Donnerstag, 29. Dezember 2016

bimm-bamm-bumm

noch immer am kämpfen. kopfschmerzen, tückische müdigkeitsanfälle, nervenschmerzen-attacken.
alkohol vertrage ich nur sehr bedingt, was aber nicht schadet. es ist mein alkreduziertestes weihnachten seit fünf jahren.

sonst aber muss ich nun bald wieder fit werden. denn die arbeit wartet. wie immer, wenn ich urlaub habe oder krank bin, stapeln sich freie aufträge.

samstag silvester mit dem luxus-mann. sex wird zur koordinationsaufgabe, da der luxus-mann anhaltende vollräusche angekündigt hat. den jahreswechsel selbst verbringe ich lieber allein bei der katze, weil ich weiß, wie sich kitty bei böllerei einscheißt. ich werde sie also sanft sedieren und ihr den kleiderschrank als versteck offerieren.

wofür mir immer wieder fünf cent zum euro fehlen: leute schmeißen millionen euro für feuerwerkskörper auf dem fenster.
bei den ärmeren zweifle ich am meisten an deren verstand. warum muss man, wenn man hartzen geht, böller kaufen? das argument "die kinder wollen das" verstehe ich nicht. warum erzieht man, wenn man schon selbst opfer des systems ist, kinder nicht zu verantwortungsbewussten und sozial denkenden menschen, die nicht in die konsumfallen des kapitalismus tappen?
bei reichen verstehe ich es genauso wenig. wenn sie mal ein paar euro für bildung oder kinder oder tiere spenden sollen, heißt es pauschal: nein, machen wir nicht. (zweieinhalb jahre fundraising haben mich zutiefst frustiert und mich gelehrt: reiche bleiben vor allem deswegen reich, weil sie besonders wenig abgeben.) aber für diese böller-scheiße werden unsumme ausgegeben: ich sehe porsche-papis, die ikea-tüten voller ballerkram anschleppen. weil man sich damit vor den nachbarn profilieren muss? so nach dem motto, meine rakete kann höher, weiter, schneller? weil man herzeigen muss, ja, ich bin doof und verantwortungsscheu und freue mich an der totalen sinnentleertheit dieser antiethischen konsumwelt, und erziehe meine kinder zu ebensolch bräsigen egozentrikern?

alles nicht meine welt. ich jedenfalls bin froh, wenn dieser tag dann auch vorüber ist und meine katze wieder aus ihrer schockstarre erwachen kann.



Sonntag, 25. Dezember 2016

luxus-weihnachten

am heilig abend um zehn uhr abends klingelt der luxus-mann an meiner tür und holt mich ab.
luxus-weihnachten steht an. ich bin inzwischen eher freudig-erregt denn pissig, will einen abend ohne streit. habe meine geschenke verpackt, hoffe, dass der wert angemessen ist, und schlüpfe in meine stiefel.

drunten an der haustür steht der luxus-mann, extra einen parkplatz hat er gesucht, damit er meiner schwächlichen wenigkeit beim tragen helfen kann.
dann steigen wir ins auto und eiern richtung luxus-wohnung.
"ich bin schon ganz schön besoffen, sorry, meine verwandtschaft hat echt alles gegeben... und der regen und die dunkelheit, das macht mich beim fahren sowieso immer voll wuschig", entschuldigt sich der luxus-mann für seinen fahrstil.
"mach ruhig langsam, hauptsache, wir kommen in einem stück heile an."

drinnen muss ich erstmal im hausflur warten.
"noch nicht gucken!"
der luxus-mann wuselt eine ganze weile in flur und wohnzimmer herum. dann darf ich eintreten.
"ich hoffe, es gefällt dir", sagt er.
ich betrete das wohnzimmer, das voller lichter und kerzen ist. im rahmen der großen flügeltüren hängt ein haselnusszweig, an dem glasengel, glocken und anderes gedöns in glas und silber schimmern. zwischen dem zweig und den kronleuchterhaken in wohn- und schlafzimmer sind drahtseile gespannt, an denen weiterer dekokram baumelt. alles ist wie die restliche wohnungseinrichtung exakt farblich und thematisch aufeinander abgestimmt.

unter dem weihnachtszweig hat mir der luxus-mann zwischen einem kreis von kerzen eine art gabentisch angerichtet. ein goldener karton, rote glasherzen und etwas großes, in weißes, mit aufgesprühtem glitzerschnee verziertes geschenkpapier gehülltes.
"wow", kann ich nur sagen.
"das sieht jetzt größer aus, als es ist", meint der luxus-mann bescheiden.
"wow", wiederhole ich.
"mach mal auf."
"ok."

ein bisschen benommen hebe ich zuerst den karton auf. darin ist ein kleiner engel, ein buch, das eigentlich dem luxus-mann gehört und das ich immer mal lesen wollte, sowie etwas, das auf dem ersten blick aussieht wie strümpfe, sich aber dann als cat suit entpuppt.
"du wolltest doch sowas immer", sagt der luxus-mann, als ich vor staunen kein wort rausbringe.
ich nicke wild.
"ich finde die dinger geil."
"ich auch. als ich dir den gekauft habe, habe eine eine nicht totzukriegende latte bekommen. ich musste mir danach erstmal einen runterholen."
ich reiße die verpackung auf.
"probier den mal an", fordert mich der luxus-mann auf.

ich hopple brav ins bad und ziehe mich um. der cat suit hat, und damit hat sich der luxus-mann sicherlich auch ein wenig selbst beschenkt, löcher an den entscheidenden stellen, obwohl er sonst recht viel bedeckt und eher punkig-spacig als frivol daherkommt.
ich betrete das wohnzimmer, und der luxus-mann hat schon die kamera in der hand.
"geil", sagt er.
"der sieht klasse aus", erwidere ich und gebe dem luxus-mann einen kuss.
"ich wollte nicht so einen, der aussieht wie alle, weißte, so mit spitzenkram und so. der hat mich irgendwie an lara croft erinnert."
"hast du gut ausgesucht", strahle ich.
"zieh mal deine doc martens dazu an."
ich nicke und gehe in den flur zum schrank, wo meine stiefel stehen.

als ich den raum wieder betrete, ist der luxus-mann schon nackt und einlochbereit.
"ich dachte, du brauchst heute auf jeden fall noch eine rute", sagt er.
"ich war ganz lieb, herr weihnachtsmann."
"das glaube ich nicht. ich habe schreckliches gehört. du hast einen penis zerfetzt und einem integren mann schlaf und energie geraubt."
"ich bekenne und bereue nicht."
"dann muss ich dich jetzt leider bestrafen..."

nach dem weihnachtsfick muss ich weiter auspacken, denn das große weiße geschenk wartet noch in seiner ecke.
"eine leinwand", sage ich begeistert, als ich es aus dem papier gepellt habe.
"damit du endlich wieder malst."
"wie cool!"
"ist nur eigennutz, ich brauch neue bilder."
ich gebe dem luxus-mann noch einen dicken kuss.
"danke für alles. du bist wunderbar."

dann packt der luxus-mann meine geschenke aus. der eine teil ist recht unkreativ und besteht aus einer auswahl außergewöhnlicher spirituosen in schwarzen flaschen. der andere ist kunst - ein monsterkopf, der aus einem schwarzen hintergrund tritt.
"ich habe den gesehen und musste sofort an dich und deine wohnung denken", erkläre ich.
"der ist extrem cool. sowas hab ich schon mal gesehen und überlegt, ob ich es mir kaufe."
"halt den mal ins licht für eine weile und mach dann licht aus."
"leuchtet der im dunkeln?"
"jepp."
"das ist ja geil."

der luxus-mann rennt durch die wohnung.
"soll ich ihn da aufhängen? oder im bad, das wär auch cool, wenn man nachts auf klo geht und dann leuchtet einem der da entgegen."
"kannst ihn ja ins kinderzimmer hängen, dann träumt deine tochter schlecht."
"auf dich sollte man keine kinder loslassen, hm?"
"besser nicht."

der luxus-mann steht neben mir im bad und hält den kopf zur ansicht an die eine und andere stelle.
"ich vermisse die kinder", sagt er unvermittelt.
"hä?" frage ich perplex.
"ist mein erstes weihnachten ohne die beiden. wir haben sonst immer alle zusammen gefeiert."
"hm", sage ich teilnahmsvoll.
"das ist nämlich das größte an weihnachten, wie sich die kinder dann über die geschenke freuen."
"kann schon sein", sage ich und fühle mich für einen moment deplatziert und überflüssig.
dann aber wird sich der luxus-mann wieder meiner gegenwart bewusst.
"aber so isses auch sehr schön. komm, lass uns noch was trinken."

dann sitzen wir auf der couch und der luxus-mann schenkt verschiedene spirituosen aus. ich trinke zurückhaltend, bekomme schnell dröhnende kopfschmerzen wie neuerdings immer, seit ich krank bin. dann gehen wir zu bett, vögeln ein zweites und in der nacht noch ein drittes mal, bis ich nicht mehr kann.

"ich glaube, ich liebe dich", sage ich sehr matt und schmiege mich an den luxus-mann
"ich fürchte, ich kanns auch schwer verheimlichen, wie sehr ich dich mag", flüstert der luxus-mann ins dunkel.
"das war ein sehr schönes weihnachten heute. du hast das alles so liebevoll gemacht, ich bin wirklich sprachlos."
"hab ich wirklich gerne gemacht, freut mich, wenn es dir gefallen hat."
"ja, sehr. du hast zwar einen hang zum kitsch, aber du schaffst es immer, alles so geschmackvoll zu drapieren... das ist wirklich eine gabe."
"einen hang zum kitsch, soso. du wirst schon wieder frech."
"frech? ach komm. sei nicht so ne pussy."
"da! schon wieder! sogar an weihnachten muss man sich beleidigen lassen..."
der luxus-mann kitzelt mich durch, bis ich quieke.
"stop", keuche ich irgendwann, "ich muss schlafen, ich bin noch krank."
"gerade noch mal davongekommen."
"uff."
"dann schlaf mal gut, kleiner seuchen-engel."
"du auch, große geile rute."



Freitag, 23. Dezember 2016

advenire

temperatur auf 37,6 grad.
das seelenfieber glimmt friedlich, keine stichflammen in sicht.
allerdings auch kein funken vorfreude.
medikamente auf minimaldosis, stand-by-betrieb.

das monster weihnachten kann kommen.





Mittwoch, 21. Dezember 2016

trippel-trip

heute ist es eine woche. das virustatikum ist durch.
ich fühle mich etwas besser und beschließe, mal einkaufen zu gehen und mein leergut wegzubringen. schon allein, weil mir so langweilig ist.

mit einer mülltüte voller leergut im geschätzten wert eines clubabends tripple ich die 500 meter zum rewe. trippeln, weil gehen kann man das nicht nennen. auf dem weg überholt mich eine omma mit so einem gehwägelchen, und ich schaue schnell zu boden. peinlich, das alles. am liebsten würde ich die leergut-mülltüte kraftlos hinter mir herschleifen, aber dann klinge ich wie ein bescheuertes brautauto, wo hinten am auspuff so dosen dran klappern und irgendwelche bänder rascheln.

im rewe ist die hölle los, natürlich auch am leergutautomaten. vier leute an jedem automaten vor mir, und zwar so mit ganzen kofferraumladungen voller flaschen und dosen. ich stehe bekloppt rum und mir wird ganz schummrig. wahrscheinlich vom trippel-spaziergang gerade. ich lehne mich ein bisschen an die bierkisten und schaue einer alten dame zu, wie sie immer wieder vergeblich versucht, eine zerknautschte wasserflasche ohne etikett in den automaten zu stopfen. zweimal kommt ein rewe-mitarbeiter und erklärt ihr, dass kein etikett = kein strichcode = kein erkennen = keine kohle. irgendwann reißt mir der geduldsfaden, ich nehme ihr die flasche aus der hand und gebe ihr eine von meinen, mit etikett.
"tauschen?"
die omma nickt begeistert und freut sich dann nen keks, dass die flasche funktioniert.
manche probleme lassen sich so einfach lösen.

als ich endlich meine mitgift los bin, schlörre ich durch den getränkemarkt. ich brauch ja so viel. wasser und saft, cola und vielleicht auch noch ein bisschen alk. doch mit zwei liter saft im arm durch den markt schlendernd fange ich an, wie hölle zu schwitzen, und mir wird klar, dass ich nicht so viel transportieren sollte, weil ich ja mit gewicht beschwert noch nach hause muss.

an der kasse muss ich wieder warten. die zwei liter saft in meinen armen fühlen sich an wie 50-kilo-hanteln. hände zittern, knie wackeln, kalter schweiß läuft mir den rücken runter. hoffentlich falle ich nicht wieder plötzlich in ohnmacht wie letztes jahr. wahrscheinlich sehe ich sowieso aus wie eine junkiebraut auf kaltem entzug, da muss man nicht auch noch wegkippen.

der dicke kassierer nimmt mir die safttüten aus der hand und scannt sie ein. ich reiche ihm dem leergut-bon, der tropisch-feuchtwarm und zerknüddelt ist, als hätte ich ihn gerade aus der muschi gezogen. yummyumm. so ein kassierer ist auch nicht zu beneiden. oder vielleicht turnts ihn auch an, wer weiß, jedenfalls strahlt er mich an wie ein kaputter uranbehälter und zählt mir dann zwei euro und ein paar zerquetschte in meine schweißige hand.

mit zwei liter saft im gepäck fühlt sich das nachhause-getrippel an wie eine pilgerreise mit vier-wochen-gepäck. der wind pfeift, die augen tränen, und die beine wackeln wie auf einer ordentlichen dosis amphetamine.

zuhause hängt ein zettel an der tür, dass ein päckchen für mich beim nachbarn liegt. der nachbar wohnt nebenan, dritter stock. ich seufze. dann klingle ich. nachbar ist zuhause, also stapfe ich mit meinen safttüten in den dritten stock. dort steht ein verhutzeltes kleines männchen und drückt mir ein riesenpaket in die arme.
"gehts", fragt er noch, aber dann lässt er auch schon los. geschätze zehn kilo sacken in meine nachgebenden arme.

mit versperrter sicht wackle ich am rand einer ohnmacht wieder die treppen hinunter, rüber zu mir und dann hoch in meine wohnung, noch mal dritter stock.

drinnen lasse ich alles fallen und sinke mit jacke und schuhen auf mein bett.
das war mein kleines mittwochsabenteuer.
morgen werden wir sehen, wie es mir bekommen ist.


Samstag, 17. Dezember 2016

ich kann nicht schlafen, wenn mir so langweilig ist.

krank tag 3.

tag 2 war halbwegs produktiv, gefühlte besserung, in den budni gekrochen, desinfektionnsspray und klopapier gekauft und katzenfutter natürlich. püppi ist wichtig und darf nicht zu kurz kommen, ohne püppi wärs noch langweiliger hier. wohnung versuchsweise entkontaminiert, zum staubsaugen jedoch zu schwach.

heute erwache ich nach miesem schlaf, ständig scheiß geträumt, der aus meinem unterstimulierten hirn emporploppte wie werbebanner ohne popup-blocker. gucke mir riesenwellen auf youtube an und wie irgendwelche superhelden da drauf surfen, dinge, die ich nie machen werde, meine seelentsumanis reichen mir, aber im moment hätte ich ganz gerne jemanden zum quatschen, der mir die füße wärmt und die vom tippen kalten finger. 

der luxus-mann ruft an und verlangt von mir, dass ich frau doktor frage, wann ich wieder blasen kann.
 "ich habe gerade andere sorgen, ich musste eben fast 50 euro für rewe ausgegeben", sage ich. "jetzt bin ich 30 euro im minus für diesen monat.
"hää?!"
"ich habe mir eben wie so eine bonzen-omma lebensmittel liefern lassen."
"wieso, du kannst doch einkaufen."
"nein, kann ich nicht. zu budni gestern war schon das höchste der gefühle. und heute gehts mir schlechter."
"weil du gesoffen hast."
"ey, bitte, ein glas wein!"
"du sollst nicht saufen, wenn du medikamente nimmst."
"ich rauch schon nicht mehr, alles auf einmal kann man nicht aufgeben!"
"dann iss halt nicht so viel, dann reicht das schon."
"dann jammerst du wieder, wenn mein arsch und meine titten kleiner werden."
"na gut, ist ein argument."

wir schweigen, dann sagt der luxus-mann:
"ich hab ja wieder sauschlecht geschlafen."
"ich auch. ich glaube, ich kann nicht schlafen, wenn mir so langweilig ist."
"das ist unlogisch", sagt der luxus-mann.
"gar nicht. wenn ich nichts habe, womit ich den kopf beschäfigen kann, holt er alles raus, was geht. und dann träum ich lauter mist und liege dazwischen ewig wach, um über den mist nachzudenken."
"hm."
"du klingst nicht überzeugt."
"jaaaaa.... mann, was soll ich zu solchen theorien sagen!"

"erzähl mir mal was", fordere ich.
"fällt mir nix ein."
"so weit sind wir also schon! das ist ja wie mit deiner ex."
"neeeeiiiiiin."
"doch."
"quatsch."
"doch."
"leg dich doch noch ein bisschen hin."
"jetzt sei nicht so scheißdiplomatisch! ich will wenigstens streiten, wenn du mich sonst schon nicht unterhalten kannst."

der luxus-mann muss lachen.
ich leider auch.
"ich ruf dich nachher noch mal an", verspricht er.
"nur, wenn du mir was zu sagen hast!"
"ich lass mir was einfallen."
"na gut."
"bis später."


Donnerstag, 15. Dezember 2016

voll in die fresse

seit vier tagen habe ich herpes. als ich am dienstag beim luxus-mann bin, sind wir zurückhaltend. bloß nicht anstecken!
"wir können ja am wochenende wieder knutschen", sage ich. "vielleicht ist es bis dahin wieder weg."
das ist eine aussicht, mit der man leben kann, findet auch der luxus-mann.

gestern nacht wache ich auf, weil ich zahnschmerzen habe. oder vielmehr wangen-zungen-schmerzen.
das gesamte linke gesicht fühlt sich komisch an. heiß und geschwollen. ich schaue in den spiegel, doch es sieht alles normal aus.
ich schreibe dem luxus-mann.
"irgendwas stimmt mit meinem gesicht nicht. wach mal auf."
lustigerweise erwacht der luxus-mann gerade aus einem alptraum.
"kann ich nix zu sagen", nuschelt er am telefon, "hab ich noch nie gehabt. aber geh mal zum doc. nicht dass du mit deinem herpes am ende ne blutvergiftung entwickelst oder sowas."

danach bin ich erstmal sehr wach. blutvergiftung! was hat man da für symptome?
fieber, oder?
ich fühle noch mal mein gesicht, es ist wirklich sehr warm. aber fieber?
da ich vergessen habe, wie man am puls die temperatur misst, lege ich mich der einfachheit halber mit coolpack auf der linken wange wieder ins bett. bis morgen werde ich es schaffen, sage ich mir. im zweifelsfall auch mit blutvergiftung.

am morgen ist die wange besser. ich habe einen ekelhaften geschmack im mund, der aber nach dem zähneputzen weg ist.
soll ich tatsächlich jetzt zum arzt? nachher habe ich einen geschäftstermin im ruhrpott. ich könnte auch einfach eine ibu reinschmeißen. oder?
just in diesem moment ruft der luxus-mann an.
"und, was sagt der arzt?"
"war noch nicht."
"dann aber dalli!"

also gehe ich zu meinem hausarzt, der gleich nebenan ist. vielleicht doch gut zu wissen, was es ist, sage ich mir.
"oh, ein herpes", sagt die sprechstundenhilfe.
"ja, ich fürchte."
"was brauchen sie denn?"
"ich hab so komische schmerzen in der wange. da puckert es so unangenehm.und die linke zungenhäfte hat gestern nacht auch wehgetan."
"das ist der herpes."
"echt?" ich bin erstaunt. "ich hatte schon mal herpes, das sah genauso aus, da hatte ich keine schmerzen."
"warten sie mal, die frau doktor kommt gleich."

eine halbe stunde später bin ich trotz derbest überfülltem sprechzimmer schon dran. wahrscheinlich, weil ich wegen meiner geschäftsreise etwas eilig getan hatte: die hektische frau mit dem spießigen blazer hat vorrang, die macht sonst stress.
"sie haben eine gürtelrose im gesicht", sagt die frau doktor sehr ernst.
"ui", sage ich ahnungslos. gürtelrose, das ist doch was mit der haut. kriegen das nicht nur alte frauen, die zu viel sitzen und zu enge strumpfhosen tragen?
"damit ist nicht zu spaßen. die geschäftsreise können sie nicht machen."
"ich hätte jetzt einfach ibuprofen genommen", erläutere ich meine pläne.
"schmerzmittel werden sie auch brauchen. aber vor allem brauchen sie ein virustatikum. ich verschreibe ihnen eins, das müssen sie alle vier stunden nehmen, auch nachts."
"so ne creme für die lippe? das hab ich selber."
"nein, tabletten. mit einer creme kommen wir hier nicht weiter."
"oh."
"sie sind übrigens hochansteckend, ich werde sie mindestens eine woche krankschreiben."
das erklärt auch, warum frau doktor zwei meter sicherheitsabstand hält.
"oh. aber ich habe gestern noch meinen freund gesehen!"
"dann hoffen sie, dass er ein gutes immunsystem hat. sie selber sollten sich jetzt unbedingt schonen. wenn wir das nicht in den griff kriegen, können sie eine gehirnhautentzündug bekommen, oder, falls das auge betroffen ist, erblinden."
"oh", sage ich zum dritten mal sehr produktiv.

dann geht alles sehr schnell. ich bekomme ein rotes rezept und einen gelben schein.
"am besten legen sie sich gleich ins bett", sagt frau doktor zum abschied. "ausruhen ist jetzt wirklich wichtig."
"ich bin auch müde", sage ich, und merke plötzlich, dass es auch so ist. die schwerkraft fühlt sich doppelt so stark an, vor den augen flimmert es, das reisefieber ist verpufft.

ich latsche brav zur apotheke, hole mir virustatika und ein starkes schmerzmittel. zum glück ist alles vorrätig, denn wir müssen jetzt schnell sein, meinte frau doktor.
ich rufe auf arbeit an und sage das meeting ab.
dann rufe ich den luxus-mann an. er ist besorgt, um sich selbst mindestens genauso sehr.
dann lege ich mich erstmal ins bett und schlafe eine stunde.

und nun drücken sie mir bitte die daumen. ich bin weder auf ein matschauge noch auf eine gehirnhautentzündung so scharf.




Sonntag, 11. Dezember 2016

die bundesliga-runde

party mit dem luxus-mann.
mr. shyguy, einer lieber bekannter und objekt-freund, hat sich zusammen mit seiner freundin angekündigt, und auch die objektexfreundin will aufkreuzen.
"heute lernst du mal ein paar leute von mir von früher kennen", sage ich auf dem hinweg zum luxus-mann.
"wann früher?"
"so von vor fünf jahren. damals hatte ich ja so eine art richtigen freundeskreis."
"ich bin gespannt."
"die objektexfreundin wird dir gefallen. die ist sehr hübsch. die sieht aus wie eine elfe, finde ich."
"das klingt ja vielversprechend."

tatsächlich ist die objektexfreundin einer der ersten menschen, die uns in den eingangshallen begegnen. wir fallen uns in die arme.
"ist das schön, dich mal wiederzusehen", sage ich. "guck mal, das ist mein mann."
am grinsen des luxus-mannes sehe ich sofort, dass ich richtig lag: die objektexfreundin beeindruckt ihn.
als die objektexfreundin nach einem kleinen smalltalk abdampft, meint er zu mir:
"mit der solltest du dich mal näher befreunden."
"du bist so uneigennützig", erwidere ich.
"ach was. die darfst du auch zum dreier einladen."
"die ist bi, aber ich glaub nicht, dass ich ihr fall bin. und bei dir bin ich mir da auch nicht sicher", lache ich.
"och, das ist aber schade."

wenig später treffe ich mr. shyguy und seine freundin im raucherraum. und siehe da, auch das objekt ist anwesend und steht bei den beiden.
ich wechsle einen kurzen blick mit dem luxus-mann.
"ist das ok, wenn ich das objekt auch begrüße?"
"ja klar. mach wie du meinst."
das klingt eher trotzig als selbstsicher, aber ich beschließe, dem luxus-mann zu vertrauen.
ich gehe auf die drei zu, nehme einen nach dem anderen herzlich in die arme und wechsle zwei, drei worte. ich spüre dabei die blicke des luxus-mannes im rücken, deshalb vermeide ich es, das gespräch mit dem objekt - das auch gleich versucht, mir einen klaps auf den po zu geben - allzu lange hinauszuzögern.

"möchtest du, dass ich euch vorstelle?" frage ich, als ich zum luxus-mann zurückkehre.
der zuckt die achseln.
"weißte, wenn ich freunde oder bekannte treffe, wärs schon schön, wenn du auch hallo sagen könntest, weil die sonst denken, mit was fürn stoffeligen spacko ist die denn jetzt zusammen."
der luxus-mann grinst.
"na gut, ich machs. für dich."
"ok. ich frag das objekt mal, ob es dabei ist. kann auch sein, dass ihm das zu doof ist. ist ja nicht sein shit, dass er son rotes tuch für dich ist."
"ok, ich geh solange mal auf klo."

just als der luxus-mann auf toilette verschwindet, kommt das objekt aus selbiger heraus.
"morphinchen!", eilt es auf mich zu. "sag, ist das dein mann??"
"ja", lächle ich.
"der ist aber hübsch", sagt das objekt.
der eindruck beruht auf gegenseitigkeit, denke ich mir.
"ja, wie isses", schaut mich das objekt etwas nachdenklich an, "kommt ihr mit raus auf ein getränk und eine kippe?"
zwei dumme, derselbe gedanke. ich bin hocherfreut, dass mir das objekt das mir etwas peinliche anliegen so locker vorwegnimmt. aber neugierig war es ja schon immer.
"sehr gern", sage ich. "ich glaube, das würde meinem mann auch gut tun. der hat so ein bisschen bauchschmerzen, weil ich ihm natürlich auch von dir erzählt habe und er weiß, dass wir uns mal sehr nahe standen... und auch, dass ich dich immer noch mag. und dass ich dich auch noch irgendwo attraktiv finde... das ahnt er sicherlich ebenfalls."
das objekt lächelt geschmeichelt.
"ich fände das schön. gibts irgendwas, was ich nicht ansprechen sollte?"
"naja... vielleicht holst du nicht so weit aus, wenn du unseren sex in allen farben beschreibst."
"ok, krieg ich hin, denke ich", lächelt das objekt beruhigend. "ich bin ganz vorsichtig und lieber etwas zugeknöpfter als zu offenherzig, versprochen."
"sei am besten du selber", sage ich. "mein mann ist wirklich jemand, der sich viel anhört, sehr reflektiert ist und selber recht offen über seine gefühle sprechen kann."
"ok. ich tu mein bestes. ich warte auf der terrasse auf euch."

das objekt bewegt sich richtung terrasse, der luxus-mann kommt zurück.
"das objekt wartet draußen auf uns", sage ich.
der luxus-mann schaut irritiert, offenbar überrascht, dass das objekt so bereitwillig einem kennenlernen zugestimmt hat. dann sagt er jedoch:
"in ordnung. ich mach das, wenn dir das wichtig ist."
"ich mach das auch für dich. damit du dich entspannst."
"musst du nicht."
"doch, ich finde schon. sonst siehst du ihn immer mit dem heiligenschein, den er eigentlich gar nicht hat."
"dann los. lass es uns hinter uns bringen."

draußen steht das objekt und diskutiert aufgebracht mit der objektexfreundin.
"haben die noch was miteinander?" wispert der luxus-mann.
"nicht dass ich wüsste. könnte aber natürlich wieder passieren, die waren mal sehr verliebt."
nach einer gefühlten ewigkeit wendet sich die objektexfreundin ab und einem anderen bekannten zu.

"boah, sorry", sagt das objekt, dreht sich zu mir und grinst. "da haben wir ja die superkonstellation heute erwischt."
"ich dachte, ihr fickt gleich noch", haut der luxus-mann raus.
das objekt schaut konsterniert und ist erstmal sprachlos.
auweiha.
"darf ich vorstellen, das ist mein mann", sage ich. "markenzeichen ist seine unverblümtheit, die er ja eben schon unter beweis gestellt hat."
das objekt entspannt sich wieder ein wenig und lächelt, streckt dem luxus-mann die hand hin.
"hallo."
der luxus-mann zögert kurz, nimmt dann die dargebotene hand und schüttelt sie kurz.

das objekt beginnt in seiner tasche zu kramen und bringt eine zigarre zum vorschein.
"das ist eine echte kubanische zigarre", sagt es, zündet sie an und nimmt einen zug. dann reicht er die zigarre an den luxus-mann weiter.
"magst du?"
ein friedenspfeifchen, denke ich. typisch objekt, jetzt auf eine geste anstatt auf worte zu setzen.
der luxus-mann nimmt die zigarre, dreht sie nach allen seiten und nimmt dann ebenfalls einen zug.
"ich weiß nicht, ob die wirklich gut ist, ich kenn mich da nicht so aus. die hat mir meine frau geschenkt", sagt der objekt schnell. "aber ich mag das aroma."
"doch, das ist ne gute. als ich in kuba war, haben wir auch immer zigarren wie diese hier geraucht. das da ist schon was hochwertigeres. da kostet eine mindestens 15 euro."
"du warst in kuba?" fragt das objekt bewundernd.
und schwuppdiwupp ist das erste gemeinsame thema gefunden.
der luxus-mann erzählt von seinen kubanischen abenteuern und der zigarrenindustrie dort, das objekt steigt daraufhin mit seinem letzten thailand-urlaub ein. dabei wandert die zigarre zwischen den beiden herren hin und her wie ein joint.

"wie habt ihr euch denn nun eigentlich kennen gelernt", fragt mich das objekt nach einer weile.
ich schildere kurz die begegnung des besoffenen-asyls an meinem geburtstag und die darauffolgenden treffen, bei denen sich dann recht schnell sowohl die sexuelle als auch die intellektuelle stimmigkeit herauskristallisiert hatte. irgendwann übernimmt der luxus-mann, erzählt die geschichte weiter bis zum heutigen tage und nimmt dann auch recht nahtlos den übergang:
"und weil ich jetzt was für die morphine empfinde, hadere ich halt auch immer so ein bisschen damit, wenn du ihr vor der nase rumtanzt, weil sie immer erzählt hat, wie positiv sie dich sieht, und das beruht glaub ich auch auf gegenseitigkeit, wenn ich euch hier so zusammenstehen sehe."
das objekt überlegt kurz und sagt dann zu mir:
"morphine, gehst du uns bitte mal zwei bier holen?"

die wollen mich wegschicken. fuck.
"ähm, das ist jetzt aber sehr unangenehm für mich", sage ich.
"bitte", sagt das objekt. "bundesliga-gespräche. da redet es sich leichter, wenn die frau nicht zuhört."
"boah, das ist echt unfair!" nöhle ich noch ein bisschen, nehme den beiden aber dann die leeren pfandbecher aus den händen.
"morphine, sieh das bitte nicht negativ, ich werde auch eine lanze für dich brechen, wenn es notwendig ist", sagt das objekt ernsthaft.
dann verziehe ich mich, pochenden herzens.
vertrau dem luxus-mann. er wird dich nicht verlassen, auch wenn das objekt wilde geschichten erzählen sollte. schließlich kennt er fast alle wilden geschichten schon aus deinem mund.
und hey, vertrau auch dem objekt. das hat den durchblick und wird die situation schaukeln, so wie es schon oft situationen für dich geschaukelt hat.

ich gehe auf toilette und bier holen. zehn minuten später kehre ich zur bundesliga-runde zurück.
"die morphine ist extrem intelligent", sagt das objekt gerade, "oft hab ich mich wie ein dummer bauer neben ihr gefühlt."
dann bemerken mich die beiden.
"wir reden gerade über dich", sagt das objekt.
"das hat sie schon geschnallt", hilft der luxus-mann aus.
"ja ich bin so intelligent, dass sich das objekt wie ein dummer bauer neben mir gefühlt hat", wiederhole ich grinsend die objektiven worte.
"ich finde das enorm von dir, diese kleine zusammenführung hier", sagt das objekt.
"ich dachte halt, das ist sonst für beide komisch... zunächst für meinen mann, weil er weiß, dass du hier noch rumspukst und auch manchmal in meinem kopf und er das natürlich bisweilen merkt.... und auch für dich muss es komisch sein, uns hier so zu begegnen und nicht zu wissen, soll ich hallo sagen, haut er mir dann eine, ist das ein arsch oder ein netter, und überhaupt, was weiß der von mir und was denkt der über mich?"
"das macht dich aus", sagt das objekt und schenkt mir einen warmen blick. "ich glaube nicht, dass meine frau diese offenheit aufbringen würde."
"eher nicht", sage ich einen tick zu bissig und das objekt lächelt gequält.

"ich schmeiß mal meinen marktwert auf die tanzfläche", sagt das objekt nach kurzem schweigen.
es tätschelt dem luxus-mann die schulter:
"bis nachher."
dann verschwindet es nach drinnen.
"du willst jetzt sicher wissen, was wir über dich geredet haben", sagt der luxus-mann, als das objekt außer hörweite ist.
"naja", sage ich, "natürlich bin ich neugierig, aber ich bin auch in der lage, euch euer kleines männergeheimnis zu lassen."
"auf jeden fall ist der schon interessant."
"das ist er."
"obwohl ich ja zuerst dachte, der sei oberflächlich. wie er so mit seiner ex rumstand, so breitbeinig... und einen auf dicke hose gemacht hat."
"soso."
"das ist jetzt nicht negativ gemeint."
"du, das war dein erster eindruck, und der hat seine berechtigung. du musst niemanden toll finden, nur weil ich den mag."
"ich kann jetzt jedenfalls total verstehen, warum er dir so wichtig ist."
ich bin total perplex:
"echt?"
"ja, er hat mir erzählt, wie er dich so aufgefangen hat, als es dir so schlecht ging und du so viel an suizid gedacht hast. dass es manchmal wirklich extrem schwierig mit dir war. aber dass da trotzdem immer so viel von dir zurückkam, dass es sich auch für ihn immer gelohnt hat, dein freund zu sein."
"ja, das hat er. er hat mir bestimmt zwei- oder dreimal das leben gerettet."
"und genau da hab ich respekt vor, weißt du?"
ich nehme den luxus-mann in die arme und gebe ihm einen kuss.
"das zeichnet dich aus."

der luxus-mann lehnt sich an mich und ich spüre, wie betrunken er ist.
"ich hoffe, du bist glücklich mit mir", sagt er.
"ja", sage ich. "sehr."
eine weile stehen wir so da, dann sage ich:
"wollen wir wieder reingehen, mir ist kalt."
"ja, komm, los. ich brauch noch ein bier."
"das wie vielte ist das?"
"weiß nich?"
"das zehnte oder eher das fünfzehnte?"
der luxus-mann pufft mich.
"aua."
"nicht so frech, mein frollein."

während ich den luxus-mann beobachte, wie er zur bar schwankt, geht das objekt in der ferne vorbei und zwinkert mir zu.
was auch immer es dem luxus-mann gesagt hat, es hat offenbar ein mittleres wunder bewirkt.



Donnerstag, 8. Dezember 2016

battlefields

gestern die große aussprache. konstruktiv, freundlich.
der luxus-mann hat seinen zorn hinuntergeschluckt und beschreibt seinen gedanklichen mechanismus:
"wenn die gedanken erstmal anfangen zu rattern, dann suchen sie was, was nicht zusammenpasst. eine nachricht von dir und etwas, was du mal gesagt hast, oder auch, wenn du eine nachricht mehrere stunden lang nicht beantwortest, weil du mal wieder auf piste bist und nichts mitkriegst. und wenn dann ein widerspruch gefunden ist, ist ganz klar: du hast mich angelogen und beschissen."
"aber du bist doch ein intelligenter mensch, kommst du nicht auf den trichter, dann auch über weniger schreckliche alternativen nachzudenken?"
"nee. ich steck dann total fest da drin. das ist dann eine gewissheit für mich."
"krass. aber du weißt schon, dass das echt ein bisschen irre ist?"
"naja."

"ich will halt nicht, dass wir uns mal wegen so ner kleinigkeit trennen", sagt der luxus-mann. "weil ich koche dann hoch, dann beschuldige ich dich, und dann kochst du hoch, und dann denke ich, was ne dumme schlampe, soll sie sich doch nen anderen schwanz suchen."
"und hast du ne idee, wie wir das verhindern können? ich kann schon versuchen, mich nicht so aufzuregen, aber ich kann das halt immer nicht garantieren, genauso wenig, wie du mir garantieren kannst, mich nicht mehr anzumachen."
"ich hab manchmal den eindruck, du bist auch immer noch sauer auf deinen ex da."
"kann schon sein. ich gebe zu, dass mich diese beziehung in gewisser hinsicht wohl traumatisiert hat. deswegen reagiere ich vielleicht auch so über."
"warum hast du das solange mitgemacht?"
"weil ich immer dachte, ich sei schuld. weil ich nicht genug liebesbeweise erbringen konnte. dabei habe ich gar nicht gemerkt, dass mein krampfhaftes bemühen und duckmäusern nur dazu führte, dass das alles immer schlimmer wurde. als ich dann endlich frei war, habe ich mir geschworen, dass mir das nie wieder passiert. dass ich eifersüchtigen typen künftig gleich zeige, wo der hammer hängt."
"du kannst echt hart und barsch sein."
"ja, weiß ich. tut mir leid."
"ich kann dich aber auch verstehen. meine ex hat mich ja auch immer so eingeschränkt. also nicht mit eifersucht, aber so sachen, weißte, das bild da drüben zum beispiel, das musste ich wegen ihr abhängen... und meine musik hat sie gestört... und lauter so kleinigkeiten. dabei ist sie hier eingezogen, weil sie pleite war und hätte eigentlich froh sein können, ein dach über dem kopf zu haben."

"jedenfalls ist das meines erachtens der hauptgrund, warum ich so reagiere", sage ich. "meine angst, wieder so sehr meine freiheit zu verlieren. deshalb musst du wissen, dass ich auch in einer beziehung mit dir nie aufhören werden, hin und wieder alleine auszugehen oder meine freunde zu treffen. das habe ich mein leben lang so gemacht, und das werde ich nicht aufgeben."
"das will ich auch gar nicht."
"dann starte doch nicht jedes mal so eine inquisition - wer, wann, was, wo, wie, warum, weshalb."
"ich versuchs."
"und wenn du es brauchst, dann versuch doch einfach mal, mich dabei nicht wie eine schwerverbrecherin zu behandeln."
der luxus-mann schmunzelt.
"mach ich das?"
"ja. du bist ganz kalt und bedrohlich, ich bekomme dann angst vor dir."
"aber ich droh doch gar nicht und verbiete dir auch nichts."
"naja, das wär ja auch die höhe. aber wie du mich dann anschaust und wie du dinge sagst, so voller verachtung. das ist nicht gut für mich, das macht mich sehr, sehr traurig."
"das will ich nicht. du bedeutest mir doch was."
ich muss lächeln.
"das ist schön. aber ich möchte nicht, dass aus 'du bedeutest mir was' so eine ungesunde fixierung wird. geh du ruhig auch bitte mal wieder alleine aus oder mit deinen kumpels. ich finde, du vernachlässigst das. ich möchte nicht wieder zu so einem undefinierten totalen wir verschmelzen. das ist nicht mein ding."
"das ist ja auch nicht mein ding."

"und, wie sieht der masterplan nun aus?" fragt der luxus-mann.
"wir könnten uns ja so eine art brief schreiben. den lesen wir immer dann, wenn wir ausrasten und unterbrechen so die gedankenkette, dachte ich mir."
"das funktioniert doch nicht. dann denk ich bloß, was für ein schleimiger scheißbrief."
"weißt du was besseres?"
"mich würde das am meisten beruhigen, wenn wir uns dann sehen."
"von mir aus. wenn wir uns sehen, klappt das ja immer besser als mit whatsapp. aber du musst mir versprechen, dass du dann nicht irgendwas schlimmes machst."
"was denn?"
"schlagen oder sowas."
"hab ich noch nie! echt nicht! kannste alle meine frauen fragen."
"na gut. dann machen wir das. und was, wenn dir nachts um drei einfällt, dass du mich sehen musst, weil du dir was einredest?"
"dann rufe ich an."
"nee klar. da schlafe ich. dann hab ich das telefon lautlos und hör das nicht mal."
"hm."
"spatzi, ich habe den anspruchsvolleren job von uns beiden", grinse ich. "und unausgeschlafen sein wegen hirngespinsten kann ich mir nicht leisten."
"du hast nen anstrengenden scheißjob."
"nächste woche bin ich auch wieder auf geschäftsreise."
"oh nein."
"oh doch."
"wo?"
"ruhrpott. gibt aber weihnachtsfeier da."
"trotzdem kacke. ich würde nie rumreisen für meinen job."
"das musst du ja auch nicht, deine exceltabellen sind immer bei dir."
"ja, die sind wenigstens treu!"
"dann heirate die doch."
"heiraten ist was für spießer."
"dann passt das doch."
"du schreist nach einer bestrafung, hm?"
"hihi."
"dann leg dich gleich mal nackig aufs bett..."


Montag, 5. Dezember 2016

von 100 auf 0

seit unserer rückkehr vom meer läuft alles verquer. ha. reimt sich sogar, die scheiße.

obwohl der luxus-mann und ich in einer offen-festen beziehung (ich soll treu sein, am besten praktisch, er soll ficken dürfen, zumindest theoretisch) leben, habe ich gestern gewagt, einen lieben twitter-bekannten zum glühwein zu treffen.
platonischer- und angekündigterweise. ich soll ja transparent sein, damit vertrauen möglich ist. bla.
zuvor deswegen auch offen gelegt, wer das ist, wie alt, welcher beruf, familienstand, wie lange mir bekannt, in welchem ausmaß, wann wir uns treffen, wo wir uns treffen, etc.
soweit, so gut.

gegen 22 uhr - ich bin gerade auf dem rückweg - erreicht mich die erste nachricht des luxus-mannes.
ob ich denn immer noch beim glühweintrinken sei.
nein, schreibe ich zurück, gerade auf dem nachhauseweg.
ob ich es vergessen habe, fragt er.
hö? in der tat scheine ich etwas vergessen zu haben, kann mich an nichts erinnern, grüble panisch wie einst in meiner exbeziehung nach liebesschwüren, geburtstagen, zusagen und absagen jeder art.
du hast es vergessen, werde ich jetzt beschuldigt.
was denn?
du wolltest doch noch anrufen!
ich bin perplex.
wollte ich? hm. vielleicht hatte ich etwas ähnliches unbedacht in einem im potenzialis formulierten nebensatz erwähnt, also würde ich ihn halt in gottesnamen noch anrufen.

zuhause kommt mir erst mal meine mutter dazwischen, die verkündet, mein vater sei wieder im krankenhaus, aber bereits erfolgreich operiert, aus der narkose erwacht und in der lage, sich zu verständigen. ich freue mich kurz.
dann wähle ich die nummer des luxus-mannes.

"und?" fragt der als erstes.
"was?"
"wie wars?"
"normal."
"wie normal?"
"na ganz harmlos. total nett. wie das halt ist, wenn man freunde oder bekannte trifft."
"und sonst?"
"was und sonst?"
"was habt ihr so gemacht?"
"wir waren kurz glühwein trinken und dann noch in einer kneipe."
"kurz, das waren drei stunden!"
"wir waren ERST KURZ glühwein trinken, nicht LANGE, weils so kalt war, und sind dann noch in eine kneipe."
"was heißt kurz?"
"maaaaaaaaaann. ich hatte keine stoppuhr mitlaufen!"

angespanntes schweigen.
"war so klar, dass du wieder vergisst, was du versprochen hast!" kommt der nächste vorwurf.
"wieso? warum?"
"du wolltest anrufen!"
"kann mich nicht erinnern, etwas derartiges versprochen zu haben."
"doch."
"na gut, dann hab ich es meinetwegen vergessen. mea culpa. mein vater ist heute ins krankenhaus gekommen, da war ich möglicherweise von abgelenkt."
"war ja klar, ist ja immer so."
"du bist so konstruktiv, das liebe ich so an dir", spotte ich jetzt.
"du hast auch versprochen, dass du dir was einfallen lässt, damit ich nicht mehr eifersüchtig sein muss! und was ist? nichts."
"das ist nicht so einfach! das, was ich vorgeschlagen habe, wolltest du alles nicht. und wenn ich dir was sage, glaubst du es mir eh nicht. ich bin derzeit wirklich ratlos. ich will da mit meiner therapeutin drüber sprechen. mitkommen willst du ja nicht."
"nein. du bist krank, nicht ich."
"weißt du, viellleicht würde mir ja was einfallen, wenn du mich nicht permanent damit unter druck setzen würdest! alle paar tage fragst du: und? was ist jetzt? hast du dir was einfallen lassen? da vergeht mir echt die lust. das war aus liebe heraus gesagt, durchaus ernst gemeint, aber so schrumpft mir meine liebe weg und dann seh ich keinen grund mehr, warum ich genau wie in meiner letzten eifersuchtsbeziehung ständig was beweisen sollte. das ist zermürbend und erniedrigend, und ich lasse mich von keinem mann mehr so erniedrigen."

eisiges schweigen.
"und? wollen wir jetzt so ins bett gehen?" frage ich, denn die uhr zeigt mittlerweile fast mitternacht.
"hm."
schweigen.
"ist ja vielleicht auch quatsch, sich nach einem so schönen urlaub so zu streiten", deeskaliert der luxus-mann dann.
"find ich eigentlich auch", sage ich.
"sind ja auch nur kleinigkeiten."
"naja!"
"ich habe mich halt am samstag schon so über dich geärgert."
"warum? wir haben samstag doch noch telefoniert, da klangst du ganz entspannt."
"als du ausgestiegen bist, hast du nur deine sachen aus dem kofferraum geholt und bist dann ohne tschüß zu sagen gegangen."
"ich WOLLTE dir gern tschüß sagen, aber kaum hatte ich die kofferraumklappe geschlossen, bist du einfach weggefahren! ich hatte mich da auch kurz geärgert, weil ich es so unfreundlich und unangemessen fand. dann dacht ich, na gut, vielleicht bist du auch genervt und froh, wenn du deine ruhe hast und zuhause bist."
"ich hätte dich gern am samstagabend später noch gesehen."
"du hast gesagt, dass es dich nicht stören würde - das war deine wortwahl! danach hab ich gedacht, dann lieber nicht, bei so wenig begeisterung."
"aber du kennst mich doch."
"du erwartest von mir, dass ich dich kenne, und dass ich deine ganzen macken und despektierlichkeiten einfühlsam und wohlwollend ertrage, aber selber machst du mir permanent vorwürfe."

pause, dann:
"ich hab übrigens dienstag doch zeit", sagt der luxus-mann dann.
"ok."
"also du kannst dir überlegen, ob wir uns morgen, dienstag oder mittwoch sehen."
"ok. ich schau mal", sage ich mit recht wenig lust, den luxus-mann zu sehen.
"tschüß."
"gute nacht."

nachts wälze ich mich von einer seite auf die andere und der zorn kocht noch mal so richtig hoch in mir.
ich fühle mich gefangen.
stasiartig überwacht und verhört.
ich hätte einfach auflegen sollen!
warum lasse ich mich so unter druck setzen?
einfach ausbrechen!
lieber einsam als noch mal dieser terror.

gegen morgen ist meine wut am überkochen.
ich teile dem luxus-mann knapp mit, dass ich mittwoch vorbeischauen würde, wir dann reden können und ich ggf. meine sachen erstmal mitnehme. und dass er bis dahin nicht mit allzu viel euphorie meinerseits rechnen sollte. 
seither hageln äußerungen des unverständnisses auf mein handy ein.
ich lese sie nicht mehr, schotte mich komplett ab.
irgendwie muss ich jetzt diesen arbeitstag überstehen, ohne sichtbar vor allen kollegen zu heulen.




Samstag, 3. Dezember 2016

meer als alles auf der welt


ist dir eigentlich klar, wie sehr es mich am arsch kriegen wird, wenn das hier mal zu ende ist?
acht monate. wie im flug vergangen.
und dann dieser urlaub. wie eine welle, die über den sand schwappt und dann noch einen kurzen moment glitzert, bevor sie im grund verblubbert. ein nasser fleck, der bleibt, der dazu einlädt, mit der fingerspitze schnell ein herz hineinzumalen.



Dienstag, 29. November 2016

schneckenhaus

der erste gemeinsame urlaub. morgen abend geht es los.
vier tage, drei nächte.
das geht kaum als urlaub durch, finden wir.

dennoch sind wir beide aufgeregt, der luxus-mann noch mehr als ich.
er verheimlicht mich seiner zweiten exfrau, aus angst, sie könnte ihm verbieten, seine tochter zu sehen.
"was mach ich, wenn sie anruft?"
"dann sagst du, ich bin nicht da."
"und wenn sie sagt, ich soll vorbeikommen, ihr irgendwas mit der kleinen helfen?"
"dann sagst du, das geht jetzt nicht."
"hm."

der luxus-mann ist nicht glücklich mit der situation.
"irgendwann wird es sowieso rauskommen. und ich denke mal, dass sie dann so richtig sauer ist, wegen deiner heimlichtuerei", mutmaße ich. "ich glaube sowieso, dass sie was ahnt. deine erste frau weiß es ja auch, und die beiden stehen in kontakt. ich würde wetten, dass die ihr ohnehin schon was gesteckt hat."
mit dieser antwort ist der luxus-mann noch viel weniger happy.

ich habe eher sorge, dass mir meine rückzugsmöglichkeit fehlen könnte.
mein iso-schneckenhaus.
von zeit zu zeit meldet sich dieses bedürfnis.
wenn wir auf dem balkon sitzen, ich rauchend, der luxus-mann in die ferne blickend.
wenn wir fernsehen, oder besser gesagt: der luxus-mann fern- und ich wegsehe.
"ich fahr mal zu mir", sage ich dann schnell, ernte meist einen erstaunten bis enttäuschten blick, aber der luxus-mann weiß ja, dass ich am wochenende oft aufträge bearbeite oder mich um kitty kümmern muss.

im urlaub kann ich nicht sagen: ich bin dann mal weg.
im urlaub bin ich zusammen.
vier verfickte tage und drei nächte.

es fühlt sich fest an. ich ersticke.
ich muss lernen, mich in dieser feste zu entspannen.
die geborgenheit gegen meine sich aufbäumende freiheit ausspielen.
der freiheit beruhigend zuflüstern, du wirst mir bleiben, du musst dich nur ein wenig kleiner machen.

du und dein immenses autonomiebedürfnis, hatte einst das subjekt gespottet
und: es scheint, als lebtest du in deiner eigenen welt, und die welt der anderen kann dir nichts anhaben, weil du gar nicht zu ihr gehörst.
meine welt.
die der anderen.
wahrscheinlich für immer inkompatibel.
aber vielleicht schaffe ich ja eine art friedliche koexistenz.
und gehe mit meinem schneckenhaus noch einmal in diesem leben vor anker.



Dienstag, 22. November 2016

prädikat: gesundheitsschädlich

"du guckst so aggro, hast du ne kettensäge dabei, mit der du mich gleich kastrierst?" fragt der luxus-mann, als ich vom letzten streit noch angepisst unter der tür stehe.
ich muss lachen.
entwaffnen kann er, der herr luxus-mann.

das morphine-antiterror-programm setzt sich mit dem obligtorischen glas wein fort - und einer hand, die sich in meinen slip schiebt.
"na, sind wir ein bisschen geil", sage ich im pluralis majestatis, eingedenk der tatsache, dass der luxus-mann seinen schwanz als eigenständiges und dominantes wesen begreift.
"ey, wir hatten eine woche keinen sex!"
"hättest ja wen anderes knallen können, warst doch unterwegs und hattest obendrein sturmfrei."
"war nix geiles im angebot. außerdem gings mir nicht so gut."
"warum gings dir nicht gut?"
"nach unserem krach am freitag hab ich die nacht nicht gepennt. danach hatte ich im fitnessstudio so ne art kreislaufkollaps."
"du bist umgekippt?"
"naja, so fast. hab mich zu glück noch selber hinlegen können."
"mann hat mir mal vorgeworfen, ich würde seine gesundheit ruinieren, da scheint ja echt was dran zu sein."
"da siehst du mal, wie du mich stresst!"

der luxus-mann nimmt mir das weinglas aus der hand, hebt mich hoch und trägt mich richtung bett.
"übernimm dich nicht", mahne ich.
"mach du dich lieber mal nackig", befielt der luxus-mann und zerrt an meinem oberteil. "und wieso hast du nen bh an, das brauchst du mit deinen mäusetittchen doch gar nicht."
ich schlage scherzhaft zu.
der luxus-mann schlägt zurück.
"ich seh schon, der widerspenstigen zähmung steht an."
er holt klebeband unter dem bett hervor und beginnt, mich bäuchlings mit händen und füßen ans bett zu tapen.
dann versohlt er mir ein bisschen den arsch, bevor er mir den schwanz in die muschi rammt.

der luxus-mann stöhnt laut. allerdings nicht aus lust, sondern aus schmerz.
"da hat was wehgetan", sagt er und zieht sich vorsichtig zurück.
ich habe mich flux aus den klebebandfesseln befreit und knipse die lampe an.
dann begutachten wir den schwanzschaden.
"der ist ganz rot... fast blutig", stelle ich fest. "war ich noch zu trocken?"
"weiß nicht."
"sorry..."
"was heißt hier sorry, deine gefräßige muschi hat nach ihm geschnappt!"

die lust ist uns vergangen.
"ich geh ihn mal waschen", sagt der luxus-mann und schlörrt ins bad.
kurz darauf schreie.
ich eile ins bad.
"was ist los?"
"jetzt hab ich ihn auch noch verbrüht!"
"wie das denn?"
"das wasser war total heiß eingestellt!"
"ich hab mir vorhin nur die hände gewaschen."

der luxus-mann blickt mich gespielt verzweifelt an:
"du bist gesundheitsschädlich! du solltest so einen warnaufkleber tragen müssen wie auf ner zigarettenschachtel: diese frau kann ihren penis verstümmeln!"
"und herz-kreislauferkrankungen verursachen."
"das auch noch. jedenfalls werden wir in den nächsten tagen keinen sex haben können."
ich nehme den luxus-mann ein bisschen in den arm.
"dann machen wir halt mal was anderes."
"was denn?"
"irgendwas, was du dir schon lange mal gewünscht hast!"
"hm... da muss ich mal überlegen!" 

mir fällt als erste etwas ein:
"du sagtest doch mal, du hättest lust, mit mir zusammen was zu kochen!"
der luxus-mann schaut skeptisch:
"dann vergiftest du mich!"
"aber höchstens aus versehen!"
"neenee, das ist viel zu riskant. außerdem ist das keine echte strafe für dich."
"na und ob das ne strafe ist. was ich koche, will keiner essen, nicht mal ich."

"ich weiß was besseres", sagt der luxus-mann. "ich brauch ne neue hose. wir gehen shoppen. am samstag morgens um halb zehn."
"ich wollte aber am freitag ausgehen."
"pech."
"können wir nicht so zwölf sagen?"
"nee. dann ist mir zu viel los."
"boah, ey, das ist echt ne strafe. ich unter lauter spießigen, konsumseibernden muttis und vaddis zwischen schreienden verwöhnten blagen..."
der luxus-mann bleibt eisenhart.
"du kannst dir aussuchen, ob du am freitagabend schon rumkommst oder dann am samstag noch früher aufstehst. wenn du freitag schon da bist, treibst du dich wenigstens nicht nächstens mit dem objekt rum."
"du bist n totalitärer spießer, jetzt zeigst du dein wahres gesicht", motze ich.
"ja, bin ich. freu dich auf den urlaub."
"bis dahin ist der schwanz aber wieder fit!"
"kommt ganz auf dich an..."


Montag, 21. November 2016

voll auf dem film

choose a life. choose a job. choose a career. choose a family. choose a fucking big television. choose washing machines, cars, compact disc players and electrical tin openers... choose dsy and wondering who the fuck you are on a sunday morning. choose sitting on that couch watching mind-numbing, spirit crushing game shows, stucking junk food into your mouth. choose rotting away in the end of it all, pishing your last in a miserable home, nothing more than an embarrassment to the selfish, fucked up brats you spawned to replace yourself, choose your future. choose life... 
but why would I want to do a thing like that?

yeah, fucking why?

trainspotting hat mich geflasht. irgendjemand hatte meine gedanken in einen film transkribiert. 
jemand, der mich gar nicht kannte, hatte mich verstanden. 
woohoo!

filme wie trainspotting werden heute nicht mehr gemacht. 

weil kino oder tv heute darauf abzielt, den zuschauer in diese beifallheischende, leistungsorientierte, familienfreundliche, ikeamöblierte matrix zu ziehen und ihn dort zu behalten. 
die sanften ungeheuer.

mal ehrlich, wenn in filmen heute eine zigarette geraucht wird, ist das doch schon bohemian.

deshalb gucke ich am liebsten nur noch horrorfilme. 
weil nur noch die monster charakter haben.
weil nur noch die monster vorbildfunktion haben.
weil in wirklichkeit die menschen die monster sind.
programmierte monster, die afd und trump wählen.
jugendliche, die ihre wahrheiten von facebook und ihre ideale aus snapchat beziehen.
gutsituierte vorstadt-faschos, die neben ihrer vordergründig scheinheilig-heilen welt nichts anderes gelten lassen.

ich kann nicht ausdrücken, wie sehr ich 99 prozent dieser menschheit verachte.
ich baue mir meine eigene welt.
ganz weit da draußen.
im kopf das paradies.



Samstag, 19. November 2016

zerrissen

verletzt. verwirrt.
ich drifte in mir wie seifiger abschaum auf dem wasser.
trudelnd in richtung abfluss.
selbstekel.
schäumende wut.
ich will mir klingen ins fleisch treiben.

der wunsch nach verständnis. wenn nicht von dir, dann von jemand anderes.
wunschdenken.
nachts träume ich vom objekt, wie wir nackt in seinem bett liegen und uns lieben.
wie fast immer spüren wir uns träumend und am nächsten morgen habe ich nachricht.
freundlich, neutral, fragend.
wie geht es dir?
keinem zweiten menschen würde ich diese frage als ernstgemeint abkaufen.
doch ich verkneife mir die antwort.

abgezirkelt.
wie ein böser zauber und medizin zugleich liegt die trauer über mir.

Donnerstag, 17. November 2016

so glücklich war ich noch nie

als er mich am flughafen abholt, schaut mich mein vater einige sekunden lang an, und noch bevor ich irgendetwas sagen kann, meint er: "so glücklich warst du noch nie. so kenn ich dich gar nicht."

tja. gut gefickt sein lässt sich schwer verbergen.

Dienstag, 15. November 2016

karriereweib II

der ärztekongress war großartig.
dass ich so etwas einmal sagen würde, hätte ich nicht geglaubt. ist aber so.
die rede hat gefruchtet. die marketingtrategie ist angenommen. 10 zustimmungen, 3 enthaltungen, eine ablehnung. wobei die ablehnung von einem beiratsmitglied kam, das noch nie etwas zugestimmt hat, also insofern eine kalkulierbare gegenstimme war.
ich bin stolz auf mich. mein chef ist stolz auf mich. gestern rief sogar die geschäftsführung an und gratulierte mir zu meiner "sehr guten arbeit". 

"karriereweib", sagt der luxus-mann, als ich abends gegen 20 uhr endlich vor seiner türe stehe, durchnässt und ausgefroren.
"ich hoffe, das kommt jetzt nicht irgendwie schleimig rüber, dass ich mich gerade ein bisschen feiere", sage ich.
"nee, schon in ordnung, ich freu mich, wenn es dir gut geht."
"daran trägst aber du den größten anteil", rutscht mir raus und der luxus-mann grinst happy.

dann setzen wir uns und widmen uns ernsteren themen. diese hatte der luxus-mann schon am morgen in einer sms angedeutet. ich bin gewappnet.
"ich muss dir irgendwie vertrauen können", beginnt der luxus-mann, "das ist total essenziell, wenn das mit uns was werden soll."
"und du vertraust mir nicht?"
"genau. ich meine, ich hab so ein bisschen grundvertrauen, aber im hinterkopf analysiere ich ständig dinge, die vielleicht nicht zusammenpassen könnten."
"und die wären?"

der luxus-mann hat in meiner abwesenheit unsere gesamte schriftliche konversation seit unserem kennenlernen im april analysiert und beginnt mit einer art inquisition.
"es ist eigentlich total albern, und es ist mir peinlich, weil ich weiß, ich nerv dich, aber ich muss es einfach wissen."
ich beantworte die fragen, so gut es geht, nach bestem wissen und gewissen, immer in der angst, mit einem unbedachten satz neues misstrauen zu schüren. irgendwann scheint der luxus-mann halbwegs beruhigt.

"hattest du das bei anderen frauen auch, dieses misstrauen?" will ich wissen.
"nee."
ich bezweifle das.
"ich bin aber doch nicht die erste frau, der du so begegnest."
"nee, du bist wie r."
r. war die erste freundin des luxus-mannes, seine erste große liebe - die ihn jahrelang betrogen hat.
"ihr habt so viel ähnlichkeit, weißt du, ihr seid beide unheimlich direkt, sexuell aufgeschlossen und habt schon so viel erlebt. und genau wie du ist sie ständig auf partys gewesen."
"wo auch der typ rumgehühnert ist, mit dem sie dann gefickt hat?"
"genau. und bei dir ist das ja so ähnlich, mit dem objekt."
"mit dem kleinen unterschied, dass ich nicht mit dem objekt vögle."
"ich weiß! aber wenn er ankäme und ficken wollen würde, würdest du nicht nein sagen."
"ich verspreche dir, ich werde nicht mit dem objekt ficken."

nach der gefühlt teilweise fruchtbaren diskussion holt der luxus-mann zwei drinks. 
"baust du uns einen? fände ich jetzt glaub ich schön, noch einen zu rauchen."
"klar."
"wir könnten ja rausgehen, heute soll der mond so krass sein."
"du willst mit mir kiffen und dabei romantisch mond gucken?" grinse ich.
der luxus-mann zuckt verlegen die achseln.
"können wir gern machen"; sage ich warm, "aber vorhin hats geregnet und es war alles total bedeckt."
"oh, echt?"

wir drehen eine kleine runde um den block, aber es nieselt. der himmel ist gleichmäßig grau und lichtverschmutzt. es ist so feucht, dass wir nicht mal kiffen können.
"mist", sagt der luxus-mann.
"lass uns auf deinen balkon setzen, da stehen wir wenigstens nicht im regen."
"gute idee."

dann sitzen wir auf dem balkon, rauchen und gucken einander an.
"ich freu mich total auf unseren urlaub", sagt der luxus-mann etwas unvermittelt.
ich bin erstaunt.
"wirken die drogen oder meinst du das ernst?"
der luxus-mann schaut mich unsicher an, aber da bin ich schon aufgesprungen, greife nach seinem gesicht und gebe ihm einen dicken kuss.
"danke", sage ich. "ich freu mich auch schon total. und ich freu mich, dass du dich freust... und noch mehr, dass du mir das sogar sagen kannst."
"hoffentlich regnets da nicht die ganze zeit."
"ist ja nicht so, dass wir keinen plan hätten, was wir sonst machen können."
"was denn?"
"ne ganze menge. oral, anal, vaginal..."
der luxus-mann lacht.
"das hätte ich mir ja denken können, du hexe."

als der luxus-mann am nächsten morgen zur arbeit aufbricht, während ich noch ein weilchen liegen bleiben darf, fällt mir auf, auf welche beeindruckende größe meine zuneigung inzwischen angewachsen ist.
doch wie schaffe ich es, dass der luxus-mann mir vertrauen kann?




Mittwoch, 9. November 2016

stupid white toupee

ein irrer regiert künftig die usa und damit fast die hälfte der welt.
dann könnte ja auch ich bundeskanzlerin werden.
wenn geistig behinderte so offenbar en vogue sind.
oder?

letzte nacht um halb drei standen wir auf, um den fernseher anzuschalten.
der luxus-mann als börsianer war noch aufgeregter als ich und redete die ganze zeit von puts und calls, vom bevorstehenden börsenbeben und mit welchen finanzstrategien er auf welches szenario reagieren müsse.
"warum regiert eigentlich die angst so dermaßen die börse?" frage ich.
"alles nur psychologie", murmelt der luxusmann, während er die kurse im auge behält.
"ich dachte immer, da sitzen schlaue menschen."
"die meisten sind strohdoof und geraten ständig in panik, und das ist auch gut so, genau damit mache ich ja meine kohle."
"ich dachte, du bist sozialist."
"schon eher anarchist. wohlstand ohne arbeit, so die richtung."

zwischendurch ist mir langweilig.
"entweder wir ficken jetzt, oder ich schlafe wieder ein."
"kannst ja mal gucken, ob du ihn hochkriegst, ich bin eigentlich viel zu angespannt."
ich blase ein bisschen, weil das am besten funktioniert, und tatsächlich ist der luxus-mann kurzzeitig bei der sache, kommt aber nicht zum absch(l)uss.

gegen halb sechs dämmern wir weg. dann erschrecke ich mich, weil mir der luxus-mann einen kühlen finger in die muschi steckt.
"es ist halb acht", sagt der luxus-mann. "aufstehen."
"boahh... ich hatte voll den alptraum. trump ist präsident und du konntest nicht abspritzen."
der luxus-mann lacht.
"leider bittere wirklichkeit."
"du bist ja schon im anzug!"
"jo, muss los. der dax rauscht ab, ich fahr jetzt ins büro. kaffee steht in der küche, und ich hab dir ein brot gemacht."
"du hast mir ein brot gemacht?!"
"du sollst morgens was essen."
"mit was?"
"nutella."
"iiiiihhhhh.... und butter drunter?"
"klar."
"boah, das ist unverdaulich."
"quatsch, das ist vollkornbrot, das ist super für deine verdauung."

ich strecke mich und küsse den luxus-mann auf die wange.
"du bist süß."
"süß????!!" kreischt der luxus-mann entsetzt. "ich glaube, wir haben soeben den zenit unserer beziehung überschritten."

der luxus-mann nimmt seine tasche und eilt vondannen.
und ich bin allein mit meiner welt, einem nutellabrot mit butter drunter und einem sprechenden toupet als neuen amerikanischen präsidenten.

die simpsons hatten es übrigens schon vor jahren prophezeit:



Montag, 7. November 2016

in between

als ich samstag in der u-bahn sitze und zum luxus-mann fahre, schreibt mir das objekt:
"ich habs getan, ich habs getan, ich hab meine langen haare abgeschnitten!"
ich bin entsetzt:
"was?! warum???"
"war an der zeit", schreibt das objekt zurück. "jim morrison ist tot."
"will ich sehen!!"
das objekt schickt ein foto. statt der langen mähne hat es nun einen angedeuteten irokesenschnitt.
"weiß nicht, ob ich das hübsch finde, aber deine mutter freut sich bestimmt", kommentiere ich das bild.

als der luxus-mann mir die tür öffnet, stehe ich gerade mit dem handy da und drücke auf senden.
"na, wem schreibst du?"
"dem objekt", sage ich frank und frei.
"wie? wieso habt ihr kontakt?"
"warum sollten wir denn keinen haben? ab und an schreiben wir halt mal. immerhin haben wir nicht nur fünf jahre gefickt, sondern waren auch eng befreundet."
"das finde ich schräg", sagt der luxus-mann.
ich zucke die achseln.
"ansichtssache. du schreibst doch auch mit deinen exfrauen."
"ja, wegen der kinder!"
ok, ist ein argument.

wir trinken einen wein und rauchen einen joint. der luxus-mann fragt mich weiter nach dem objekt aus.
"du willst noch was von dem", sagt er ein ums andere mal.
ich erkläre ihm zum gefühlt eine millionsten mal, dass unsere liebe vergangenheit ist, dass ich es aber sehr begrüße, aktuell freundlichen sms-kontakt zu haben und mir keine sorgen mehr machen zu müssen, dass es mich auf gemeinsamen events lynchen möchte. und dass, egal was passiert, ich mich für die luxus-beziehung entschieden habe.
das alles zieht ungehört am luxus-mann vorbei. vorwürfe und wilde spekulationen hageln auf mich ein.
irgendwann schweige ich, weil ich vollkommen erschöpft und frustriert bin.
"siehst du, jetzt streitest du es nicht mehr ab!" triumpfiert der luxus-mann.
nun raste ich aus und schreie ihn an:
"weils doch scheißegal ist, was ich dir sage, du vertraust mir nicht, und verdammt noch mal, weißt du, wie sehr du damit provozierst, dass ich dir bei der nächstbesten gelegenheit so richtig grund zum misstrauen gebe?! und glaub mir, ich mach das dann nicht, weil ich so versessen drauf wäre, sondern einzig, um dir damit wehzutun!"

der luxus-mann ist konsterniert und blinzelt verwirrt, weil er solche ansagen von mir nicht kennt.
"das will ich nicht. tut mir leid, wenn ich übers ziel hinausgeschossen bin. komm, wir gehen los, du willst doch noch auf dein konzert."
ich, jenseitiger als jenseits aller party- und konzertlaune, sage:
"ich fahre jetzt nachhause."
"warum denn?" will der luxus-mann wissen.
ich schaue ihm ins gesicht, gefasst darauf, häme und zynismus zu sehen, aber er scheint ehrlich erstaunt.
"mein abend ist gelaufen, ich bin total traurig und sauer, was soll ich da auf einem scheißkonzert?"
"wieso bist du jetzt traurig?" ist der luxus-mann verblüfft.
"weil ich seit zwei stunden versuche, dir klarzumachen, was du mir bedeutest. ich gebe jetzt auf. ich kann nicht mehr. ich will jetzt meine ruhe und dich nicht mehr sehen."

der luxus-mann schaut mir mit offenem mund zu, wie ich meine sachen packe und in jacke und stiefel schlüpfe.
"aber du hast dich doch so auf das konzert gefreut", sagt er.
"ja, extrem sogar, weils eine großartige band ist. aber alles, was ich mir jetzt wünsche, ist allein zu sein und dich nicht mehr sehen zu müssen."
der luxus-mann hält mich fest.
"es bricht mir das herz, dich so traurig und verletzt zu sehen."
"wo hast du denn den spruch her, zu viel rosamunde pilcher gelesen?!" spotte ich.
dann halte ich inne. ich kann den gesichtsausdruck des luxus-mannes nicht deuten. verletzung, hilflosigkeit, nichtbegreifen. schwer zu definieren.
"oder war das jetzt ehrlich gemeint?" hake ich nach.
"finds raus", sagt der luxus-mann geheimnisvoll.

ich setze meine rucksack ab.
"gib mir einen grund, warum ich jetzt auf dieses konzert mit dir gehen sollte."
"weil ich möchte, dass es dir gut geht und du glücklich bist."
das klingt so ernsthaft und ehrlich, dass ich einknicke.
"ok", sage ich, gehe ins bad und erneuere mein make-up.
starten wir das experiment: sauer und zerstritten auf ein konzert gehen.

auf dem weg legt der luxus-mann den arm um mich.
"was ist los?" frage ich.
"ich hab ja was wieder gutzumachen", sagt er schüchtern.
der erste impuls in mir schreit: spar dir dein rumgeschleime.
der zweite flüstert mir: nimms mit, das steht dir jetzt zu. soller sich mal mühe geben.

am eingang zahlt der luxus-mann zwei eintritte und fragt mich dann, ob ich etwas trinken mag.
langsam nehme ich ihm die ernsthafte zerknirschtheit ab.
als wir an der bar stehen, bittet mich der luxus-mann:
"sei bitte nicht immer so sauer, wenn ich eifersüchtig bin."
"ich gebe ja zu, dass ich da sehr leicht an die decke gehe. aber ich habe diese eifersuchts-soße eben schon mal durch, ich habe mich damals so sehr eingeschränkt und war damit so unglücklich, und ich reagiere deswegen absolut allergisch darauf."
"siehst du, und ich habe eben betrug erlebt und habe zwei jahre lang ein mieses spiel mitgespielt. da reagiere ich nun mal allergisch drauf."

ich überlege angestrengt.
"kannst du mir mal ehrlich sagen, warum du dann eine offene beziehung mit mir eingegangen bist?"
"ich will da ja toleranter werden. ich muss meine gefühle unterdrücken."
"das ist doch bullshit. die gefühle sind da. das ist bei mir doch ganz genauso. die frage ist aber, was man mit diesen gefühlen macht. ob man sich verhält wie ein terrorschwein und dem anderen alles verbietet und zunichte macht, oder aber ob das in eine gemäßigte reaktion umgeleitet wird. ich verlange nicht von dir, dass du nicht eifersüchtig sein darfst, aber ich möchte, dass du dir überlegst, wie dein verhalten bei mir ankommt. ich bin leider nicht die stabilste, das weißt du, und gerade wenn ich wie jetzt auch noch beruflich unheimlich gefordert bin, dann bin ich noch dünnhäutiger als sonst.
"versteh ich."
"ich weiß ja auch drum. nervt mich selber auch. ich habe gestern wieder mit meinen tabletten angefangen."
"aber du sollst dich nicht zudröhnen."
"ich bin dann aber anstrengend."
"na und? steh doch zu dir. wenn du sauer bist, sei sauer und schrei mich an. wenn du traurig bist, sei traurig. aber drück das doch nicht weg."

dafür liebe ich dich so, denke ich und nehme den luxus-mann spontan in den arm.
"sorry", sage ich dann. "du magst das ja nicht."
"doch, ist schon ok. nur bei fickbeziehungen finde ich das überflüssig."
"heißt das, wir haben jetzt eine emotionale beziehung?"
der luxus-mann zuckt die achseln.
"ja, nein, vielleicht. gefühlt wahrscheinlich schon."
"und das heißt?"
"wenn du mich bescheißt und mir das nicht sagst, ist es aus."
mir klappt die kinnlade runter.
"ok, und wenn ich dich bescheiße und es dir sage?"
der luxus-mann windet sich.
"kann ich dir nicht versprechen, wie ich drauf reagiere. wahrscheinlich nicht positiv."
"das heißt, ich habe ja keine wahl und muss dir treu sein."
"nein, das sollst du nicht müssen, ich muss einfach toleranter werden."
"und wie soll das gehen?"
der luxus-mann schaut hilflos:
"ich bin halt nicht so locker wie du. ich wärs total gern und würde das unbedingt lernen wollen."
"naja, so wie sich die dinge entwickelt haben, bin ich da wohl kein gutes übungsobjekt mehr?!" lache ich.

zuhause setzen wir uns noch einmal zusammen auf die couch.
"pass auf", sage ich. "ich möchte, dass du dir zwei dinge überlegst, bis ich übernächste woche wieder von meinen reisen zurück bin. zum einen, ob du die offene beziehung halten möchtest oder ob du was festes brauchst. fest heißt dann aber auch, dass ich es nicht tolerieren werde, wenn du rumfickst. eine feste beziehung war nie mein ziel, aber du wärst es mir wert, dass ich mich festlege."
"und das zweite?"
"wenn du dich für was offenes entscheidest, überlege dir genau, ob du es wissen willst, wenn ich fremdgehe. wenn du es wissen willst und ich es dir erzähle, und du machst dann schluss, weil du mir nicht mehr vertrauen kannst, hat keiner was davon. dann ist es besser, wir einigen uns auf schweigendes genießen."
der luxus-mann nickt.
"das macht sinn."
"nimm dir zeit und überleg dir das die nächsten beiden wochen, in denen ich nicht da bin. vielleicht ist es ja auch eine gelegenheit, mal alleine auszugehen und irgendwo einzulochen. nur, damit du es mal hattest und mir nicht mehr dauernd in den ohren liegst, dass ich dir viel zu früh passiert bin."

im bett darf ich mich wie immer neuerdings in die armbeuge des luxus-mannes kuscheln. der luxus-mann schnarcht nach 30 sekunden, während ich eine ganze weile wachliege. dann stehe ich noch mal auf und schalte das handy aus, weil ich angst habe, dass das objekt mir noch mal schreiben könnte.

ob ich den kontakt zum objekt jetzt ganz abbrechen muss? frage ich mich. und wenn ich dies täte, wäre das dann nicht der freibrief für den luxus-mann zu verlangen, dass ich sämtliche weiteren kontakte zu meinen männlichen freunden und bekannten einschränken oder gar einstellen muss? werde ich am ende das erleben, was ich schon mal erlebt habe, wenn ich der eifersucht des anderen nachgebe?

ich habe angst um meine freiheit.
ich habe aber auch angst, den luxus-mann zu verlieren.
ich möchte nicht, dass eine banale objektive sms irgendwann unsere beziehung zerstört.
aber ich möchte mich auch weiterhin darüber freuen, dass das objekt mir ab und an schreibt. und ich möchte auf gar keinen fall meine männlichen freundschaften wie zum beispiel zur lederjacke oder zu v. aufgeben.

es wird ein balance-akt werden. irgendwo dazwischen.




Freitag, 4. November 2016

der charakter als krankheit: warum wir (keine) diagnosen brauchen

dass ich irgendwie ein bisschen komisch ticke, war mir schon immer klar. im kindergarten hielten die anderen abstand, in der schule wurde ich gemobbt und verprügelt. kinder haben einen guten sensor dafür, wenn bei jemandem etwas nicht ganz stimmt. vielleicht mag ich deshalb keine kinder. sie durchschauen mich. sie sind grausam.

meine erste diagnose bekam ich mit 25. lebenskrise, anpassungsstörung. ich hatte handfeste probleme: starker liebeskummer und eine phase der desorientierung, weil ich merkte, dass ich nicht den beruf ergreifen wollte, auf den ich studierte. die diagnose klang logisch. nachdem der liebeskummer vorüber war und ich eine vage vorstellung von meiner zukunft gewann, war ich wieder "gesund".

nur um dann sechs jahre später erneut zusammenzubrechen. jut, man könnte sagen, ich hatte wieder reale gründe. eine berufliche odyssee mit unzähligen überstunden und menschenunwürdiger bezahlung, eine sehr fiese vorgesetzte, eine (zu späte) trennung von einer person, mit der ich mich schon ewig auseinandergelebt hatte, der umzug in eine fremde stadt, in der ich keine freunde fand, und jährlich expandierende rückenprobleme, die mir den schlaf raubten und mich manchmal wochenlang zur verzweiflung trieben - und last but not least einen höchst aufregenden aber ebenso unzuverlässigen junkie-lover, der mich abwechselnd sabbern und zappeln ließ. das kann in summe auch eine robustere person schon mal aus der bahn werfen. es heißt ja, der mensch brauche fünf säulen - wohnung, job, partner, familie und freunde. einzig eine wohnung hatte ich, die ordentlich einzurichten mir ständig das geld fehlte.

diese durchaus nicht besonders glücklichen umstände trafen in meinem fall auf eine persönlichkeit, die über wenig widerstandskräfte verfügte. der selbstwertgefühl und vertrauen in jeder hinsicht fehlten, die selbstschädigende verhaltensweisen pflegte, und die sich gerne an menschen klammerte, die ihr stark erschienen, stets in der hoffnung, dass etwas von dieser stärke auf sie abfärbte. ein trugschluss: die meisten vermeintlich stärkeren persönlichkeiten walzten mich schlichtweg platt. mit ihrer zielstrebigkeit, ihrem geltungsbedürfnis, ihren sehr konkreten vorstellungen von normalität, die mich erstickten.

zum zeitpunkt des zusammenbruchs gab es eine einzige person, der ich vertraute. das objekt. es brachte mich in die psychiatrie, wo ich nach vier stunden wartezeit zehn minuten zeit hatte, meine symptome (vollkommen innere starre, isolation, suizidgedanken) zu schildern. ich sagte, dass ich vermutlich depressiv sei, was dann auch gleich dankbar als diagnose übernommen wurde: mittlere bis schwere depressive episode. schmeißt man medikamente drauf und gut ist.

meine ersten medikamente waren tetrazyklika. dass sie irgendwie wirkten, merkte ich vorwiegend an den nebenwirkungen. an ständiger schläfrigkeit, dauerkopfschmerz, noch mehr innerer starre, übelkeit und kreislaufproblemen. mein appetit war schon ziemlich im arsch gewesen, jetzt hörte ich ganz auf zu essen, nur um mich dann in heftigen fressanfällen vollzustopfen. das gehörte ebenfalls zu den offiziellen nebenwirkungen meiner psychopillen. mein überlebenswille schrumpfte gegen null. meine hausärztin, eine recht vernünftige ältere dame, drängte mich schließlich, mich um eine neue medikation zu kümmern.

also ging ich wieder in die psychiatrie und meldete artig an, dass ich meine psychiaterin sprechen wolle. die hatte zu tun. ich weiß nicht mehr, wie viele stunden ich der aufnahme saß. gegen 17 uhr erwischte ich endlich einen jungen durchgangsarzt. der sagte, er habe nicht so viel ahnung, da er chirurg sei, aber er kenne ein paar depressive, die mit escitalopram gut klarkamen. wenn ich wollte, würde er mir ein rezept ausstellen, damit ich es ausprobieren könne.

escitalopram wurde meine rettung. ich lief darauf mehr oder minder stabil, wenn auch nicht absturzfrei. ich erhielt daher zusätzlich nach und nach bedarfsmedikation - antipsychotika und eine ganze stange beruhigungsmittel. ich ergatterte einen therapieplatz. damit ging der wahnsinn weiter. der psychologe sagte mir, er halte mich nicht für depressiv, sondern lediglich für hypersensibel. ich solle mich um einen platz in einer selbsthilfegruppe kümmern. er nannte mir eine homepage, auf der die symptome von hypersensibilität beschrieben waren. einige trafen auf mich zu, viele andere nicht. ich schloss mich dennoch brav einer selbsthilfegruppe an, hatte aber sehr bald das bedürfnis, all diesen mimosen in die fressen zu hauen. ich konnte diese menschen nicht verstehen, fühlte mich noch mehr alleine und unverstanden und kapierte nicht, wie man als halbwegs intelligenter mensch auf quantenheilung und ähnliches hereinfallen konnte.

im sommer 2014 zerbrach meine freundschaft zum objekt und damit zum letzten menschen in dieser stadt, dem ich vertraute. es folgte eine stationäre aufnahme wegen akuter suizidgefahr. der behandelnde oberarzt schaute 20 sekunden in meine akte und kategorisierte mich unter borderline ein - interessanterweise genauso wie fast alle frauen auf der station. ich befasste mich ausführlich mit den symptomen von borderline und machte unzählige selbsttests. ich erfüllte einige wesentliche punkte der erkrankung, andere aber auch wieder überhaupt nicht. ich fragte den oberarzt, ob er sicher sei. ich erhielt daraufhin noch eine diagnose - bipolare störung. 

vier diagnosen und unzählige medikamente später gelangte ich an den punkt, an dem ich heute noch immer stehe: ich habe symptome einer depression, einige einer borderline persönlichkeit, bin ein bisschen hypersensibel dann und wann - und habe auch hin und wieder phasen, in denen ich sehr energiegeladen und schlaflos bin und damit ein merkmal der bipolaren störung erfülle. ich bin alles, aber alles ist auch so gut wie nichts. ich habe einfach einen etwas komplexen charakter, der sich mit den platten normen dieser gesellschaft nicht verträgt. und ich weigere mich, meinen charakter als krankheit zu bezeichnen, verficktescheißenocheins.

aus ärztlicher sicht kann ich die notwendigkeit von diagnosen sehr gut nachvollziehen. als psychiater triffst du einen fremden menschen und sollst in zehn minuten kapieren, was in dessen kopf vorgeht und was er zu tun gedenkt (amok laufen, suizid begehen, sich ritzen oder mit drogen zuschmeißen). und ihn dann von all dem effizient abhalten. die richtige pille wählen. keine leichte aufgabe. 

ich habe viele junge eifrige psychiater kennen gelernt, die nach dem schema eindeutige diagnose - eindeutige medikation verfahren und die seele behandeln wie einen schnupfen. wie auch in anderen berufen gibt es da leider sehr viele idioten, die patienten nicht als menschen betrachten, sondern als reparaturbedürftige maschine. meine aktuelle psychiaterin lässt mich machen. sie stellt mir meine rezepte aus, und wenn ich sie etwas frage, bekomme ich eine antwort. eine zurückhaltende, vorsichtige, abwägende, die mir sagt, dass ich mir selbst vertrauen darf. sie weiß, dass sie nicht in meine seele schauen kann, denn selbst wenn ich sie ließe, es wäre zu wenig zeit. sie lässt mich also selber hineinschauen und vertraut mir, wenn ich ihr sage, dies und jenes wäre jetzt gut.

welche medikamente wirken, welche nicht? die wesentlichen medikamente sind nicht chemischer natur. sie sind die struktur, auf die du dich einlässt, wenn sie dir ein arbeitsplatz mit positivem umfeld gibt. sie sind die lebendigkeit, die aus dem austausch mit anderen menschen - wohlgemerkt den richtigen! - entsteht und dich von innen warm und stark macht. sie sind reize und impulse, die nicht stressen, sondern deinen geist anregen und ihn auf eine gute, produktive art und weise beschäftigen.

dennoch hätte ich es ohne medikamente nicht geschafft. weil ich zum entscheidenden zeitpunkt nicht über die medizin des lebens verfügte. und ich bin nicht einmal sicher, hätte sie mir zur verfügung gestanden, ob ich sie hätte annehmen können. an dieser stelle haben die happy pills meines erachtens ihre berechtigung, egal ob placebo-effekt oder nicht.

im leben kann es für mich nur darum gehen, auf eigenen beinen zu stehen. so intensiv wie möglich jede minute auszukosten, ohne etwas zu bereuen. sich allen normen zu verweigern, sich trennen von personen, die mir nicht gut tun und keinen weitblick haben, und sich alleine einen individuellen pfad durch einen noch nie begangenen dschungel zu schlagen. wenn medikamente dabei helfen, ist es für mich persönlich in ordnung.

das schönste aber, was mir mein charakter, der in den augen anderer eine krankheit ist, geschenkt hat, ist die freiheit. eine unbedingte, intensive, manchmal etwas rücksichtslose und furchteinflösende freiheit. ich schenke sie denjenigen, die mir begegnen - und vielleicht, sehr vielleicht und nach gründlicher prüfung gehe ich dann ein stück weit mit diesen menschen zusammen. in aller freiheit.


Mittwoch, 2. November 2016

working class heroine

anstehender ärztekongress. ich arbeite an meiner rede, in der ich die marketingstrategie präsentiere, die ich im laufe der letzten monate mit meinem team entwickelt habe.

"stinklangweilig", sagt der luxus-mann.
"find ich leider auch, aber es ist nun mal vorschrift", erwidere ich.
"ich würde da nicht so viel zeit reinstecken."
"es ist aber das erste mal, dass ich vor einer horde weißkittel aus aller herren länder stehe und meine leistung verteidigen muss."
"warum verteidigen?"
"weil ärzte marketing überwiegend für überflüssigen scheiß halten und teils nicht mal facebook kennen. ich bin von vornherein in der defensive, muss aber so tun, als würde ich ihnen das leben und die existenz retten. die sollen ja auch nächstes jahr ihre anteile zahlen."
"aber es ist doch in der tat überflüssiger scheiß", grinst der luxus-mann.
"fall mir jetzt nicht in den rücken, sonst gibts nachher keinen blowjob!"

der luxus-mann grinst.
"und da stehst du dann vorn so in kostüm oder was musst du da anziehen?"
"so ähnlich. und später renn ich da im abendkleid rum."
der luxus-mann kichert.
"trag wenigstens deine totenkopf-ohrringe."
"du, das mach ich auch. wenn ich schon keine geliftete dekoschnecke bin, muss ich anderweitig negativ auffallen. immer subversiv sein. und immer authentisch bleiben."
"find ich gut."
"ich auch."

als ich die arbeit für den abend beende, frage ich den luxus-mann:
"hattest du heute nicht die erste videokonferenz deines lebens?"
"jo. war kacke."
"warum?"
"hab nicht geschnallt, wann die kamera an ist. und die pisser am anderen ende des bildschirm dann immer so: herr luxus-mann, herr luxus-mann, wir sehen sie nicht!"
ich lache.
"und dann wurde es peinlich, dann stellten die lauter fragen zur it-infrastruktur, und unser it-mann ist krank und war entsprechend nicht dabei, und mein chef war auch nicht da. also hab ich halt gesagt, gut, ich notier mir das und frage den it-mann, wenn er wieder da ist. und was machen die penner? schreiben meinem chef ne mail, dass ich ja wohl nicht so motiviert sei."
"arschgeigen."
"mir kanns egal sein, das was ich machen soll, mach ich ja, und es gibt im bereich finanzen niemanden, der das kann, von daher werden sie mich nicht rausschmeißen."
"wär auch schade. so wenig arbeit für so einen arsch voll kohle und so abartig viel urlaub hast du nirgendwo anders. verkack dir das nicht."
"nee nee, ich weiß das schon zu schätzen."

"dann heute kein alk und früh zu bett?"
"jo."
"mensch, wenn du da unterwegs bist, sehen wir uns ja ewig nicht."
"fast zwei wochen."
"viel handarbeit."
"oder du gehst mal wieder alleine aus und reißt dir ein weibchen. darfst du ja."
"oder so. wenn dir das nichts ausmacht."
"nö. aber du weißt, wenn du rumfickst, fick ich auch rum. gleiches recht für alle."
"schon klar. aber keine ärzte vögeln, ja?"
"warum? die verdienen auch gut."
"aber die operieren dich dann um. so wie ihre frauen. und dann bist du nicht mehr samara."
"das würde dir doch gefallen."
"nein. bloody bitch samara ist mir schon ans herz gewachsen."
"ans herz? du meinst, an den schwanz?"
"du brauchst mal wieder haue, scheint mir."
"ein kleiner fick wär mir aktuell lieber."
"lässt sich auch einrichten."
"na dann..."






Montag, 31. Oktober 2016

being samara

"ich bin ja eigentlich nicht so der fan von verkleidung", sage ich zum luxus-mann, der im bad vor der ganzkörperspiegel-wand steht und sich zum henker umstylt.
"ich finde das öde, wenn man auf ne kostümparty geht und dann total normal aussieht", erwidert der luxus-mann.
ich gucke in den spiegel.
"als was soll ich denn gehen?"
der luxus-mann betrachtet mich aufmerksam.
"du könntest ne coole junkie-braut abgeben, aber das bist du ja schon, das wäre langweilig."
ich haue dem luxus-mann auf den sack.
"aua, spinnst du, du willst doch später noch befriedigt werden, oder?!" schubst mich der luxus-henker weg.
"kannst du bitte mal konstruktiv sein?" maule ich.
der luxus-mann hält inne und denkt kurz nach.
"also, was mich persönlich echt heiß machen würde, wäre ne uniform. krankenschwester."
"ich hab aber kein schwesternkostüm."

der luxus-mann geht ins kinderzimmer und kommt dann mit einem schwesternkittel wieder.
"bitteschön. den hab ich mal meiner exfrau gekauft, aber die hat den nie getragen."
"passt mir das?"
"ihr dürftet etwa die gleiche größe haben."
ich schlüpfe hinein.
"passt!"
"sieht geil aus. dazu deine perücke... und das richtige make-up... perfekt."

kurz darauf bin ich ausgehbereit. kunstblutgetränkte schwesternuniform, strapse, schwarze langhaarperücke und clownweißes gesicht mit schwarz und grün geränderten augen.
"wie seh ich aus?"
"wer sind sie und was machen sie in meinem badezimmer?!"
ich kichere.
der luxus-mann grübelt:
"an irgendwen erinnerst du mich."
"jetzt kommt bestimmt gleich wieder ne story von einer, die du mal gefickt hast", lache ich.
"nee, ich musste gerade an einen horrorfilm denken... verdammt, wie hieß der nur?!"
"worum gehts denn da?"
"um so ein kleines mädchen, mit langen schwarzen haaren, das in so einem brunnen..."
"the ring, meinst du bestimmt."
"genau! und wie heißt die noch mal? samantha?"
"samara."
"ja! die mein ich. du siehst aus wie samara!"

dann wollen wir los zur bahn.
"fuck, die ist ja gesperrt, wir müssen mit dem blöden bus fahren", sagt der luxus-mann.
"nein, echt?"
wir schauen in die app.
"boah, anderthalb stunden dauert das! und 40 minuten rumstehen zwischendrin... da hab ich keinen bock drauf", sagt der luxus-mann.
"und nun?"
"wir fahren mit dem auto."
"bist du bekloppt, du hast schon drei drinks intus."
"wir fahren nen umweg, wo nicht so viele bullen rumstehen."
"auf deine verantwortung. aber heul mich nachher nicht voll, wenn der lappen weg ist."
"du weißt doch, solange ich das auto noch finde, bin ich auch nicht zu besoffen zum fahren."
"die bullen sehen das vielleicht anders."
"scheiß auf die bullen. schwing deinen arsch ins auto."

wir kommen problemlos zur party, wo wir vier sehr nette und nicht ganz alkfreie stunden verbringen.
dann tuckern wir über den umweg zurück.
"du siehst echt aus wie ein vollkommen anderer mensch", sagt der luxus-mann und schaut mich von der seite an.
"und gefällt dir das?"
"weiß nicht, es ist strange... aber irgendwie macht mich das auch voll an."
"hast du nen harten?"
"jupp. und der will auch gleich in deinen garten."
der luxus-mann streckt die hand aus und streichelt zart meinen nacken.
ich schnurre.
"das passt aber nicht zu samara."
ich fauche.
"schon besser", lacht der luxus-mann.

ich beuge mich hinüber und öffne dem luxus-mann die hose.
"hör auf, wenn mich die bullen anhalten, sagt der ihnen gleich hallo."
"ich hör aber nicht auf."
da fährt der luxus-mann abrupt rechts und mitten in eine baustelle hinein.
"schon mal auf ner baustelle gefickt?"
"nee. das ist so neu für mich wie für dich sex auf dem spielplatz."
"ausgezeichnet."

zuhause schleudert der luxus-mann springerstiefel und hose von sich, um dann sofort ins bett zu sinken. ich meine eine putze noch zähne, schminke mich ab und kämme die verklebten haare aus.
dann krieche ich zum luxus-mann unter die decke. wie immer neuerdings offeriert er mir die armbeuge zum einkuscheln.
"das mit dem zärtlichsein hälst du ja eisern durch", sage ich spöttisch.
der luxus-mann kneift mich in die nippel.
ich kreische.
"hör auf rumzuschreien, sonst kannst du gleich im kinderzimmer schlafen!"
"auja, in der eisköniginnen-bettwäsche unter dem sternenhimmel."
"ich würds dir nicht anraten."
"warum? verhaust du mich dann?"
"nee, aber die kleine hat sich schon wieder läuse eingefangen, und ich hab das bett noch nicht abgezogen."
"ih! da kribbelts mich gleich."
"hats mich heute auch schon. aber ich glaub, ich hab nix."
ich rutsche aus der armbeuge an den rand des bettes.
"geh bloß weg."
"hach, super, nicht kuscheln müssen und endlich platz..."
der luxus-mann breitet sich zufrieden aus und grinst mich an.
"bist du jetzt glücklich?" frage ich.
"nicht ganz. blas ihn mal noch n bisschen."
"und wovon träumst du nachts so?"
"ach komm, du willst es doch auch."
"stimmt leider."

"das war cool", seufzt der luxus-mann danach zufrieden.
"dann freu dich auf unseren urlaub, da hast du das den ganzen tag."
"ich glaube, ich sterbe mal in dir."
"die franzosen nennen den orgasmus ja la petite mort."
"appetit was?"
"den kleinen tod."
"achso. ja, kann hinhauen bei mir."
"selber schuld, du willst ja nicht zum arzt."
"nö. wenns vorbei ist, dann isses vorbei."
"wenn du pech hast, überlebst du schwerstbehindert."
"dann weißt du ja, was deine aufgabe ist, samara."
"haha. und deine kinder?"
"der große braucht mich eh nicht. und mit der kleinen, wer weiß, wie das dann ab der pubertät wird. dann ist sie vielleicht auch froh, wenn der alte nörgler abgenibbelt ist."
"ich finde den gedanken, dass meine eltern irgendwann demnächst sterben werden, sogar heute noch schlimm. kind bleibt man doch immer irgendwie."
"ist bei mir anders. zwischen meinen eltern und mir gibts null gefühle, noch nicht mal negative. die interessieren sich auch nicht für mein leben. neulich fragte mich meine mutter mal wieder, wo ich arbeite. ich meine, hey, ich bin jetzt seit 16 jahren in dieser verfickten firma, sie soll sich das endlich merken... und sonst bitte die fresse halten und mich in ruhe lassen."
"aber würdest du dir nicht was anderes wünschen?"
"klar. aber vom wünschen wirds auch nicht besser. jetzt lass uns aufhören, über so einen scheiß nachzudenken. lass uns lieber schlafen."

zehn minuten später schnarcht der luxus-mann bereits, während ich noch eine weile wach liege, die nase an seinen muskulösen oberarm gepresst, wo es zart und vertraut nach dem luxus-parfum duftet.