchdrehe. Das bekommt man natürlich nicht auf Rezept, ist mir aber immer noch lieber, als mich mit Pillen vollzudröhnen, die mir sowieso nicht helfen.
    Ich glaube im Übrigen nicht, dass eine Bürgerversicherung diesem Drama Abhilfe verschafft. Im Gegenteil: Dann wird der Rahmen dessen, das die Kasse (pauschal) übernehmen soll, noch mehr gekürzt und auf das Aller-aller-aller-allernotwendigste beschränkt....

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  2. geh in ne Klinik - die haben kein Budget und somit keine Probleme Physio zu verschreiben

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