Mittwoch, 15. Februar 2017

glaubensbekenntnis

als sich die u-bahn-türen zischend schließen, bin ich eingequetscht in eine feierabendliche menschenmenge. der vertraute schwere geruch von gras steigt mir in die nase. er dünstet aus den fasern des fusseligen schwarzen pullovers direkt vor mir. auf dem schwarzen pullover liegen rastalocken wie dicke rattenschwänze. die gehören zu einem bärtigen jungen antlitz, das aus braunen, wachen augen auf mich herabschaut.

eine omma neben mir mustert den rasta-man misstrauisch. vermutlich kommen solche menschen in ihrer welt direkt in die hölle.

mein blick schweift weiter die ärmel der zerschlissenen armeejacke des rasta-mans hinunter zu seinen händen, die locker herabhängen und sich - anders als die meinen - nicht krampfhaft um das gestäng des waggons schlingen. wie ein erdbebensicherer wolkenkratzer steht der rasta-man leicht breitbeinig da und wiegt seinen langen körper ruhig balancierend im takt des rüttelns und schlingerns der bahn.

die handrücken sind mit schlechten tätowierungen übersäht. auf einer erkenne ich nach längerem hinsehen einen dicken engel, der in einem verwaschen-blauen schwall von abgasen zu schweben scheint, der offenbar den himmel darstellen soll. zwischen den fingerknöcheln steht zu meinem sehr großen erstaunen in einer merkwürdig geschwungenen schrift: in god i trust.


2 Kommentare:

  1. Ich mag solche Gegensätze. Aber ich hasse volle U-Bahnen, die sind mir ein Graus. Auch nach 2 1/2 Jahren immer noch.

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    1. ich mag das auch. und es war erstaunlich, wie schnell man selbst intuitiv vorverurteilt, obwohl man sich dessen so erhaben glaubt.
      u-bahnen gehen so. tagsüber. nachts mag ich sie nicht.

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